OK, wie immer bei mir was lang...
Also, ich lebe sehr saftes D/s und bin jemand, der an den freien Entschluß, aber auch an die Konsequenz davon glaubt. Und als solcher Mensch stehe ich auf dem Standpunkt:
BDSMler haben keine Sklaven. Auch in der extremsten TPE-Beziehung hat sich der sub-part freiwillig zu der Beziehung entschieden, weil sie ihm etwas bringt, und sei es nur die psychische Befriedigung, das Leben ganz einer Person zu widmen. Ich würde das vielleicht mit dem Leben tiefgläubiger Mönche oder Nonnen vergleichen, die ihr gesamtes weltliches Leben mit Freuden aufgeben, um sich mit der ganzen Existenz ihrem Gott zu widmen, gegen alle Widerstände und durchaus auch gegen natürliche Bedürfnisse wie eine Nacht durchzuschlafen, täglich zu essen, Sex zu haben oder zu sprechen,die sich kasteien, vielleicht sogar ihren Besitz verschenken, von dem leben, was ihr Gott ihnen zufallen läßt und oft auch in aller Öffentlichkeit ihr Bekenntnis zu diesem Lebenswandel durch sichtbare Zeichen kundtun.
Nur daß in diesem Fall der Gott nicht Jesus oder Buddha heißt, sondern der entsprechende Dom diese Rolle übernimmt und in dessen Namen und auf dessen Geheiß und Wille (hier sogar wirklich unmittelbar und nicht durch die "Vorgesetzten") das Leben vonstatten geht.
Und wenn ich hier in so vielen Posts zu den unterschiedlichsten Themen die tiefe Befriedigung der entsprechenden Subs quasi mitempfinden kann, so bin ich mir sicher, daß auch dieser Weg für die entsprechend geneigten Menschen zur Erleuchtung und dem Nirvana führen können. Und halt auch in die Sackgasse, das kannte auch Luther schon
!
Sklaven hingegen sind arme Schweine, die weder ihr Schicksal in der Hand haben, noch überhaupt als Mensch wahrgenommen werden. Selbst diejenigen, die sich hier als "Sklaven" bezeichnen sind keine, denn ein Sklave kommt nicht freiwillig zu seiner Existenz als Solcher, erfährt keine Befriedigung in seinem Tun, läßt sich nicht führen und bestrafen: ein Sklave ist die Analogie eines Haushaltsgeräts, das ich wenn ich wütend bin ohne Grund an die Wand pfeffere, und wenn es nicht das tut was ich will ohne Federlesens auf den Müll wandert um ausgetauscht zu werden. Er ist bei seinem Herrn, ohne auch nur im Geringsten etwas dazu oder dagegen zu können und ist entweder willenlos und gebrochen oder bald tot.
Und da kein Dom sein Sub im Kaufhaus kidnappen wird, um es dann als Gebrauchsgegenstand brutal zu brechen und mit Gewalt irgendwo festzuhalten und wenn es ihm über ist umzubringen oder nackt in die Gosse zu treten, sehe ich die Gefahr des Identitätsverlustes nicht: selbst wenn Sub sich total in Doms Hände gibt, ihn auf Knien an der Leine in die Fußgängerzone folgt und ihm das eigene Erbe überträgt, ist auch jede Unfreiwilligkeit zuerst einmal eine aktive, freiwillige Handlung von Sub, ja selbst wenn sie ihm sagt "...und wenn Du mich an den Nächstbesten verkaufst..." ist das ihr eigener Entschluß, und Sub muß mit der Konsequenz ihrer Entscheidung leben genauso wie ich das ggf. bei ungeschütztem GV muß! Sklaverei sehe ich eher beim gewalttätigen (Ehe-)Partner, der sein Gegenüber heruntermacht, schlägt um dessen Willen zu brechen, ihn bedroht und einsperrt oder ihm die Kinder wegnimmt. Und das ist weiß Gott typisch für alles mögliche, aber nicht für D/s!
My 2 cents
Micha