"Prägen Verhaltensmuster aus der Kindheit unser Verhalten?"
Die Frage impliziert ja schon ungeschminkt, dass dem so sei. Mehr noch, dass der Mensch vergleichbar einem Computer programmiert wird und dementsprechend auch umprogrammiert werden kann - so zumindest der von der Psychologie eingenommene Standpunkt; ein in hohem Maße materialistischer freilich nur; siehe dazu nur Hebb.Oder steht dahinter gar eine vereinfachende Ursache-Wirkung-Denke, die dazu dient, Schuldzuweisungen zu verteilen, weil die Menschheit reines Opfer (auch so eine Psychologisierung) ihrer jeweiligen Zeitepoche, GEsellschaft, Elternhaus und Peers ist?
Was dabei völlig außer Acht gelassen wird, ist z. B. die Tatsache der Selbstorganisation eines Systems (der Mensch als System der Synapsen und Nervenverbindungen - so sehen es die Neurologen, nicht die Psychologen) oder auch dessen, was in einem Menschen angelegt ist und erst recht dessen, was ein Mensch im Laufe seines Lebens lernt.
So betrachtet ist die Frage, in wie weit Verhaltensmuster aus der Kindheit prägen, nicht nur eine objektive Frage (Wer hat mich als Kind geformt?), sondern auch eine subjektive: Welche Verhaltensmuster, die ich mir selbst schon in der Kindheit, Jugend zugelegt habe, zeichnen mich als Mensch aus?
Und so brauche ich keine Psychologie, um aus dem riesigen Verhaltensrepertoire, das mir als Mensch offen steht, die für mich adäquaten zu wählen. Dazu braucht es nur, wie schon Seneca sagte (ich berufe mich zur Abwechslung mal auf einen Philosophen und nicht Psychologen): "Unsere geistige Haltung verleiht uns Adel ... Sokrates war kein Patrizier, Platon kein Adliger ... Warum glaubst du nicht, du könntest ihnen ähnlich werden? Adel verleiht uns unsere geistige Haltung, wenn wir die Kraft finden, uns aus jeder Lage über das Schicksal zu erheben."
In diesem Sinn: Allen die Kraft dazu!