@ Antaghar
Dann will ich mal versuchen, ob ich deine Frage so beantworten kann, das du nachvollziehen kannst, warum ich das differenzierter sehe.
Ich versuch das mal mit ein paar Vergleichen.
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Ich habe zwei sehr unterschiedliche Kinder. Meine Tochter hasst es, wenn sie geschimpft wird, eine kleine Rüge reicht, um sie völlig niederzubügeln. Mein Sohn hingegen ist da recht robust: Der braucht einen kräftigen Schuss vor den Bug, damit er kapiert, das jetzt gut ist.
Mein Sohn beschwert sich - irgendwo ganz zu recht - das seine Schwester NIE so sehr angebölkt wird wie er. Das ist wirklich ungerecht, nicht?
Aber mir geht es um die Wirkung, also die Verhaltensänderung beim Kind. Und die erziele ich bei meiner Tochter mit einer hochgezogenen Augenbraue, und bei meinem Sohn mit einem Anschiss. (Und bitte nicht glauben, das die armen Kleinen ständig gemaßregelt werden. Das ist jetzt nur ein Beispiel, ja?)
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Wenn du mir eine kleine Beule ins Auto fährst, ist mir das völlig egal. Die fällt zwischen den vielen anderen nicht auf (Hagelschaden, nicht Fahruntüchtigkeit :-). Wenn du das Auto meines Freundes verbeulst, dann ist das viel schlimmer - der liebt sein Auto, und ziemlich neu ist es auch noch. Das heißt aber nicht, das du jetzt aus Spaß an der Freud jeden Tag eine Beule in mein Auto machen sollst.
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Ein Kind das viel liest, wird sich durch Fernsehverbot nicht groß beeindrucken lassen, und ein Stubenhocker freut sich über Hausarrest. Für ein anderes Kind wäre das ganz furchtbar. Ist es gerecht, zwei Kindern Hausarrest zu erteilen für das gleiche Vergehen, wenn eines davon sowieso nicht gern raus geht, das andere aber schon? ICH empfinde so eine Strafe UNGERECHT, auch wenn beide die selbe Strafe kriegen.
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Ich versuche also, den Grundsatz
"Was du nicht willst, was man dir tu,
das füg auch keinen andren zu"
dahingehend zu erweitern:
Was der Andere nicht will, das man ihm tu,
das füge Ihm dann auch nicht zu. "
Ich passe also mein Verhalten den Grenzen des Gegenübers an, und gehe nicht davon aus, das jeder die selben Grenzen hat, oder die gleichen Grenzen hat wie ich.
Und irgendwie glaub ich ja nicht, das es jemanden gibt, der wirklich kein Problem damit hat, wenn man sein Auto klaut (ich hätte eines, ein ganz gewaltiges noch dazu). Vorsorglich klaue ich also lieber kein Auto.
Wenn jemand selber in bisschen schlampig ist, dann wienere ich die Küche auch nicht so auf Hochglanz wie bei einem Pingel. Ordentlich hinterlassen würde ich die Küche trotzdem, weil ICH mich sonst nicht wohl fühlen würde. Meine Grenzen achte ich nämlich auch :-).
Liebe Grüße, Nigra