Du und ich mögen nicht in allem hier einer Meinung sein, aber die Konsequenz, Entschiedenheit und Klarheit, mit welcher Du Deine Sichtweise hier vertrittst, nötigt mir Hochachtung und Respekt ab, so etwas imponiert mir (ich meine das aufrichtig und ohne jeden Sarkasmus, ohne Zynismus und ohne Ironie).
Meinereiner dankt. Ich freue mich ja immer über Komplimente und Beweihräucherungen.
Bricht einer in einer solchen, emotional aufgeladenen Situation einseitig eine Regel (auch noch eine, auf die er vorher bestanden hat), dann ist es durchaus im Rahmen der Möglichkeiten, dies als Kündigung zuu betrachten nach dem Motto: "Ich hab diese Regel zwar gewollt, aber jetzt bin ich geil, jetzt interessiert sie mich nicht mehr." Und dann sollte man auch so fair sein, das dem anderen zuzugestehen.
Richtig. Die Frage war aber eine Andere: Was ist das Versprechen dann noch wert? Und wie gesagt: Nicht nur die Frau erwartet(e), dass das Versprechen eingehalten wird, sondern auch der Mann. Und wie würde der andere Part reagieren, wenn einer von Beiden einfach mal eine Vereinbarung bricht?
Beispiel: In einer Beziehung wird normalerweise Treue verlangt. Treue ist ja auch so eine Art Versprechen. Beide vereinbaren, dass sie nur miteinander knutschen, vögeln, streicheln etc. werden. Eines Abends erwischt einer der Beiden seinen Partner mit jemand Anderem im Bett. Kommentar des Fremdgängers: "Ich war halt geil und habe unsere Vereinbarung einfach mal so gekündigt. Ist doch ok, oder?"
Wie wird jetzt wohl der betrogene Partner reagieren? Im besten Fall wird es, wie bei TE, darauf hinauslaufen, dass auch der/die Gehörnte auch auf die Treue scheißt, sich jemand anders sucht und ihn/sie durchnagelt.
In den meisten Fällen wird er/sie aber geschockt sein vom Partner, dass er/sie einfach mal so das Versprechen gebrochen hat - ohne Skrupel.
Mit der einseitigen 'Kündigung' des Versprechens ist nicht nur das Versprechen dahin, sondern auch die Treue, die Glaubwürdigkeit, die Zuverlässigkeit, die Verantwortung und die Ehrlichkeit.
Was soll der/die Betrogene in Zukunft noch von den Versprechen seines/ihres Partners halten? Er/sie glaubt doch dann gar nichts mehr. Das Vertrauen ist - für's Erste zumindest - dahin.
Und ich erkenne nicht so richtig, warum die partnerschaftlichen Grundprinzipien Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit, Vertrauen etc. plötzlich nicht mehr gelten sollten an bestimmten Orten unter bestimmten Bedinungen.
Ein Paar vereinbart bestimmte Regeln für einen Swingerclub (z.B. kein Fremdfick) und BEIDE gehen auch davon aus, dass der jeweils Andere sich daran hält, denn Beide vertrauen und glauben einander.
Im Swingerclub aber erwischt einer der Beiden seinen Partner plötzlich inflagranti mit Anderen.
Man kann mir hier erzählen, was man will, aber in unserem Fall hat die Frau etwas getan, was definitiv nicht vereinbart war. Und - schlimmer noch - sie hat die Vereinbarung eigenmächtig gebrochen - ohne Absprache mit dem Partner. Ob man das nun Kündigung nennt oder sonstwie, ändert nichts an der Sache. Es war etwas Anderes vereinbart. Ihr Partner hat - ebenso wie sie von ihm - erwartet, dass sie sich an die Vereinbarung hält. Man kann den Regelbruch der Frau quasi schon als Fremdgehen bezeichnen.
Wie glaubwürdig ist SIE jetzt noch? Kann ihr Partner ihr jetzt noch vertrauen? Sind Versprechen, die diese Frau abgibt, nur Lippenbekenntnisse? Wirft sie in Zukunft andere Versprechen auch einfach so über Bord?
Und nun zu IHM: Was macht er? Er denkt sich: "Scheiß auf das Versprechen. Wenn sie das Versprechen bricht, dann tue ich das jetzt auch und vögel mit einer anderen." Und auch ER macht mit seiner Fremdvögelei jetzt definitiv etwas Anderes, als ausgemacht war.
Er pfeift genauso auf das Versprechen wie sie. Er denkt sich quasi 'Auge um Auge, Zahn um Zahn'. Er selbst muss sich jetzt wiederum von Anderen - unter anderem seiner Frau - vorwerfen lassen: Wie glaubwürdig bist du eigentlich? Wenn ich ein Versprechen breche, brichst du es dann auch? Wenn ich in den Brunnen springe, springst du dann auch?
Wie sieht es jetzt mit SEINER Ehrlichkeit aus? Mit seiner Glaubwürdigkeit? Seiner Treue? Kann sie sich jetzt in Zukunft auch auf ihn immer verlassen? Oder muss sie davon ausgehen, dass, wenn sie mal Versprechen bricht, fremdgeht, ihn belügt und betrügt etc., er sich egoistisch dasselbe Recht rausnehmen wird wie sie?
Wenn schon Einer sich nicht an ein Versprechen hält, sollte dann nicht zumindest der Andere zeigen, dass ihm Versprechen doch etwas bedeuten? Was haben Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit, Versprechen, Zuverlässigkeit und Vertrauen in einer Partnerschaft noch für einen Wert, wenn nicht nur Einer der Beiden auf Versprechen pfeift, sondern der Andere es ihm als Reaktion darauf auch noch gleich tut? Wenn noch nicht einmal Einer der Beiden Rückrat beweisen kann, was nützen dann alle Versprechen zwischen Beiden? Er kann ihr nicht mehr glauben, wenn sie ihm in Zukunft etwas verspricht. Ebensowenig kann sie ihm aber glauben, wenn er in Zukunft ihr etwas verspricht. Denn mit seiner Handlung im Swingerclub hat er gezeigt: 'Ich halte mich nur solange an Versprechen, solange du dich auch daran hälst. Brichst du ein Versprechen, mein Vertrauen etc., nehme ich mir das Recht heraus, ebenso auf das Versprechen zu pfeifen.'
Sie kann sich also in Zukunft ebensowenig auf ihn 100%ig verlassen, wie er auf sie. Er ist für sie genauso unglaubwürdig, unehrlich und heuchlerisch geworden wie sie für ihn. Und wie soll man auf dieser Basis nun die Partnerschaft weiterführen?
Selbst wenn jetzt wieder alles in Butter ist beim TE: Wenn sowohl er als auch seine Partnerin viel von Glaubwürdigkeit und Ehrlichkeit halten, dürfte nach der beidseitigen Aktion im Swingerclub zumindest ein bitterer Nachgeschmack bleiben. Und wenn Beiden Versprechen eh nicht so wichtig sind - naja, dann kann man nur noch hoffen für die Beiden, dass die Partnerschaft das aushält.
Was wiegt schwerer? Ein Versprechen oder ein Versprechensbruch? Ist ein Versprechensbruch es wert, ein Versprechen generell fahren zu lassen? Oder hält man auch trotz eines einseitigen Versprechensbruch an einem Versprechen fest, um zu zeigen, dass zumindest einem selbst das Versprechen viel wert ist? Versteht man ein Versprechen nur als Gegenleistung auf das Versprechen eines Anderen? Oder sieht man ein Versprechen als eigene Aktion, das dem Partner die eigenen Prinzipien vor Augen führen soll und die nicht erst eine Gegenleistung auf das Versprechen des Partners ist.
Ein Versprechen gibt man, weil man selbst glaubwürdig sein und dem Anderen beweisen will, dass man sich auf ihn verlassen kann. Und wenn es in einer Partnerschaft um Treue, Glaubwürdigkeit, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Vertrauen, Sich-Fallen-Lassen etc. geht, dem Partner also zu beweisen, dass er/sie einem jederzeit vertrauen und sich fallen lassen kann, dann dürfen Versprechen nicht nur nicht gebrochen werden; das Versprechen in einer Partnerschaft darf auch niemals instrumentell betrachtet werden. Wenn ich etwas verspreche, dann nicht, weil mein Partner es auch tut, sondern weil mir Versprechen in einer Partnerschaft wichtig sind und viel bedeuten - auch noch nach einem Versprechensbruch des Partners.
Wenn einem Versprechen, Vertrauen, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit wichtig sind, weil man mit sich selbst diese Dinge verbindet, dann darf man die Einhaltung dieser Prinzipien nicht davon abhängig machen, ob sich auch andere daran halten. Wenn ich mit meinem Partner eine Vereinbarung habe, ihr glaube und vertraue, und ich ihr dasselbe Vertrauen und dieselbe Glaubwürdigkeit entgegenbringen will, dann muss dieses Vertrauen und die Glaubwürdigkeit auch dann noch zumindest bei mir bestehen bleiben, wenn der Partner versagt. Wenn schon der Partner sich nicht an Versprechen hält, so kann sich doch der Partner darauf verlassen, dass auch nach seinem Fehltritt er/sie weiterhin 100%ig einem vertrauen und sich an einem festhalten kann, und seine partnerschaftlichen Prinzipien Glaubwürdigkeit und Vertrauen wie Felsen in der Brandung stehen.