„Täterschutz geht oft vor Opferschutz.
Nein. Den Täter öffentlich zu machen schützt nämlich ein Opfer, dass bereits Opfer wurde, vor gar nichts mehr - die Tat ist schon geschehen.
Täterschutz geht aber vor präventivem Schutz potentieller Opfer. Es ist ein altes Thema, ob man Leute auch für Verbrechen bestrafen darf, die sie sehr wahrscheinlich begehen werden, um die zukünftigen, potentiellen Opfer zu schützen - "Minority Report" ist ein klassisches Beispiel für einen Film, der diese Thematik diskutiert.
In unserem Rechtssystem ist das so nicht vorgesehen - und ich persönlich finde das auch gut so. Denn was ist, wenn jemand z.B. öffentlich bloßgestellt und sein Leben ruiniert wird, er aber nie eine (weitere) Straftat begangen hätte? Oder, gehen wir einen Schritt weiter, wenn er durch seine Lebenssituation aufgrund dieses Vorgehens dann erst gezwungen wird, ein Verbrechen zu begehen?
„Eine Verhandlung wäre zwar öffentlich, aber man weiß erst gar nicht, wann was verhandelt wird.
Doch, klar weiß man das. Ist öffentlich einsehbar. Muss man nur nachschauen.
„Wird einer verurteilt und der Fall schafft es in das öffentliche Interesse (Presse), wird der Name dennoch nicht ausgeschrieben und das Bild kaschiert.
Ja. Denn unsere Gewsellschaft wird auch von einem Glauben darin geprägt, dass Menschen aus Fehlern lernen können. Und lustigerweise fordern das viele Menschen, die bei anderen Gerne radikal vorgehen würden, bei sich selbst dann doch auch.
Wurdest du schonmal geblitzt? Fändest du es ok, wenn du deshalb dein restliches Leben lang nicht mehr Autofahren dürftest?
„Eine Warnung der Bevölkerung entfällt somit, weil man heute niemanden mehr an den Pranger stellt. Auch die nicht, die es vorher selbst mit einem machten.
Richtig. Denn täte man das, würde man sich genau des selben Vergehens schuldig machen, wie derjenige, den man verurteilt. Konsequenterweise müsste man dann genauso verurteilt werden - alles andere wäre "mit zweierlei Maß messen". Es gibt dieses Prinzip in manchen Kulturkreisen noch... das Ende davon sind über Generationen geführte Familien-Fehden.
„Unser Rechtssystem fordert somit Sühne fast im Verborgenen.
Es fordert Besserung und wiedereingliederung in die Gesellschaft. Das Prinzip steckt hinter Bewährungsstrafen, hinter vorzeitiger Haftentlassung wegen guter Führung - und auch hinter Haftverlängerung wegen schlechter Prognosen.
Zusätzlich schützt unser System unsere Privatsphäre - und das ist auch wichtig, denn wäre das nicht so, würden wir im vorliegenden Fall gar nicht erst von einer Straftat sprechen.
„Eine Geldstrafe an den Staat, nicht an den Geschädigten, zumal für letzteres in einem zusätzlichen Zivilprozess (warum kann man das mit dem Strafprozessordnung nicht gleich verbinden?) kaum Geld zu erwarten wäre.
Erstens: du widersprichst dir. Du behauptest, es gäbe keine Entschädigung der Geschädigten, erwähnmst dann aber selbst die Möglichkeit eines Zivilprozesses.
Zweitens: wer legt denn fest, wie viel eine erlittene Rufschädigung, Bloßstellung oder seelisches Trauma in Geld wert ist? Man KANN das nicht mit Geld aufwiegen. Auch nicht mit irgendetwas anderem, denbn nichts macht das wieder gut oder gleicht das irgendwie aus. Also legt man willkürlich etwas fest, denn das ist das einzige, das man überhaupt tun kann.
„Rufschädigung ist ein billiges Delikt.
AUch, wenn, sagen wir mal, derjenige dadurch seinen Job verliert, sein Kind nicht mehr ernähren kann, das in eine Pflegefamilie muss, in der Schule fertig gemacht wird weil die Mitschüler vom Vater gehört haben, und die Kindheit eines absolut unbeteiligten Kindes so ruiniert wird?
Zugegeben ein extremes Beispiel aber... wo sit die Grenze? Wann ist eine Straftat "billig" und wann nicht? Wer entscheidet das? Das einzig Konsequente ist: NIE.
Meiner Meinung nach begehst du denn klassischen Fehler und verwechselst Rache mit Gerechtigkeit. Denn: die Schädigung wird dadurch in keinem Fall verbessert, aber zusätzlich ist ein weiteres Leben ruiniert. Dadurch gewinnt doch niemand. Auch nicht "die Gesellschaft", denn die hat einen weiteren Ausgestoßenen und mindestens einen weiteren Täter dazugewonnen, aber absolut nichts dafür bekommen.
So. Das ist aber mein letzer und EInziger Beitrag zu dieser Thematik - denn wieder gehört das zum Thema, noch ist es hier generell besonders erwünscht.