Ich denke man muss hier zwischen aktiver und passiver "Strafe" unterscheiden.
1)
Aktive Strafe ist eine willentlich ausgeführte Handlung, um den anderen etwas heimzuzahlen oder weh zu tun, im Sinne von Auge um Auge.
z.B. habe ich meine erste Freundin (bzw. waren wir zu dem Zeitpunkt gar nicht zusammen) angelogen, dass ich mit meiner Schwester was mache. Stattdessen war ich mit einem anderen Mädchen auf einem Tanzabend. Als ich ihr das erzählt habe, hat sie mir eine geknallt. Man beachte, dass sie vorher zwei mal die Beziehung betrogen hat. Meine Reaktion war, wenn sie das nochmal macht, werden wir sehen, wer der stärkere ist, so lasse ich mich nicht behandeln.
Mein Fazit: aktive Strafen finde ich ziemlich daneben. Entweder hat es was mit Rache zu tun, dem anderen Schaden zuzufügen, Dinge zu zerstören oder den anderen in seiner Handlungsfreiheit einschränken zu wollen.
2)
Passive Strafen sind eine bewusste Unterlassung etwas zu tun, was man normalerweise tun würde. Und ich denke hier, kann man auch nochmal unterscheiden zwischen.
a) unterlassen, aus dem Gedanken "geschieht ihm/r Recht", "jetzt siehst du mal wie es ist"
z.B. habe ich eine Nacht mal ziemlich kacke gebaut und habe das meiner Frau noch nachts gebeichtet. Ergo hat sie mich mal schön verschlafen lassen (den Wecker habe ich mir natürlich auch nicht gestellt gehabt). Sie hat mich einfach meine Konsequenzen am eigenen Leib spüren lassen, ohne mir zur Hilfe zu stehen, wie sie es sonst tun würde, wenn ich mich nicht daneben benommen hätte. Dafür kann ich ihr keinen Vorwurf machen.
Diese Gedanken hatte ich auch schon, dass ich so sauer war, dass ich mir dachte: "ja dann mach das mal schön alleine. Meine Hilfe bekommst du jetzt gerade nicht."
Spannend wirds, wenn der Partner in dem Moment um Hilfe fragt. Dann nehme ich das zumeist als Friedensangebot auf und helfe schon. Nur ungefragt, würde es mir schwer fallen.
b) unterlassen, weil man gerade selbst nicht in der (Gefühls-)lage ist, das zu geben oder zu tun, was man sonst tun würde.
Das ist wohl das am meisten beschriebene Beispiel hier im Thread. Ich ziehe mich temporär zurück, weil ich sauer und verstimmt bin und gerade Abstand von dem anderen brauche.
z.B. haben meine Frau und ich uns auch schon gestritten, dass ich erst einmal raus musste um den Kopf frei zu bekommen. Für sie war das schlimm, weil es eine Art verlassen werden war in diesem Moment.
Inzwischen sind wir darin besser geworden und können das selbst in schwierigen Momenten kommunizieren. Dass man nicht einfach nur rausgeht sondern es ankündigt und auch den Grund nennt, dass man erstmal Abstand braucht. Außerdem können wir beide inzwischen drauf vertrauen, dass so ein Zustand nicht lange anhält und wir zeitnah zueinander finden.
Sex- oder Liebesentzug fällt für mich weniger darunter. Meine Frau kann mir nicht wirklich den Sex entziehen, nur den Sex mit ihr. Aber der Sex mit ihr gehört mir ja nicht. Und um meinen eigenen Sex kann ich mich ja weiter kümmern.
Liebesentzug ist ähnlich. Wenn wir beide Rauchwolken haben, ist es verständlich, dass körperliche Zuneigung in diesem Moment schwierig ist.
Bei beiden Fällen von 2) ist im Ernstfall sowas schnell vergessen. Da stehen wir dann doch füreinander ein.
Le Sybarite