„Wir haben in den letzten Monaten ein paar klare Handlungsmaximen für uns ganz persönlich entwickelt, die grundsätzlich einmal davon ausgehen, dass ein einmal existierendes Virus nicht wieder „verschwinden“ wird.
So sehr hier das Prinzip „Hoffnung“ auch um sich greifen mag, für uns war es noch nie unser Leitgedanke.
Natürlich verschwindet das Virus nicht. Und da das mit der lebenslangen Immunität inzwischen auch geklärt ist (= es gibt sie recht sicher nicht), ist auch das mit der Durchseuchung hinfällig.
Was aber nicht hinfällig ist, sondern immer näher rückt, wie es aussieht: ein Impfstoff.
„Sonst würden wir bei vielen Dingen immer noch bis zum Sankt Nimmerleinstag vor uns hin hoffen.
Ich bin relativ überzeugt davon: sollte sich rausstellen, dass Impfen nicht als Dauerlösung in Frage kommt, wird man nach und nach politisch wie gesellschaftlich dazu übergehen, sich damit abzufinden, dass wir eben jetzt eine potentiell tödliche Krankheit mehr haben. Die Behandlung wird eh jetzt schon immer besser, die Todesrate wird dadurch weiter sinken.
Aber muss man denn JETZT schon resignieren, wo es momentan sehr wahrscheinlich ist (erstmal, solange keine anderen Ergebnisse vorliegen), dass es eine wirksame Impfung bald geben wird?
„Zielerreichung, Lebenszufriedenheit und positives Erleben gleich Null.
Also mein Leben ist trotz Corona und sogar übererfüllen der gesetzlichen Vorgaben alles andere als "NUll Lebenszufriedenheit". Klar gibt's Dinge, die ich vermisse, und ja, BDSM-Spielveranstaltungen gehören beispielsweise auch dazu. Aber dadurch sinkt meine Lebensqualität nicht auf Null.
Zielerreichung? Also momentan hat sich die Infektionsrate messbar stabilisiert, wenn sie nicht sogar langsam sinkt (dadurch, dass die Testkapazitäten langam wieder an ein Limit stoßen kann das freilich täuschen). Nichts anderes ist doch Ziel der politischen Maßnahmen.. also doch, ich sehe das als erreicht.
„Auf ein „Ende der Seuche“ zu warten halten wir für eine Illusion. Auch ein Impfstoff wird uns nicht von unserer Verantwortung für uns selbst und für andere befreien können.
Sicher kann er niemanden von der Verantwortung befreien. Aber die Art der Verantwortung ändert sich. Momentan ist jedes Mitglied unserer Gesellschaft dafür verantwortlich, dass möglichst keine Risikopatienten infiziert werden - zumal bekanntermaßen momentan schon gar nicht mehr jedem Fall akurat geholfen werden kann, da die Behandlungsplätze nicht ausreichen.
Mit einer Impfung können sich diese Menschen effizient selbst schützen - und die Verantwortung andere beschränkt sich darauf, Viren ganz allgemein nicht extra zusätzliche Möglichkeiten zur Ausbreitung zu bieten, in dem man schon jegliche grundlegende Hygiene vernachlässigt. Das ist etwas ganz andres!
„Sex mit anderen Menschen?
Ja, warum nicht. Wir können uns nicht auf ewig in die Selbstisolation begeben und voneinander abschotten.
Solange das jeweils nur ein paar wenige Menschen sind, idealerweise aus dem selben Haushalt (so dass man im Falle einer Infektion das ganze nicht super weit verteilt, sondern eher begrenzt - Leute aus mehreren Haushalten stecken zu Hause halt sonst gerne weiter Menschen an), spricht da nichts dagegen.
Bitte,
@******rah, nehmt den jetzt folgenden Teil nicht als Kritik an euch (denn ich hab euren Post auch zu Ende gelesen und weiß, wie ihr das alles meint), sondern zur Klarstellung und EIngrenzung dessen, was ich dazu denke - euer Post dient hier nur als Aufhänger!
Falls das aber mehrere Menschen sind: bitte bedenkt, liebe Mitmenschen, dass diese Menschen auch einkaufen gehen, öffentliche Verkehrsmittel benutzen, eventuell ab und an in einen Aufzug steigen, und so weiter. Alle Menschen, mit denen sie dabei in Kontakt kommen, oder die Aufzüge innerhalb der nächsten paar Stunden nach diesen Personen verwenden, machen ebenfalls eine Risikoabschätzung, ob ihnen die Aktion das Risiko wert ist. Dabei gehen sie aber davon aus, dass andere Menschen versuchen, ihre Kontakte zu limitieren. Das tut ihr in diesem Fall dann nicht, und die Menschen mit denen ihr euch trefft ebenfalls nicht - und damit gefährdet ihr Andere, die diesem Risiko nicht zustimmen konnten, weil sie es gar nicht kennen.
DAS ist dann das, was daneben ist.
„Und dazu gehört für uns eine individuelle Risikoabwägung, die jeder für sich selbst und für seine eigene Lebenssituation treffen muss.
Ganz richtig. Aber sobald Fremde menschen beteiligt sind - und solange sich Gruppen, die sich treffen, nicht nach außen abschotten ist das früher oder später immer der Fall - sollte man sich so verhalten, dass diese Menschen ebenfalls Teil der Risikoabwägung sind.
Du kannst mit einem Schild rumlaufen, auf dem steht "ich hab mich gestern mit vielen Menschen getroffen und die Wahrscheinlichkeit, dass ich infiziert bin, ist daher höher als normal" - und dann beobachte mal, wie viele Menschen das Risiko, in deiner Nähe oder mit dir in einem Raum zu sein auf einmal nicht mehr eingehen möchten.
Das zeigt: Menschen gehen normalerweise davon aus, dass du dein persönliches Risiko erkrankt zu sein so gering wie möglich hältst. Klar musst du das nicht so tun - aber dann musst du das auch Anderen gegneüber so offen kommunizieren, damit deren Risikoabwägungen stimmen.
Das ist wie mit STI: ich KANN sagen "mir ist egal, ob ich mit HIV infiziert werde", und niemand kann mich davon abhalten. Dann aber mit löchrigem Kondom ("besser als gar kein Schutz" - hier als Vergleich mit einem Mund-Nasen-Schutz, der nämlich genau das ist) Sex zu haben, ohne zu erwähnen, dass man keinen Wert auf vermeidung von HIV legt, wäre dann aber eben NICHT mehr ok.
Daher:
„Ein Paardate im kleinen Rahmen? Warum nicht, wenn die Risikoabwägung das zu lässt.
Ein Besuch im Casino? Eine kleine, private Party mit einer handvoll ausgesuchter und achtsamer Menschen, wenn wie im Sommer die Zahlen sehr niedrig sind? Klar.
In Hochzeiten der Infektionen einmal die Füße stillhalten und nichts unternehmen? Für uns auch selbstverständlich - wobei wir da als Paar leichter reden haben als Singles, völlig klar.
[...]
Dass wir dabei gesellschaftliche und gesetzliche Regeln einhalten ist für uns selbstverständlich.
Und genau so ist es eben richtig und cool.