Ich hatte gegen Ende meiner Ehe zwei längerfristige Affairen, die zum Teil parallel liefen. Dem ging voraus - nach 10 lieb- und sexlosen Jahren und darin zahllosen Versuchen meinerseits, miteinander zu reden oder auch mein/sein Verhalten und Gewohnheiten zu ändern, Anregungen zu bieten pipapo, und zwei an seinem Desinteresse gescheiterten Paartherapien - dass ich ihm, da er sich partout nicht scheiden lassen wollte, die Ehe ganz offiziell und feierlich aufgekündigt habe. D.h., wenn schon keine Scheidung, dann getrennte Schlafzimmer und jeder kann manchen und lassen, was er will - halt WG der Eltern mit den Kindern (Haus war groß genug dafür). Den Ehering habe ich ihm zurückgegeben. Er war damit einverstanden - nicht wirklich, aber da er keine Lust hatte, irgendwas zu ändern, war das wohl die bequemste Lösung für ihn.
Wie auch immer, wir blieben erstmal verheiratet und ich fühlte mich trotzdem frei gesprochen von dem Eheversprechen und habe mich erst nun interessierten und für mich interessanten Fremdmännern zugewandt. Vorher war das keine Option, da ich ja unsere Ehe retten wollte. Da da nun nichts mehr zu retten war, ließ ich mich auf erst eine und dann eine zweite Affaire ein. Beide längerfristig, ich bin nicht so für unverbindliche Techtelmechtel.
Mit dem einen Mann bin ich immer noch gut befreundet, er ist ein sehr guter und toller Kumpel geworden, den ich nicht mehr missen möchte. Der andere wurde nach drei Jahren schwer krank und starb dann später auch an dieser Krankheit. Auch in dieser Zeit (die Affaire war da auf meinen Wunsch schon ausgeklungen) haben wir uns noch getroffen, zum Kaffee und reden, bis ein paar Tage vor seinem Ableben. Seine Frau wusste von der Affaire mit mir, sie war dahingehend Kummer gewohnt, da er 'schon immer ein Mann der Frauen gewesen war'. Sie kannte mich und ich sie, es war eine friedliche Koexistenz, und beim Abschiedsbesuch bei ihm zu Hause war sie dabei und ich habe mich bei ihm bedankt für die Zuwendung und Kraft, die er mir in einer für mich schwierigen Zeit gegeben hat, und dass ich ihn nie vergessen werde. Bei ihr habe ich mich entschuldigt, falls ich ihr Kummer bereitet habe, aber sie hat nur abgewunken. (Wer hierüber meckern möchte, muss das ohne mich tun.)
Der andere, zweite Mann hat mir auch unglaublich gut getan, und ich ihm. Wir haben uns in schwierigen Zeiten den Halt gegeben, den wir in den jeweiligen Ehen nicht mehr gefunden haben. Wärme. Verständnis. Jemandem zum Herz ausschütten, zum Halten, wärmen, begehren und begehrt werden, zum nachts anrufen und was vorheulen und auch mal derbe den Kopf zurecht rücken. Zum Lachen, Sorgen vergessen, Pläne entwerfen und umsetzen, Mut machen.
Beide Affairen waren sehr viel mehr als reiner Sex. Aber auch der Sex hat einfach so gut getan... Ich habe mich wieder als Mensch gefühlt, nicht nur als Mutter- und Ehebot.
Beide Affairen waren 'heimlich', da wir zu Hause schon genug Konfliktherde hatten und ich dem nichts zufügen wollte. Es wurde auch niemandem etwas genommen, da beide Affairenmänner zu Hause auch lange keinen Sex mehr hatten und ich ja auch nicht.
Mir ist das vollkommen wumpe, ob andere das als verwerflich ansehen oder nicht. Beide Männer haben mir so gut getan, das wiegt ein bisschen moralinsaures Gemecker locker auf.