Manchmal sind platte Gedanken überhaupt nicht falsch. Man kann sich einem Problem (so es eines ist) analytisch nähern, man kann aber auch aus persönlichen Erfahrungen folgern. Ich hatte die "Stellung" eines Doms mehrfach inne und ich habe mich oft mit Frauen unterhalten, die als Femdoms unterwegs sind.
Platt oder aus einer vorschnellen, persönlichen Perspektive heraus würde ich meinen, der männliche Dom steht für einen Leistungskatalog und eine zuschreibbare Qualität in dessen Erfüllung und die weibliche Dom dient vielfach der Projektion und radikalen Anbetung. Beides stammt aus der Perspektive submissiver und/oder devoter Menschen.
Gemeinsam haben dominante Männer und Frauen, dass sie selbst auch als soziale Wesen und Beziehungsmenschen mit eigenen Bedürfnissen wahrgenommen werden wollen, hier liegt für mich ein echter Knackpunkt.
In den allermeisten Diskussionen, die sich um "Den guten Dom" drehen, geht es um den perfekten Erfüller von Sehnsüchten, nicht um den alltagstauglichen Beziehungspartner, nicht um den Familienmenschen, nicht um den verlässlichen Freund und auch nicht um den selbstbestimmten Liebhaber. Kann sein, dass das alles vereinzelt auch eine Rolle spielt, es hängt aber an einem dünnen Faden; dem der eigentlichen Zweckentsprechung.
Ich weiß, es gibt Ausnahmegeschichten, ich kenne welche. Sie scheinen aber nicht repräsentativ zu sein.
Ich habe auch in diesem Spiel der Bereitstellung von dominanten Talenten zur Bespaßung, sexuellen Befriedigung, Wegbegleitung mitgespielt und habe mich (besonders zu Anfang) bereitwillig der submissiven Evaluierung gestellt und Lob abgeholt. Ist ein bisschen wie im Job.
Darauf habe ich lange schon keine Lust mehr. Ich will überhaupt kein Guter Dom sein, ich will auch keine Gute Sub an meiner Seite haben. Ich suche, wenn ich jemals danach suchen sollte, nach jemandem, dessen Persönlichkeit mich inspiriert, der aufrichtig und verlässlich ist und dessen sexuelle Präferenzen auf sympathische Art und Weise sich mit meinen ergänzen. In solch einer Beziehung haben beide gleichermaßen Anteil am Gelingen und am Gestalten von Liebe und Sexualität.
Ich schätze, ganz platt, der Gute Dom ist eine arme Sau. So lange er es bringt, ist er gut im Spiel. Wenn er nachlässt, steht er allein da.