Sie schreibt:
Spät in der Nacht, es ist schon dunkel, ich liege im Bett neben meinem Mann und schlafe. Plötzlich ein Geräusch, ich schrecke hoch und gehe ins Wohnzimmer, von wo das Geräusch kommt. Da steht eine Gestalt. Eine kleine, leuchtende Gestalt. Als großer Fan von Charles Dickens kommt sie mir entfernt verwandt vor, ich halte sie für den Geist der vergangenen Weihnacht. Gut, das Datum würde passen, aber ich hielt mich jetzt nicht unbedingt für einen Scrooge. Was wollte der Geist also von uns? Außerdem war der Geist etwas leichter bekleidet als ich ihn in Erinnerung hatte. Zwar trug er ein weißes Nachthemd, das war aber Recht durchsichtig.
Der Geist sah mich an und ich fragte: "Bist du der Geist der vergangenen Weihmacht?"
Und er grinste und sagte: "Nein, ich bin der Geist deines vergangenen Sexlebens. Das, als du 18 warst. Du erinnerst dich? Da war an sich noch nicht viel los, aber du hast gerne diese Bücher gelesen, in denen es um SM-Fantasien ging. Kaum vorstellbar, dass dich das später Mal selbst betreffen würde, oder?" Er zwinkerte und verschwand.
Während ich noch schockiert dastand, tauchte auch schon der nächste auf. Ganz so schnell war das bei Scrooge aber nicht gegangen, oder?
Dieser Geist sah dem der gegenwärtigen Weihnacht nicht sonderlich ähnlich, bis darauf, dass er riesig war. Er sah auf jeden Fall glücklicher aus, als der erste. Dabei war er in zwei Hälften geteilt. Die eine war mir ein bisschen Nachthemd mit Spitze bedeckt, das an so einem Geist schon seltsam aussah. Die andere Hälfte war gefesselt, mit Armkettem, Seil, Augenbinde und Knebel. Bevor er was sagen konnte, meinte ich schon: "Lass mich raten? Der Geist meines gegenwärtigen Sexlebens?" Er lachte dröhnend und nickte. "Genau. Da haben wir eine spannende Kombination, wie du an mir siehst. Manchmal magst du es gemütlich kuschelig, manchmal aber auch etwas härter und mit Dingen wie diesen hier." Er hob eine Peitsche und Nippelklammern, die er in der Hand hielt. " Die Seite könnte man auch Mal wieder etwas ausbauen, oder findest du nicht? Sie gefällt dir doch so." Und mit einem zwinkern verschwand auch er. Und er hatte Recht, diese Seite könnte Mal wieder stärker in den Fokus rücken, oft ging sie im Alltag etwas verloren.
Nun war ich aber gespannt auf den nächsten Geist. Wenn wir wieder bei Dickens wären, käme nun der meines zukünftigen Sexlebens und ein Blick in die Zukunft ist immer spannend. Ich hoffte nur, dass dieser nun gar keine Ähnlichkeit mit dem Dickenschen Geist hatte, ein Sensenmann für mein künftiges Sexleben wäre nicht so toll. Als er dann tatsächlich erschien, hatte er aber quasi keine Gestalt, er war schwer zu greifen. Vielleicht, weil er eben aus der Zukunft kam. Nur deine Stimme konnte ich hören: "Jetzt bist du gespannt, was? Aber ich verrate nicht zu viel. Nur, dass du dir keine Sorgen machen musst. Es geht weiter, und es geht gut weiter. Ihr werdet viel Aufbauen und neu erleben und dem ganzen einen neuen Raum - ganz wörtlich - geben. Da seid ihr auch vor den beiden kleinen Störenfrieden sicher, die noch in eurem Leben auftauchen werden."
Dann verschwand der Nebel und ließ mich allein zurück. Dass klang doch gut. Ein Raum für Sex - ein eigenes Spielzimmer war auf jeden Fall auch gut, und was er mit den beiden Störenfrieden gemeint hatte, konnte ich mir auch denken. Zufrieden ging ich zurück zu meinem Mann ins Bett. Als ich am nächsten Morgen erwachte, wusste ich nicht, ob alles ein Traum gewesen war, aber ich wusste, ich würde die Dinge umsetzen.