Schon interessant, wie hier die Empfindlichkeiten liegen
- und Danke an
@****yn für die Einblicke in die Hentai- und DD/lg Szene; dass es da so tiefe semantische Ausprägungen gibt habe ich nicht gewusst. Interessant.
Der
Silberblick ist übrigens eine Erfindung (oder Entdeckung) der Renaissancemaler - wenn man Augen absolut parallel und gleichmäßig malt, "starrt" ein Gesicht ins Leere. Wenn man sie aber ganz leicht zur Mitte verschiebt, entsteht der Eindruck, dass das Gesicht lebendig ist, den Betrachter anschaut und ihm mit den Augen folgt, egal wo er steht. Die Mona Lisa ist eigentlich allein wegen dieses Effekts so berühmt geworden.
Kommt dieses leichte Innenstellung der Augen bei Menschen vor, entsteht ebenfalls so ein Effekt - auch wenn der Betroffene den Betrachter gar nicht direkt anschaut, ist der Eindruck derselbe. Der Betrachter hat das Gefühl, das jemand Augenkontakt herstellen will - und im Umkehreffekt werden Menschen mit Silberblick daher öfter angesprochen. Das muss gar kein besonderer Fetisch oder eine Vorliebe sein, der Effekt ist eher psychologisch als erotisch.
Tatsächliches
Schielen geht über eine Abweichungsgrenze von 2-3° hinaus und hat historisch bedingt oft eine eher negative Auslegung: Die Lehren der umstrittenen Physiognomie, die aus dem Aufbau des Gesichts Rückschlüsse auf den Charakter ableiten wollte, haben sich teilweise bis heute gehalten. Schielen, der "scheele" oder schiefe Blick, wurde interpretiert als Zeichen der Dummheit, Bosheit, Habsucht, Lust, Unehrlichkeit und Wahnsinn - und immer weiter ins gesellschaftliche Unterbewusstsein gegeben. Hexen schielen, der Glöckner von Notre Dame, Frankenstein, bis hin zu heutigen Bösewichten wie Peter Pettigrew oder dem Joker schielen.
Daher stößt Schielen wohl noch auf recht viel gesellschaftliche Ablehnung, und zwar je stärker, desto heftiger. Psychologisch ist ebenfalls ein Effekt vorhanden, wenn der Betrachter nicht mehr weiß, welches Auge ihn ansieht, und sich fragt, warum das andere an ihm vorbei sieht.
Was das Schielen attraktiv machen kann, ist der Aspekt der Lust, der ich angesprochen hatte - vor Ekstase den Fokus zu verlieren und selbst über den Blick keine Kontrolle mehr zu haben, das kann sich bis zu einer erotischen Vorleibe entwickeln, in der schielende Partner umso enthemmter oder sensibler wirken.
Ich selbst bin da recht gewöhnlich - ich finde den leichten Silberblick attraktiv, und echtes Schielen wird ab einem gewissen Punkt ein Störfaktor. Besonders verwirrend fand ich eine Dozentin, die auf beiden Augen eine starke Außenstellung hatte - also den Eindruck vermittelte, links und rechts am Gesprächspartner vorbei zu schauen. Da fällt die Konzentration auf ein normales Gespräch recht schwer.