„Hey,
@*********rin87 !
Da hast du deinen Finger aber in eine weit verbreitete Wunde gelegt...!
Ich nenne es "Die Tragödie der Liebe im Kapitalismus":
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1. Akt:
Wir alle sehnen uns aus tiefstem Herzen danach, uns so, wie wir sind, mit allem, wie wir sind, angenommen, geliebt und willkommen zu fühlen.
2. Akt:
Die allermeisten von uns lernen bereits in ihrer Kindheit, dass sie so, wie sie sind, nicht wirklich liebeswert und willkommen sind. Dass sie sich anstrengen müssen, um die Liebe und Anerkennung anderer Menschen zu verdienen. Und darüber hinaus, dass ihre Schwächen, Ängste und emotionalen Wunden, ihre Unvollkommenheit, Unsicherheit und Verletzlichkeit, etwas sind, das sie vor anderen verstecken müssen.
3. Akt:
Diese Erfahrungen wiederholen sich so lange, bis allein die schiere Möglichkeit, uns von einem anderen Menschen wirklich geliebt und wahrhaftig angenommen zu fühlen, aus unserem Geiste verschwindet. Parallel dazu verfeinern wir uns in den Strategien und Techniken der sozialen Manipulation. Wir lernen, uns zu verstellen. Wir lernen, unsere wahren Gedanken und Gefühle zu verbergen. Wir lernen, andere Menschen so zu behandeln, dass sie das tun oder lassen, was wir wollen oder eben nicht wollen. Wir lernen, uns emotional zu schützen. Wir legen uns ein dickes Fell zu, eine Kreidestimme oder ein zweites Gesicht. Dabei dürfen wir uns selbst auf die Schulter klopfen: Höchstwahrscheinlich sind auch wir selbst im Laufe der Jahre in diesen Dingen ziemlich gut geworden.
4. Akt:
So ausgestattet begegnen wir nun einander in der Liebe. Als Experten in der Unterdrückung und Verschleierung von Gedanken und Gefühlen. Als Profis in Sachen Täuschung und Manipulation. Und noch immer sehnsüchtig danach, einen Menschen oder Ort zu finden, an dem wir uns wirklich willkommen und geliebt fühlen.
5. Akt:
Da wir selbst unseren Liebespartnern nicht wirklich aufrecht und ehrlich begegnen, spüren wir selbstverständlich, dass das, wonach wir uns in der Liebe und im Leben sehnen, in unserer Liebesbeziehung nicht gegeben ist. Mehr noch: Immer wieder erhalten wir Zeichen dafür, dass auch unser Liebespartner uns gegenüber nicht wirklich echt und transparent ist. Irgendetwas scheint er oder sie vor uns zu verstecken. Was uns nur darin bestärkt, auch von uns selbst niemals wirklich alles preiszugeben.
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Ganz schön verzwickt, was...?!
Andererseits... Mit auch nur ein bisschen Nachdenken wird dieses Spiel in meinen Augen derart fadenscheinig, dass uns eigentlich klar sein müsste, wohiun wir damit kommen.
Seit ich diesen Zusammenhang durchblickt habe, führe ich ausnahmslos nur noch Liebesbeziehungen, die der Prämisse "100% echt" genügen.
Ich gebe zu, das ist immer mal wieder ganz schön herausfordernd... Was dabei herauskommt jedoch, ist um so vieles besser als alles, was ich vor diesem Commitment in der Liebe erleben durfte.
Aufrichtigkeit in der Liebe braucht Mut.
Aber alter Schwede -> der lohnt sich!
Ich gebe dir in allen Punkten absolut recht und wie du sagst, es braucht Mut in der Liebe aufrichtig zu sein bzw. aufrichtig/ehrlich zu werden.
Wenn diese Entwicklung in einer Beziehung gelingt, braucht es dann noch mehr Mut und Vertrauen frühere Lügen in Wahrheit zu wandeln.............erst dann können beide Partner wirklich frei sein und der damals belogene erfährt Wertschätzung, Respekt und das Gefühl von tiefem Vertrauen, wird befreit vom fiesen Spiel des Gedankenkarussells. Der ehemals Lügende schenkt sich selbst diese Werte.
Aber wie gesagt, das braucht unglaublich viel Mut und Vertrauen in die Liebe. Wenn diese Schritte gelingen, wer weiß, was dann noch alles möglich ist...................