„Nun frage ich mich, ob der Subspace aus BIOCHEMISCHER oder PSYCHISCHER Sicht nicht sowas wie eine Schutzreaktion des Körpers und/oder der Seele ist auf extreme Reize welcher Art auch immer, wo klar ist, dass es kein Entkommen gibt, und der Körper / die Seele nur die Möglichkeit sieht, dies auszuhalten, indem er völlig abdriftet?
Deine Frage impliziert ja aber schon gleich mit, dass es sich dabei grundsätzlich um was negatives handelt. Dabei muss man aber sowohl die phys. wie psych. Mechanismen neutral und objektiv betrachten. Erst unter subjektiver Betrachtung kann man wertende Schlüsse ziehen und damit auch entsprechende Begriffe.
Wenn jemand wieder und wieder gegen seinen Willen misshandelt wird, kann es durchaus sein, dass derjenige sich dann mental zurück zieht, in eine Art Traumwelt abdriftet, damit die Seele keinen Schaden nimmt. So gesehen kann man hier also def. von einem Schutzmechanismus sprechen.
Wer aber dev/maso veranlagt ist, für denjenigen ist der Subspace kein Zufluchtsort als Schutzmaßnahme sondern Sehnsuchtsort der eigenen Neigung. Man flüchtet nicht dahin, weil mans nicht mehr aushalten kann, sondern lässt sich dahin bringen, um den Höhepunkt, den Rausch seiner Neigung zu erleben! Ähnlich wie der Höhepunkt beim GV.
Entscheidend ist ob man eine Neigung bzw. Veranlagung dazu hat oder nicht und ob das selbstbestimmt geschieht. Biochemisch mag ja dasselbe passieren, wie es auf einen wirkt, bestimmt dann die jeweilige Psyche. Das ist individuell und subjektiv zu betrachten um abschließend sagen zu können- war es eine Schutzreaktion oder ein mentaler Höhepunkt bzw. Rausch. Aber- auch da führen nicht alle Wege nach Rom, auf dem Weg dahin kann auch viel schief gehen und das nennt man dann Absturz. Und so wie es klingt, so kann man es sich auch vorstellen. Statt Höhenrausch ist man (ziemlich) am Boden zerstört.
Ich verstehe dass es für Außenstehende wie eine Schutzreaktion aussehen muss, schließlich sehen die Handlungen im BDSM ja auch furchtbar aus. Das kann ja dann schon gar nicht anders sein. Diese Gefühlswelt ist nicht-geneigten auch wahrlich schwer nahezubringen. Es gibt sie aber, diese andere Seite, wo man diese Dinge wortwörtlich gegenteilig erfährt- und zwar positiv. Daher halte ich es für gegeben, diese Dinge nach Möglichkeit nicht gleich wertend zu klassifizieren, alá das kann ja (doch) nur eine Schutzreaktion sein. Nicht alles was so aussieht, ist es dann auch. Aber ja, ich verstehe was du meinst
Übrigens, die Rückkehr aus dem Subspace ist auch wieder etwas individuelles. Nach einem solchen Endorphinrausch sollte man Sub nicht gleich allein mit sich lassen, auch auf dem Rückweg kann es noch einen Absturz geben. Oder den s.g. Sub-Drop, wo man sich wie fallen gelassen fühlt. Viele wollen oder brauchen hier das s.g. auffangen und mehr oder weniger Nachsorge (aftercare). Auch dafür muss Zeit sein- Stunden oder auch Tage!
Abgesehen von biochem. Prozessen, sind das sehr intensive psych. Erfahrungen. Wenn man die Neigung hat, ist das auch Teil von einem. Davor sucht man keinen Schutz, sondern findet seine Erfüllung darin. Der einzige Ort, wo man für eine gewisse Zeit ganz sich selbst sein kann, ohne funktionieren zu müssen. Das ist wie nach Hause kommen, zu sich selbst ankommen, auf Wolke 7 schweben und all das. Und natürlich möchte sich jeder geneigte auch mal so erfahren und erleben können, wie es sonst eben nicht möglich ist. Und das ist auch gut so!
Einen Dom-Space gibt es daneben auch. Zwar eher seltener, weil Dom ja doch sehr konzentriert bei der Sache ist und besser nicht abdriften sollte. Das kommt oft noch beim auffangen, in Form von Flashbacks. Für mich die Krönung nach ihrer, und ganz besonders innig, wenn auch mit ein wenig Verzögerung, die Möglichkeit habe, es ihr und von meiner Seite aus, nachzuempfinden. Und ja, auch Doms können Abstürze oder Drops haben. Nur um das der Vollständigkeit halber mal mit zu erwähnen.
Ich hoffe, das für Außenstehende etwas klarer beleuchtet haben zu können.