Ich könnte sexuell gesehen auf vieles verzichten, wenn ich mich mit dem Menschen ansonsten wohlfühle. Ich kann mir für mich nicht vorstellen, dass mir irgendeine Vorliebe so derart wichtig ist, dass ich nicht auch ohne könnte. Sex hat eine so große Bandbreite, dass da genug dabei ist, mit dem ich hinreichend befriedigt wäre. Ich bin da nicht so arg fixiert. Ich finde vieles schön, interessant, reizvoll, spannend, erregend,..... aber mir fällt nichts ein, was wirklich unabdingbar wäre, was mich unglücklich machen würde, wenn es das nicht mehr gäbe. Ich kann sogar lange ganz ohne Sex, ohne verrückt zu werden
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Die Frage im Eingangsbeitrag ist vielleicht eher eine von Kompatibilität als von Normalität. Aber dafür ist sie zu unkonkret.
Ein kleiner Exkurs zum Thema normal:
Normal ist das, was in die Norm passt. Da es für Sex glücklicherweise keine DIN-Vorschriften gibt, ist das eher eine Frage dessen, was sozial allgemein akzeptiert wird.
Ich find's schade, dass normal hier so abwertend definiert wird. Die direkte Assoziation scheint zu sein: normal = langweilig. Blümchensex im Dunkeln und am besten nicht mehr als unbedingt notwendig anfassen. Ernsthaft?
Meinem Eindruck nach gibt es unter den Menschen im mittleren geschlechtsreifen Alter nur wenige, die das heute so beschreiben würden. Und das sind vermutlich ein paar Leute, die, warum auch immer, generell ein Problem mit dem Thema Sexualität haben. Ich finde aber, dass der Großteil der Mitmenschen inzwischen doch recht entspannt auch mit ausgefalleneren Praktiken umgeht und weit offener ist, als ihnen oft unterstellt wird. Dabei ist es auch völlig irrelevant, ob Praktik x nun dazuzählt und Praktik y nicht. Geschmackssache halt.
Warum wird also immer wieder diese 50er-Jahre-Definition rausgekramt? Weil normaler Sex einfach was Negatives sein muss und man da bloß nicht dazugehören will?
Nicht normal ist auf jeden Fall das, was nur wenige können: Fünf Orgasmen nacheinander, Spritzen bis zur Zimmerdecke oder jeden Tag eine neue Idee für eine ausgefallene Stellung. Vieles von dem, was hier immer mal wieder als Mittel zur Glückseligkeit angepriesen wird.
Nicht normal ist auch, Komplexe zu haben, weil man das nicht kann. Oder noch schlimmer: Weil man das gar nicht will. Wichtig ist, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten und sich immer mal wieder zu fragen, ob einem das, was passiert, wirklich guttut. Sex soll Spaß machen und das tut er meiner Meinung nach nicht mehr,
„Wenn gewisse Fetische/Phantasien/Vorlieben einen umtreiben
Klingt eher nach Vereinnahmung, als nach Genuss.
Und ja, ich find's schön, einfach nur ganz normal und durchschnittlich zu sein. Ich möchte nicht in Extremen leben. So zu sein, wie viele andere auch, gibt mir Sicherheit und ein Gefühl von Zugehörigkeit, irgendwie "richtig zu sein". Routine ist auch nicht per se schlecht. Das heißt ja nicht, dass es nicht schön ist, auch mal auszubrechen, über die Stränge zu hauen und Dinge zu tun, die man sonst ("normalerweise"
) nicht tun würde. Das ist dann gerade deshalb spannend, eben weil es nicht alltäglich ist.
Man darf das gerne langweilig finden.