„Warum ist man dann nicht ehrlich? Du wurdest doch nicht belogen.
Zu sagen: Ich verschweige bewusst etwas, was meinen zukünftigen Partner ev. von einer Partnerschaft zu mir abhalten könnte, das ist ja aber gar kein Lügen, also habe ich mir nichts vorzuwerfen, das ist nach meinem Empfinden Wortklauberei. Ob ich etwas für mich Wichtiges bewusst verschweige oder ob ich bei Nachfrage lüge tut sich finde ich nicht so viel. In beiden Fällen nehme ich dem Gegenüber ganz bewusst die Möglichkeit, diese Info zu verarbeiten und in die Entscheidung mit einfließen zu lassen, ob ich mit dem Menschen eine Partnerschaft eingehe.
„Warum muss ich, "Mein Schwanz, mein Club, mein Lieblingskleid" machen, wenn ich den Menschen erst einmal kennenlernen wil? Wenn ich gar nicht weiß, ob er sich in mich verlieben soll?
Woraus liest du, dass ich erwarte, dass jeder sofort zu Anfang des Kennenlernens dem anderen jede nickelige Kleinigkeit auftischt?
Was ich erwarte ist, dass er mir im Laufe des Kennenlernens die Dinge von sich mitteilt, die für ihn wichtig sind und ohne die er auf Dauer nicht kann, und zwar ohne dass ich explizit danach fragen muss, weil ich von alleine wahrscheinlich nicht darauf kommen würde. Und ich glaube die meisten Menschen haben ein ganz gutes Gespür für den Zeitpunkt, zu dem es spätestens fair wäre, den potentiellen Partner über bestimmte Facetten von sich aufzuklären, die man für wichtig hält, weil man ohne sie nicht kann. Bevor der andere sich für eine Partnerschaft entscheidet.
„Am Ende muss (!) sich jeder mit der ein oder anderen Eigenart, dem Hobby, dem Leben des anderen arrangieren. Jungen Leuten fällt das oft viel leichter als älteren Semestern. Aber auch Kompromisse gehören zur Partnerschaft. Will man das nicht, hat man es schwer. Dann muss sich der andere mehr anpassen.
Das stimmt, es gehört zu einer aus meiner Sicht erfolgreichen Partnerschaft, dass man dem anderen Freiräume zur Entwicklung lässt. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass jeder seine Grenzen hat, was für ihn in einer Partnerschaft akzeptabel ist. Das hat nach meiner Erfahrung auch nicht mit dem Alter zu tun. Ich kenne junge Leute, die im Denken sehr festgefahren sind und die Krise bekommen, wenn der Partner nur ansatzweise eine Entwicklung macht, die das Bild von ihm im eigenen Kopf auch nur ankratzt. Und es gibt ältere Semester (wie zB. meinen Mann und mich in unserer über 30 jährigen Partnerschaft), für die es zu einer Partnerschaft dazugehört, dass der Partner sich verändert und die versuchen, statt Bremsklotz im Rahmen ihrer Möglichkeiten der Wind unter den Flügeln des Partners zu sein (mal etwas pathetisch ausgedrückt). Aber auch im besten Fall muss man dem anderen zugestehen, dass auch er seine Grenzen hat und sagt: Ja, ich gönne dir von Herzen, dass du immer weiter zu dir findest, aber du entwickelst und veränderst dich so stark, dass du so wie du jetzt bist einfach kein Mensch mehr bist, mit dem ich in einer Partnerschaft leben möchte. Jeder Kompromiss hat seine Grenzen, und das ist ok so und legitim.
Aber meine Aussage bezog sich gar nicht auf Entwicklungen, die sich während einer Partnerschaft herauskristallisieren sondern auf für den Suchenden wichtige Eigenschaften/Neigungen/Facetten, die bei Partnersuche schon da waren. Wichtige Dinge am Anfang zu verschweigen, irgendwann damit rauszurücken, wenn der Partner sich schon für einen entschieden hat und dann zu erwarten, dass der Partner das akzeptiert, weil zu einer Partnerschaft Kompromisse gehören, finde ich schräg.