Das mit dem "Erobern" halte ich für eine brandgefährliche Sache - und dementsprechend halte ich davon auch überhaupt nichts.
Ich glaube durchaus, dass es Frauen gibt, die gerne umworben werden. Das heißt aber nicht, dass sie wollen, dass Männer sich über ihr explizites "Nein" hinwegsetzen. Werben kann (und sollte meines Erachtens nach) im gegenseitigen Einverständnis und mit positiver Zugewandheit von beiden Seiten passieren. Werbender und Umworbene sollten Spaß an diesem Spiel haben und sich über die gegenseitige Aufmerksamkeit freuen. Wenn Frau "Nein" sagt und sich sehr eindeutig nicht freut, ist das keine Einladung dafür, sich einfach nur mehr Mühe zu geben und nicht locker zu lassen.
Dieser Unsinn wird leider schon Kindern beigebracht.
Mädchen wird eingeredet, dass sie nicht so leicht zu haben sein sollen und dass es wichtig wäre, dass ein Junge/Mann sich ordentlich Mühe gibt und um sie wirbt, um sich das Mädchen auch zu verdienen. Dadurch passiert, dass ein Mädchen, das eindeutig zugeneigt ist, praktisch gesellschaftlich dazu genötigt wird, sich zu zieren und Desinteresse vorzuspielen, obwohl sie das genaue Gegenteil empfindet. Weil es nicht sein kann und darf, dass ein Mädchen oder eine Frau sich selbstbestimmt und daher unter Umständen auch zügig auf jemanden einlässt. Schlampe!
Und wenn ein Junge zu Hause jammert, dass das Mädchen, das er toll findet, Nein zu ihm gesagt hat und nichts von ihm wissen will, wird ihm eingeredet, er müsse es "einfach weiter versuchen". Nein! Muss er nicht! Sie hat ihm eine Antwort gegeben und die heißt NEIN!
Eroberung impliziert für mich immer den Kampf gegen einen Widerstand. Etwas mit "Gewalt" oder Manipulation einnehmen, das sich wehrt. So ein Gedankengut hat meines Erachtens im zwischenmenschlichen Bereich nichts verloren, schon gar nicht, wenn es um Intimitäten geht.
Mir selbst geht das tierisch auf den Sack, wenn ich Nein sage, aber nicht ernstgenommen werde.