„Hallo
Touch_Me,
ich vermute, dein Fehler liegt in der Annahme, dass jemand, der hier angibt, eine "Freundschaft Plus" anzustreben, tatsächlich nach einer Freundschaft mit Sexoption sucht.
Davon ausgehend, dass jemand gewillt ist, in eine echte Freundschaft zu investieren, scheint dann der Gedanke schlüssig, dass Beziehung nichts so gänzlich anderes ist.
Da mir hier aber ausreichend Männer begegnet sind, die laut Profil eine "Freundschaft Plus" suchen, hatte ich auch die Möglichkeit, nachzufragen, was sie sich darunter vorstellen.
Es ist normalerweise etwas, was ich Affäre oder Fuckbuddy nennen würde: Unverbindliches Ficken auf Abruf.
Der Begriff "Freundschaft Plus" ist gemeinhin schlicht ein Euphemismus für etwas, was man scheinbar nicht ehrlich benennen möchte.
Das ist wie mit der "reifen Haut" die eigentlich alte und/oder faltige Haut ist.
Wer "Freundschaft Plus" sucht, möchte meiner Wahrnehmung nach zumeist:
- jemanden, der sexuell zur Verfügung steht, wenn und solange nichts Besseres zur Hand ist
- volles Verständnis für wochenlange Funkstille, falls andere Dinge oder Menschen gerade spannender sind
- die Möglichkeit, ohne Absprache weitere sexuelle Kontakte zu haben
- jemanden, der anderen Freunden oder gar Familie gegenüber nicht in Erscheinung tritt
- die Option, das Arrangement jederzeit zu kündigen, ohne sich Nachfragen stellen zu müssen oder gar mit Unmut konfrontiert zu werden.
Ja, so erscheint es mir auch.
Bezugnehmend auf die gerade hier stattfindende Diskussion über Mono- und Polygamie frage ich mich, inwieweit bei Vielen der Wunsch mitschwingt, sich nicht auf einen Sexualpartner festlegen zu müssen, um sich für Freundschaft + anstatt für eine Beziehung als ideale bzw. angestrebte Form des Kontaktes zu entscheiden. Und im zweiten Schritt dann die Frage, inwieweit man Intimität und Bindung zulassen will bzw. anstrebt.
Zur Monogamie mag es ja durchaus sein, dass es auch kultiviert war. Allerdings kann sie auch durchaus Sinn machen, anders als z.B. andere Dinge, die in der Vergangenheit kultiviert wurden und nachweislich völliger Quatsch waren, wie z.B. dass masturbieren schlecht sein soll.
Da komme nochmal auf Hans Jellouscheck zurück. Ich fand seine Werke richtig gut. Er ist der Ansicht, das Treue für das Glück des Menschen letztlich wichtiger ist als die sog. freie Liebe: „Treue ist nicht immer einfach. Treue bedeutet Verzicht. Aber Treue bedeutet insofern Glück, als Treue Intimität schafft. Weil ich weiß ich kann mich immer auf den Anderen verlassen. Und immer wieder ist die Beziehung so, dass er nur mich haben möchte und ich nur ihn bzw. sie. Dies ist ein ganz grundlegendes Bedürfnis. Wenn man in der Psychologie sagt ohne dass ein kleines Kind erfährt, dass es wirklich gewollt ist von seinen Eltern, kann es sich nicht gesund entwickeln. Und das bleibt immer so ein Grundbedürfnis, wirklich von jemandem gewollt zu sein“. Daher ist er ein Verfechter von monogamen Beziehungen.
Was ich damit sagen will, ist dass es durchaus Sinn macht und gut sein kann, eine monogame Beziehung anzustreben.
Insofern scheinen mir hier zwei Aspekte zentral zu sein. Nämlich einmal der Wunsch einen Sexualpartner zu haben oder mehrere und zum zweiten der Wunsch nach Intimität und Vertrautheit.