Für's Alleinsein bedauert werden?
Gerade in diesen emotional aufgeladenen Festtagen stelle ich immer wieder überrascht fest, dass man mich dafür bedauert, dass ich allein bin.Solche "Familienfeiertage" wie Weihnachten, Silvester, Ostern sind aber auch nur Kondensationspunkte für eine immer mal wieder aufkommende Form des Bedauertwerdens.
Das kann ich nur zum Teil nachvollziehen, scheint es doch eine soziale Norm zu sein, sich mit "seinen Lieben" oder zumindest Freunden zu umgeben. Und ich für meinen Teil habe jetzt weder Freunde noch Familie, mit denen ich viel Zeit verbringe oder mich treffe.
Also: Im Grunde bin ich das ganze Jahr über allein. Es kommt ab und an mal vor, dass ich mich mit Menschen treffe - aber da reden wir von vielleicht drei oder vier Mal im Jahr (diese üblichen sozial determinierten Feiertage ausgenommen).
Ganz grundsätzlich bin ich also schon eher ein Einzelgänger. Für mich ist das ziemlich gewöhnlich. Manchmal finde ich das auch blöd, aber die meiste Zeit über denke ich da gar nicht groß drüber nach, sondern empfinde es einfach als ganz normaler Lauf der Dinge. Meine Tage haben so ganz grundsätzlich immer den gleichen Ablauf - die laufen wie ein Uhrwerk.
Und immer mal wieder erstaunt mich, dass ich geradezu mitleidig behandelt werde, wenn ich eben erwähne, dass ich keine Freunde habe, mit dene ich mich treffen könnte und auch sonst eigentlich fast nie Zeit mit Menschen verbringe. Und ich frage mich: Was soll das? All zu groß ist mein Problem damit jetzt nicht, dass ich dafür jetzt bemittleidet werden will. Ich leide ja schließlich auch nicht darunter. Für mich ist das ja eher völlig normal.
Wenn ich so mit den Leuten rede (meist Kolleginnen oder so), dann wirkt das, als müsste ich irgendwie ganz besonders traurig sein, dass ich nicht nur Single bin sondern auch mehr oder weniger kontaktfrei lebe. "Du musst halt mehr raus gehen", "Du findest schon noch die richtige", "geh mal unter Leute" - dieser ganze Quatsch.
Ich meine: Wenn ich raus gehen wollte, würde ich das ja machen. Ich finde Menschenmengen eher unglaublich anstrengend, als dass ich da entspannt jemanden kennenlernen könnte. Und vereinzelt sind die Leute dann auch oftmals ziemlich uninteressant. Und "die richtige finden" kommt schon gar nicht in Frage. Ich suche ja nicht mal nach ihr!
Ich finde das schon an sich ziemlich seltsam, dass mein recht einzeigängerischer Lebensweg von anderen als "traurig" empfunden wird. Die meiste Zeit über empfinde ich das nämlich gar nicht als traurig. Die meiste Zeit über, weil: In diesen seltenen Momenten, in denen ich gern Gesellschaft hätte und sie suche, stelle ich relativ schnell fest, dass ich damit nicht wirklich zu Recht komme und mich das nur anstrengt - womit ich dann zu dem Schluss komme, dass sich das für mich nicht wirklich lohnt.
Wie geht's euch damit? Habt ihr ein Problem damit allein zu sein? Und wenn ihr keins damit habt und es vielleicht sogar genießt - reagieren die Menschen darauf auch so "mitleidig"?