Joyclub ist eine recht tote Plattform. Nicht im Sinne davon, dass hier nichts los wäre, sondern im Sinne davon, dass die Betreiber die Zeichen der Zeit nicht erkannt, ihr Geschäftsmodell nicht angepasst haben.
Ich habe Beispielweise auf Tinder (
und ja, Tinder ist eine gute Plattform und nicht grundlos die Nr. 1) innerhalb der letzten acht Wochen über 150 likes von Frauen bekommen, aktuell habe ich 37 Matches (die, die ich aufgelöst habe nicht mitgezählt) und ich habe nicht einen Cent dafür bezahlen müssen. Mir ist bewusst dass Männer auf der Plattform eher selten so viele Likes und Matches bekommen, aber es ist eben mit einem gut aufgebauten Profil, einer interessanten Beschreibung, paar Loops/Boomerangs (
das sind kurze Videoclips für die, die das nicht wissen) und dergleichen möglich.
Auf anderen Plattformen kann man kostenlos in Kontakt mit anderen treten, man bekommt einen Vorgeschmack, man bekommt eine echte Leistung. Würde ich jetzt ein Gold-Abo holen, was ich nicht tun werde, würde ich direkt alle sehen können die mich geliked haben, also auch wirklich Interesse haben, und könnte mir direkt aussuchen mit wem ich ein Match haben möchte. Dadurch macht A) Geld ausgeben mehr Sinn und B) werden Menschen zusammengeführt, die sich auch gegenseitig gut finden. Auf anderen Plattformen wie Tinder werden Frauen dazu gleichermaßen gefordert, aktiv zu werden.
Joyclub hat all diese Zeichen verkannt. Hier ist immer noch ein uraltes, sehr teures, intransparentes Geschäftsmodell zu beobachten. Ein Monat ist super teuer, als Gegenleistung bekommt man erstmal nichts, viele Frauen wissen nichteinmal dass Kerle die nicht bezahlen nicht anschreiben können und wundern sich warum auf ihre likes nichts zurückkommt, und gleichzeitig gibt es auch keinen Anreiz für die Damen, selbst aktiv zu werden. Gleichzeitig werden sie aber von Nachrichten überschwemmt die oft - nicht böse oder verurteilend gemeint - von Männern kommen, die vielleicht nicht das beste Profil haben, etwas unbeholfener sind, nicht richtig wissen wie sie einen Kontakt aufbauen und sich dann eben mit Geld und Extras einen Bonus verschaffen wollen, was das ganze Problem des Gefälles was der TE beschreibt vergrößert.
Die meisten jungen Damen die hier reinkommen, sind auch nach 2-3 Tagen wieder weg, weil es nichts gibt, was sie hält. Filtere ich in meiner Region nach neu angemeldeten Profilen, waren die meisten seit Tagen oder Wochen nicht mehr Online, gleiches gilt auch für die große Mehrheit der Profile im Allgemeinen.
Während man auf Tinder obendrauf nette Gimmicks hat, wie seine Lieblingssongs auf Spotify zu teilen, sein Instagram zu verlinken oder Videoclips als Profilbild zu nehmen, ist Joyclub trotz seiner hohen Kosten technisch noch auf dem Stand von vor 10 Jahren. Der Textgenerator der nicht so schreibaffine Menschen dazu verleitet, eine maschinelle 0815 Profilbeschreibung zu verfassen, tut sein übriges.
Joyclub war vor 6 Jahren deutlich besser als heute und ich denke, dass es mit dem Abwärtstrend weitergeht, wenn die Seitenbetreiber nicht anfangen, ihr System transparenter zu machen, Menschen auch erstmal Mehrwert zu bieten ohne Geld zu verlangen und (auch junge) Menschen dazu motivieren kann, dran zu bleiben und hier nicht nach drei Tagen nie wieder reinzugucken.
Was ich also abschließend sagen will ist, es liegt nicht unbedingt an der Asymmetrie, auch auf Tinder würde ich meine Hand dafür in's Feuer legen dass die meisten Kerle um ein vielfaches öfter Anschreiben und Liken als Frauen, also weniger wählerisch sind weil es unter Männern einfach öfter den Typ gibt der total notgeil ist und einfach alles nehmen würde, sondern das Problem ist der technische, inhaltliche und monetäre Zustand von Joyclub.
Da ich die Seite früher eigentlich gern mochte hoffe ich, dass man in naher Zukunft Notiz davon nehmen und was daran ändern wird, denn Joyclub ist im Vergleich zu anderen Seiten die offener Richtung Sex und Erotik gehen doch schon schöner und irgendwie auch hochwertiger, allerdings eben hauptsächlich weil es um die anderen Seiten dieser Art noch schlimmer bestellt ist.