„Im Vordergrund meiner Frage steht: Kann sich Liebe denn so extrem wandeln, dass es sich ins Gegenteil verkehrt? oder war da von Vorneherein ein Kalkül oder Unsicherheit im Spiel???
ich wäre an Antworten interessiert, die nicht auf Vermutungen basieren, sondern echt erlebt wurden... danke
Du stehst mit Deiner Erfahrung nicht allein.
Es betrifft sogar einen überraschend hohen Anteil in der Bevölkerung.
Liebe kann sich tatsächlich nach der Hochstimmung und der Anfangseuphorie ins Gegenteil wandeln.
Man muss wissen, dass einige Menschen eine Wesensart oder Verhaltensauffälligkeit zeigen, die durch extreme emotionale Dünnhäutigkeit gekennzeichnet ist.
Häufig findet sich in deren Beziehungsbiografie ein wiederkehrendes Muster:
Anfängliche Hochstimmung ("Du bist der Mann/Die Frau nach der ich immer gesucht habe ")
In dieser bis ans extatische gehenden Zeit fühlen sich die Partner wie im Traumland.
Die Gefühle füreinander sind gross und gewaltig. Und sie sind durchaus echt.
Beide Partner haben in dieser Zeit ihre Schutzpanzer abgelegt. Intimität und Nähe entstand.
Nach einigen Jahren beginnt die Beziehung zu bröckeln.
Aus nichtigem Grund wird ein Streit heraufbeschworen.
Vorwürfe und Missverständnisse entstehen.
Versöhnung erfolgt oft kurz darauf, verbunden mit intensivem Sex.
Das Spiel wiederholt sich.
Man muss wissen, dass einer (oder beide) Partner ohne es zu wissen oder es zuzugeben deutliche Symptome und Verhaltensauffälligkeiten eines Borderline-Syndroms hat.
Betroffene ertragen keine Nähe, und genausowenig ertragen sie Distanz.
Einerseits suchen sie nach inniger Verbundenheit, andererseits haben sie geradezu panische Angst vor dem Verlassen werden.
So provozieren sie den Partner um zu testen, ob er sie/ihn tatsächlich verlassen würde, wenn man ihn nur genügend provoziere.
Sie arbeiten unbewusst darauf hin, dass die Katastrophe eintritt.
Um sich zu schützen, fahren die Borderline-Persönlichkeiten ihre in Jahren oder Jahrzehnten antrainierten Falltore herunter, kurbeln die Kettenbrücke zu ihrer Burg hoch, Fluten den Burggraben und sind in Sicherheit.
Um wieder zu den ersehnten Hochgefühlen zurückzukommen, halten diese Personen frühzeitig Ausschau nach einem neuen Partner und beginnen oft noch während der laufenden "alten" Beziehung bereits die nächste.
Aus Hilflosigkeit wird der bisherige Partner regelrecht abserviert - aggressiv - und aus Sicht des Abservierten geradezu menschenverachtend.
Er steht im Gegensatz zum gehenden Partner schutzlos in der kalten Realität.
Er versteht die Welt nicht mehr, fällt in einen emotionalen Abgrund, zweifelt an sich selbst.
Wenn dieser Mensch gleichzeitig erfährt, dass sein geliebter Partner längst mit dem/der Neuen im siebten Himmel schwebt, dann trifft es ihn unvermittelt und mit einer unfassbaren Brutalität.
Suizide sind in dieser Zeit leider bittere Realität.
Die Gefühlspalette von Hilflosigkeit, Scham, Ohnmacht, Verzweiflung, Wut prägt diese Zeit.
Sie mündet über den Weg des Grolls, der Ablehnung, in Aggression.
Nicht selten schlägt es in blanken Hass um.
Rosenkrieg eben.
Der gut gemeinte Rat von Freunden oder in Internetforen "man kann doch reden .. " oder
"lass einfach los.. " greift zu kurz und ignoriert das Grundproblem
Ich habe selbst eine solche Beziehung in all ihren höchsten Höhen und den tiefsten Tiefen durchlebt.
Solltest Du Dich oder Deine bisherige Beziehung in meinen Zeilen wiederfinden, dann kann ich Dir Literatur dazu empfehlen, oder einen auf diese Problematik spezialisierten Coach.
Mit ganz herzlichen Grüssen