@smilingbea
Natürlich trifft es zu, dass Erhebungen immer mit Bedacht betrachtet werden müssen. Ferner stecken aber gerade die Untersuchungen im Zusammenhang mit der Schönheitschirurgie in den Kinderschuhen, da man sich über die Dimensionen dieses Milliardenmarktes und der damit einhergehenden Gefahren überhaupt nicht bewusst war. Allein die Begriffe Schönheitschirurgie, Schönheitsoperationen, Kosmetische Chirurgie und/oder Ästhetische Chirurgie werfen mangels klarer Definitionen vielfältige Fragen auf und sind derzeit nur dazu geeignet, Verwirrung zu stiften. Daneben ist die Bezeichnung der Menschen, die sich einem Eingriff unterziehen womöglich von entscheidender Bedeutung. Handelt es sich tatsächlich um Patienten oder um Kunden? Natürlich wird der eingreifende Arzt immer vom Patienten sprechen ... wollen. Hiermit im Zusammenhang stehen ganz andere Erwartungen der Betroffenen. Handelt es sich lediglich um Kunden, könnte man etwa über einen gesteigerten Verbraucherschutz nachdenken.
Über diese Abgrenzungen und Feinheiten könnte man in jedem Einzelfall lange diskutieren, um zu einem Ergebnis zu kommen, dass alle Beteiligten zufriedenstellt. Ein Abwürgen dergestalt, man solle es lassen und sich hierzu nicht erklären, erscheint also wenig hilfreich. Das „glaube ich nicht“ ist letztendlich nur ein vom Motiv getragener dezenter Einwurf „etwas nicht wissen und/oder hören zu wollen“. Dies entspricht der Mentalität mancher Uneinsichtigen, die Redner mit Trillerpfeifen und Lärm davon abbringen wollen, ihre Meinung kundzutun. Regelmäßig führen solche Absichten jedoch nicht zum Erfolg.
Und das in einem Land, in dem die Menschenrechte massiv missachtet werden, eine Miss Schöhnheits-OP gewählt wird, bestätigt doch eher ein menschenverachtendes Treiben. Es wird nicht nur die Psyche, sondern auch der Rest angepasst und glorifiziert. Dies belegt doch eine kranke Entwicklung, und zwar ebenso, wie die Wahl der „Miss Plastic“ in Ungarn. Man könnte auch auf die Idee kommen, derartige Veranstaltungen als „Nacht der langen Messer“ anzukündigen. Unmittelbar prämiert wird doch nicht das Aussehen, sondern der chirurgische Künstler. Konsequent müsste dieser sich, wie ein Konditormeister, der mit seiner SahneTorte als letztes Werk eine Goldplakette abfasste, zur Wahl stellen. Vermutlich wird aber auch diese Entwicklung noch einsetzen. Man kann fast sicher sein, dass hinter den Kulissen die Telefonnummern der Meister der Kunstszene – zumindest unter der Hand – ausgetauscht werden. Dann haben wir sie, die Torte und den Meister, der sie präsentiert.
Plausibel erscheint mir dein abschließender Wunsch, ...
du bist keine Frau. Laß uns einfach machen!
... derzeit nicht.
Zum einen wurde die Frage – wenn ich nicht irre – an die Männer gerichtet. Zum anderen ist der derzeitige Plastic-Wahn sicherlich nicht so einfach einzudämmen. Darüber hinaus unterstellst du damit allen Frauen, dass sie sich an diesem bunten Treiben beteiligen, was bereits einigen Beiträgen widersprechen dürfte. Dennoch verbleibt die Sorge für diejenigen, die tatsächlich eine anders gelagerte Hilfe benötigen.
Zu guter letzt ist auf die Untersuchung des Instituts für Grundlagen- und Programmforschung für den Zeitraum 11/05 bis 01/07 im Auftrag der Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft – hierzu gehört auch der Verbraucherschutz – zu verweisen. Zwar gibt es hinsichtlich der Häufigkeit der Körperbildstörungen – derzeit – noch keine verlässlichen Angaben. Dennoch bestand in 17 % der der Patientenstichproben (der Rest sollte auf den dortigen 125 Seiten nachgelesen werden) zumindest der Verdacht auf Körperdysmorphobie. Wenn sich im Rahmen zukünftiger wissenschaftlich gefestigter Erhebungen dieser Verdacht bestätigen sollte, dürfte allein unter Beachtung dieses Krankheitsbildes jeder sechste Eingriff erfolglos sein. Denn diese Erkrankten machen ohne Unterlass weiter, wenn ihnen nicht durch die richtige Fachdisziplin geholfen wird.