Sie schreibt.
Offene Beziehung, damit weniger fremdgegangen wird? Ich denke, das lässt sich nicht so schlicht beantworten, denn nicht jeder geht aus dem Grunde fremd, um ein körperliches Bedürfnis zu befriedigen. Es gibt ebenso emotionale Bedürfnisse ... Manche Menschen brauchen stetig Bestätigung, Anerkennung, wollen sich begehrt fühlen. Wenn sie das nicht mehr vom Partner bekommen, suchen sie es woanders.
Das Problem sehe ich also nicht in dem Beziehungskonzept Monogamie, sondern in der wenig ausgeprägten Differenzierungsfähigkeit des Menschen und dem daraus resultierenden Mangel an Kommunikation. Sprich, wenn ich nicht bewusst genug bin, um meine unerfüllten Bedürfnisse wahrzunehmen, kann ich sie meinen Partner auch nicht kommunizieren ...
Und ich komme auch gar nicht erst auf die Idee, daran zu arbeiten, sie mir selbst zu erfüllen.
Ich finde die Thematik grundsätzlich sehr komplex.
Mein Partner und ich daten nur gemeinsam andere Paare. Nicht aus einem körperlichen Bedürfnis heraus. Wir brauchen keine fremde Haut, könnten auch von heute auf morgen komplett damit aufhören.
Wir teilen schlichtweg das Bedürfnis „Abenteuerlust“ und wir erfreuen uns an einer erotischen Atmosphäre.
Für uns ist es also auch ein schöner Abend, wenn es beim Zuschauen und Zuschauenlassen bleibt.
Ich brauche keine Bestätigung. Weder von anderen, noch von meinem Partner. Ich habe in den letzten Jahren stark daran gearbeitet, meine Bedürftigkeit zu reduzieren bzw. habe ich gelernt, mir Liebe & Bestätigung selbst entgegenzubringen. Ich vermisse nicht einmal körperliche Nähe.
Mir persönlich ist es wichtig, keine Zweckbeziehung zu führen, in der es hauptsächlich darum geht, sich gegenseitig die Bedürfnisse zu erfüllen.
Für mich startet tiefe emotionale Verbundenheit an dem Punkt, an dem sich beide Partner selbst Halt geben können.
Ich habe mich in meiner ersten Beziehung mit Anfang 20 emotional abhängig von meinem damaligen Freund gemacht. Das Resultat war, dass ich gelitten habe. Und er auch.
Nach dieser Zeit fing ich an, mich zu reflektieren und zu hinterfragen, was für eine Art von Beziehung ich führen möchte ...
Ich finde, jegliche Beziehungskonzepte sind nur Mittel zum Zweck. In erster Linie sollte man sich hinterfragen: Was brauche ich, was will ich?
Wenn das jeder für sich beantwortet hat, kann man sich gemeinsam fragen, was brauchen und wollen wir in unserer Beziehung?
Und dann kreiert man sich sein individuelles Beziehungskonzept.
Daher meine Antwort auf die Frage, ob Monogamie noch zeitgemäß ist: Solange ein Bedürfnis nach Exklusivität bzw. ein nicht vorhandenes Bedürfnis nach fremder Haut in Menschen existiert, solange wird Monogamie zeitgemäß sein.