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Offene Beziehung: Welche Herausforderung habt ihr gemeistert

Zitat von ****ody:
und Gesprächsausstiege an kritischen Punkten verzichtet.

Ich mag aber für Pausen an kritischen Punkten Werbung machen. Manchmal lohnt es sich an kritischen Punkten Zeit vergehen zu lassen. Manchmal, wenn der Konflikt nicht das Selbstbild berührt, bringt die Zeit Lösungen und Kompromisse vorbei.
Auch da ist es kontraproduktiv etwas über das Knie zu brechen. Es lohnt sich bei der Öffnung behutsam mit dem Partner umzugehen. Das bringt Vertrauen. Und auch Zutrauen.
*******s66 Mann
1.120 Beiträge
Was ist aus Eurer Sicht der Hauptgrund für eine offene Beziehung?

Geht es in erster Linie darum, mal Sex mit anderen Personen zu haben (den man auch in der Beziehung haben könnte) oder geht es um Seepraktiken, die ein Partner nicht möchte?
*******Jule Paar
330 Beiträge
Zitat von *********ous77:
Es ist nicht einfach zu sehen, wie der andere flirtet... wie lieb er mit anderen umgeht [...] Und doch, jetzt am Anfang, ist es schwer ...

Vielleicht kann man damit ein wenig auf das Ausgangsthema zurückkommen: Es ist eine Frage der Perspektive und dessen, was man als üblich empfindet. Wenn ein Partner lieb mit seinen Kindern umgeht, freut man sich über den Anblick - wobei es auch hier, siehe bereits Grimms Märchen, problematische Partner:innen in den Fällen gibt, in denen die Kinder aus der früheren Beziehung mit der eigenen "Brut" konkurrieren. Dass ein Partner allerdings mit anderen Menschen flirtet, auch mit Aussicht auf mehr, stößt zunächst auf. Aus Erfahrung: Das ist in der Tat der Anfang. Konkreter Tipp: (Sobald es wieder geht), als Paar mit anderen Paaren flirten. So gewöhnt man sich an die Situation - man tut es ja in diesem Moment selber auch.
DEN Hauptgrund wird es nicht geben.

Mal geht es um Sexpraktiken.

Mal geht es um das eigene polyamore Fühlen.

Mal geht es um eine intensivere Sexualität (die sonst den eigenen Partner überfordert).

Mal geht es um ein Lebensstil und -empfinden, zwei komplett verschieden gestrickte Partner zu haben (einer ist ruhig, der andere ist aktiv hoch drei), damit es einen Ausgleich gibt.


Ich hatte eine Zeit von ihrer Energie gesehen zwei vollkommen verschiedene Partnerinnen. Die eine war ruhig und dort gab es die Ruhe ud ein tiefes Beieinandersein und Vertrautheit. Die andere war so quirlig, das man so mit Energie vollgepumpt war, das man alles geschafft hat.
Eigentlich, und das ist das faszienierende, hab ich der quirligen die Ruhe gebracht und der ruhigen soviel Energie mitgebracht, das ihre Ruhe nicht in Lethargie umschwenkt. Wenn wir die ganze Fickerei und Sexualität mal vollkommen ausblenden, haben sich eigentlich die beiden Frauen durch ihrer Unterschiedlichkeit ausgeglichen. Und ich war nur der Postbote, der den Austausch an Energien vollzogen hat. Ich finde das ist das Hauptargument für größere Beziehungsgeflechte- wenn es eben nicht um die Fickerei geht- sondern darum, das die Vielfalt an Persönlichkeiten allen (!) Stabilität bringt. Weil viele Kompetenzen in dem Beziehungsgeflecht vorhanden sind.
Wohlgemerkt, wenn es nicht nur ums Ficken geht, sondern das vielleicht gaaaaanz hinten ansteht.
Würde ich ochmal in die situation geraten, das sich eine weitere Person hinzugesellen möchte, würde ich strak darauf achten, das die Frauen sich untereinander
a) achten (Kein Zickenterror)
b) ergänzen, und sie dieses auch wahrnehmen und wertschätzen.
*******Jule Paar
330 Beiträge
Zitat von *******s66:
Was ist aus Eurer Sicht der Hauptgrund für eine offene Beziehung?
Geht es in erster Linie darum, mal Sex mit anderen Personen zu haben (den man auch in der Beziehung haben könnte) oder geht es um Seepraktiken, die ein Partner nicht möchte?

Weder - noch. Es geht aber um sehr vieles anderes. (Nachtrag: Das folgende bezieht sich eher auf die "Swinger"- als die "Poly"-Variante; zu letzterer könnte man ebenso viel schreiben, da gibt es aber hier Erfahrenere)

Es geht darum, anderen Menschen als Sexpartner begegnen zu können. Nicht nur heimlich, sondern offen auf sie zu stehen und ihnen dies zu zeigen und das Begehren auszuleben. Es geht um die Freude, andere Menschen zu befriedigen. Zuzuschauen, wie sie in höchste Glückmomente kommen, und man selbst hat sie dahingeführt.

Es geht um Neugier auf andere Menschen, wie sie sich anfühlen, wie sie schmecken. Andere Menschen sind wunderbar, sie zu spüren, ihrem Körper nahe zu sein. Ihre schönen Gesichter zu sehen und sie dann intensiv und liebevoll zu küssen.

Es geht um eine schöne Art, Menschen nahe zu kommen. Man kann oft nach dem Sex in einem Kontakt bleiben, wenn alle Beteiligten es möchten. Wie schon beschrieben - daraus entstehen Freundschaften fürs Leben.

Es geht um Hormone, das wunderschöne Gefühl, das entsteht, wenn man inmitten zwischen mehreren Körpern ist. Es ist schön, zwischen Menschen zu liegen, die alle so erregt sind, dass ein Blick, ein Lächeln, ein Kuss genügen, um Hand, Mund und die Mitte des Körpers an der richtigen Stelle eines anderen Menschen sein zu lassen. Ohne auch nur den Namen kennen zu müssen.

Es geht um die Offenheit, Menschen, die man sieht und die man attraktiv findet, dies auch zu zeigen und ihnen glasklar sagen zu können, dass man Sex mit ihnen möchte. Es geht darum, als Frau oder Mann andere Menschen zu treffen, und es ist kein Geheimnis, dass dies nur dem Sex dient. Nicht um kluge Gespräche oder Essen, Trinken oder Tanzen. Es geht um Sex, und alle treffen sich dafür. Niemand braucht mehr so zu tun, als würde sie oder er nicht dorthin gehen mit dem alleinigen oder fast alleinigen Ziel, Sex zu haben.

Es geht um ein Gefühl der Freiheit und - in einem positiven Sinne - der damit verbundenen Macht. In der Partnerschaft bleiben wir dennoch oder sogar gerade deshalb zusammen. Es geht nicht um Macht über andere, sondern die Macht, keinen sexuellen Druck ausgesetzt zu sein. Es ist die Macht, Sex zu haben, mit wem man möchte. Es ist die Macht, nicht einem Zwang zu unterliegen, den andere einfach als unvermeidlich annehmen.

Sex in all seinen Spielarten ist daher ein wunderschönes Hobby. Menschen sind so geschaffen, dass sie Sex angenehm finden. Wir sind Menschen und können es genießen. Wir arbeiten beruflich nur mit dem Kopf und versinken zum Ausgleich in diesen Rausch. In einer rein monogamen Beziehung würde uns dies verwehrt bleiben.
Wobei, "Es war nur Sex!" ja OB'ler Humor ist. Nur verstehen das die Wenigsten und können dann lachen, und gehen.

Ich selbst würde wegen sowas wie Sex nicht so weit gehen. Das kittet nix und ist schnell zutiefst egoistisch. Auch schnell ausnutzend.

Wenn ich den Umgang hier auf Joyclub sehe, wär ich im besten Fall eine Nummer. Und morgen schon wieder ausgetauscht und vergessen. Ficken macht blind.
Unsere Augen werden zu klein um den Anderen zu sehen, auch in seiner Menschlichkeit. Und wir sehen nur noch, was er uns bieten kann.

Ich finde, das ist keine Basis für OB. Insofern mag ich Swingersein als Sonderkategorie empfinden. Offene Beziehung heißt eben Beziehung. Mit all deren Verbindlichkeiten und Beistand. Und dies zu mehr als einer Person. Ich nehme Teil an des Anderen Lust und Schmerz, an Erfolg und Scheitern und auch an Freude und Leid.

Ich hab mehr als eine Frau getroffen die sagte "Es ist nur Sex!" - aber ob der Begegnung wurde das zur Karikatur. Vor allem, wenn Sex eine Kompensation eine Leere ist.

Dann entdecke ich den besonders tragischen Humor des Satzes: "Ist nur Sex!"
Körperlicher austausch, in der festen Überzeugung, sich gegenseitig im tiefsten Inneren nicht berühren zu wollen. Es kommt nicht von ungefähr, das Nicht-Swinger mit dem Satz nix anfangen können und es zu reichlich Mißverständnissen kommt. Nur sie trennen Körper und Geist.
******666 Mann
247 Beiträge
Wow, gut geschrieben und trifft es meiner Meinung nach gut. Zumindest für mich. Nur Sex ist keine Basis für eine Beziehung. Und Sex ohne jegliche Bindung ist für mich iwie auch nicht erfüllend bzw. voll befriedigtend. Es ist nur ein kurzer Kick für mich. Mag für andere anders sein. Das muss halt jeder selbst entscheiden.
****ody Mann
13.240 Beiträge
Die Offene Beziehung kann so vieles sein. Das Ausleben sexueller Gelüste mit fester Auffangstation, eine Möglichkeit, Nähe und Distanz im Wechsel zu erleben, eine Suche nach dem ständig neuen Rausch zu ermöglichen, ohne die Bodenhaftung zu verlieren, Selbstbestätigung, die immer wieder neu eingeholt werden kann, ohne gleich als promiskuitiv zu gelten und anderes mehr. Wichtig sollte die Selbstreflexion dabei sein. Was sagt der Blick in den Spiegel?
*******Jule Paar
330 Beiträge
Zitat von *****pud:
Wobei, "Es war nur Sex!" ja OB'ler Humor ist. Nur verstehen das die Wenigsten und können dann lachen, und gehen.

Den gibt es noch gesteigert: "Äh, irgendwo habe ich dich schon einmal gesehen. Kannst du mir mal auf die Sprünge helfen?" - "Ja. Ähm, um es direkt zu sagen ..." - "Ja, bitte?" -"Wir hatten Sex." - Pause - " Ja, stimmt, war das nicht im [Name eines Clubs]? Ist aber ne Weile her ... Du scheinst ja auch so ganz nett zu sein, wie heißt du eigentlich?" *gg*
Ich finde es unglücklich, daß das Buch dann "Sex Dich frei!" heißen mußte (aber da hat man bei manchen Verlagen als Autor*in auch gelegentlich nicht soviel Mitspracherecht, wenn die einen publikumswirksamen Titel verlangen).
Dadurch geht in meiner Lesart der wichtigste Aspekt, daß es nämlich um eine Beziehungs- und Lebensform geht - und nicht um eine weitere Methode zur Erweiterung des eigenen Wunscherfüllungsarsenals - doch etwas verloren.
Da ich selber einen bLog zu dem Thema betreibe - bei dem ich zugegeben sehr auf die Komponente "Beziehungsfähigkeit" abstelle, ist mir das immer wieder wichtig.
Mehrfachbeziehungsmodelle sollte man - wie auch die Autorin schon ausdrückt - sehr bewußt und aus Überzeugung ansteuern, nicht als "Phase" oder als nächstes kreatives Werkzeug zur vermeintlich erhöhten Lustverschaffung.
Denn es dreht es sich ganz schnell um Werte wie Verbindlichkeit, Selbst- und Fremdwahrnehmung, den Willen zu hoher Einlassung und enorm viel Lernwillen an- und miteinander.
Das hat mir bei der Artikelpräsentation gut gefallen, daß, wer das nicht "weggelesen" hat, schon erkennen konnte, daß es hier letztendlich um eine recht komplexe Lebens- und Liebesphilosophie geht - wo nichts "mal eben" herstellbar ist.
Und wo (genau!) es dann um Verantwortung für so eine angezettelte Gesamtbeziehung geht - UND um die Verantwortlichkeit, die jede und jeder mit ihrem Beitrag darin hat.
Es gibt ein Buch das heißt gesund gevögelt.
*lach*

Der hier genannte Titel passt für mich gut
******666 Mann
247 Beiträge
naja, was ich mal auf alle Fälle als Tipp auf den Weg geben kann für offene Beziehungen, wo die Frau die Öffnung wünscht und der Mannüberrumpelt wird ist folgende. Ich sprech hier aus Erfahrung, denn im Prinzip war das bei mir der Fall. Denn all das war bei mir so nicht gegeben und hat mich letzten Endes dazu gebracht, dass ich die offene Beziehung eigentlich nicht mehr möchte.
1.) Langsam angehen und vor allen Dingen den Partner mitnehmen und sehr wichtig :viel miteinander Reden. Wobei dies eigentlich in jeder Beziehung gemacht werden sollte, egal welcher Art. Sei es offen, monogam, polygam, etc..
2.) Vielleicht so eine Art Meilensteine für den zeitlichen Ablauf festlegen. Aber da auf alle Fälle nichts übereilen. Lieber ein paar Wochen oder Monate mehr einkalkulieren wie zu wenig.
3.) Zeitgleiche erste Dates oder annähernd zeitgleiche erste Dates nach Möglichkeit machen. Frauen haben es ja im Prinzip sehr leicht, ein Date zu machen. Männer haben es da erfahrungsgemäß wesentlich schwerer. Das kann zu Misstimmungen führen, besonders wenn die Frau kaum angemeldet ist, schon für die Woche darauf das erste Date anmeldet. Das ist definitiv kontraproduktiv und erzeugt Frust. Die ersten beiden Dates der Partner würde ich vorschlagen relativ zeitlich nah beieinander und ich denke es wäre vieles dann für den Partner leichter zu ertragen, wenn er da bedenken hat.
4.) Bietet eure Hilfe an, besonders, wenn es schon längere Beziehungen sind. Nach langer Ehe war ich vollkommen raus aus der Thematik hab mich da einfach komplett schwer getan. Meine Partnerin hat mich hierin fand ich überhaupt nicht unterstützt und ihr Ding einfach gefühlt allein egoistisch und egozentrisch durchgezogen. Da fühlt man sich komplett verletzt, versetzt und völlig auf sich allein gestellt. Da wäre mir eine Hilfe echt willkommen gewesen in der Art von z.B. schreib mal an die und die, ich lese es mir dann mal durch und beurteile das Geschriebene. Was könnte man verbessern, anders machen, etc.. Ich hab mich da völlig allein gelassen gefühlt. Und das Gefühl ist definitiv sch.... .
5.) Festlegungen treffen, Vielleicht die sogar schriftlich festlegen. Z.B. Vetorecht bei bestimmte Fälle festlegen, was geht, was geht nicht, etc.. Z.B. Dates nur im Hotel und nie privat, Dates nur mit Personen, die in Beziehungen leben und keine Singles weil da eher die Gefahr besteht, dass man abspenstig gemacht werden soll, Sex nur mit Gummi, bestimmte Sexpraktiken sind vielleicht tabu, etc.. Solche Sachen eben. Also im Prinzip einfache Rahmenbedingungen festlegen, darüber diskutieren und besprechen. Es muss ein geben und nehmen sein, sonmst wird es einseitig.

Ich denke, wenn eine Frau dies beherzigt, bekommt sie mit einem Mann auch eine offene Beziehung hin. Ansonsten sehe ich da die Gefahr, dass sich der Partner verletzt fühlt. Aber ich denke diese Punkte sind definitiv wichtig. Vielleicht habe ich da auch noch was vergessen, was wichtig ist, dann bitte einfach darauf aufmerksam machen. Man lernt ja nie aus
*****aeG Mann
273 Beiträge
@******666 Das ist ein sehr bemerkenswerter Beitrag, der wohl aus der Perspektive einer nicht gelungenen Öffnung berichtet.
Zitat von ******666:
Denn all das war bei mir so nicht gegeben und hat mich letzten Endes dazu gebracht, dass ich die offene Beziehung eigentlich nicht mehr möchte.

1. Langsam angehen
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es immer zwei Geschwindigkeiten gibt. Ein Partner, der gerade schneller ist, ein Partner ist gerade langsamer. Oft hängt dies mit dem aktuellen Erfolg der Außenbemühungen zusammen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es gut ist, beide Geschwindigkeiten als richtig zu betrachten und das Kunststück fertig zu bekommen, die eigene Beziehung nicht zu zerreißen.

2. Meilensteine
Ich kann den Wunsch gut verstehen. Spannend wäre, welche Meilensteine das sein könnten? Meine Erfahrung ist, dass die meisten Öffnungsschritte eine ganz eigene Dynamik entfalten. Das bekommt man schlecht eingefangen. Wenn Meilensteine so etwas wie Haltepunkte zum Niveauausgleich sein sollen (nach 10 Sextreffen, damit der andere wieder aufholen kann), kann ich mir das schwer vorstellen.

3. Zeitgleiche Dates
Das läuft in meiner Wahrnehmung auf ein Aufrechnen hinaus. Du hast mehr und das finde ich ungerecht.
Diese Erwartung führt meiner Meinung nach zu frustrierenden Ungeduld bzw. zu Druck, es jetzt endlich auch mal auf die Reihe zu bekommen. Beides ist kontraproduktiv. Ich galube, dass hier auch wieder ein Konkurrenz- bzw. Wettbewerbsdenken angelegt ist, was dann bei der Qualität des Sex, der Häufigkeit von Treffen usw. fortgesetz wird. Wenn ich es nicht akzeptieren kann, dass eine/r schneller ist, ist schon das Fundament der Beziehungsöffnung auf Sand gebaut.

4. Hilfe anbieten
Ich habe nach 20 Jahren monogamer Beziehung mich auch erstmal als erotischer Mann für andere Frauen neu erfinden müssen (und bin noch dabei). Es ist es schmaler Grad zwischen fremdbestimmter Hilfe und autentisch sein. Es ist gut, wenn die Partnerin / der Partner ein Ohr für die Freuden und Sorgen des anderen hat. Aus der Pädagogik kommt so ein Spruch: Hilf mit es selbst zu tun.

5. Festlegungen treffen
Es gibt Festlegungen, die sehr wichtig sind: Gesundheitsschutz, eigene NOGOs
Es gibt Festlegungen, die der Kontrolle des Partners dienen.
Es gibt Festlegungen, die Fesseln sind und dem eigenen Unvermögen zu Freiheit und Vertrauen ausdruck verleihen.
Es ist ein sehr spannender Prozess, die Dinge schonungslos ehrlich auszusprechen - ehrlich zu sich und zum Partner / zur Partnerin. Es wäre super, wenn ich das immer alles auseinander halten könnte - kann ich nicht. Aber ich lerne immer dazu.

Zitat von ******666:
Ich denke, wenn eine Frau dies beherzigt, bekommt sie mit einem Mann auch eine offene Beziehung hin.

Das ist die Delegierung der Verantwortung auf den/die Andere/n. Sprich klar und achtsam über deine Erwartungen, Ängste, Wünsche, Grenzen, inneren Widersprüche. Sei ehrlich und verletzlich. Tritt in die Mitte der Beziehungsarena und schätze die Schmerzen, die Wut, das Glück und die Liebe.
Es läßt sich bei uns nicht vermeiden, dass es zu Verletzungen kommt, wir achten dann sehr darauf, die Wunden auch zu heilen, durch Gespräche, durch intensive gemeinsame Erlebnisse, durch veränderung des eigenen Verhaltens. (wenn die Wunde zu groß ist, braucht es manchmal auch die Hilfe von außen)
****ody Mann
13.240 Beiträge
Zwei wirklich gute Beiträge, @******666 und @*****aeG . Die Achtsamkeit, die man sich in der Beziehung gewährt, muss auch auf den "aushäusigen" Sex übertragen sein, finde ich. Eine Offene Beziehung kann ein sensibles Gebilde sein, aus meiner Sicht ist es das. Die Brechstange ist fehl am Platz, Ego-Touren ebenso, denn sie stellen schnell die Beziehung in Frage. Gegenseitige Rücksichtnahme ist wie in jeder Beziehung unverzichtbar.

Wenn man sich vertraut und dem Partner, der Partnerin seine sexuellen Erlebnisse gönnt, kann es eigentlich nicht zu einem gefühlten Ungleichgewicht kommen. Klar haben es Frauen leichter, Sexpartner zu finden, doch es sollte kein Wettbewerb sein. Außerdem können die Bedürfnislagen grundsätzlich unterschiedlich sein. Niemand sollte sich gezwungen fühlen, von seinen Freiheiten Gebrauch zu machen. Das sollte doch von Lust und Laune abhängig sein. Das bekommt man mit Reden gut hin.

Letztlich ist es aber auch okay, mit einer einseitigen Öffnung einverstanden zu sein und für sich die Öffnung nicht in Anspruch zu nehmen. Alles nur Verhandlungssache.
Ich glube der Knackpunkt bei Jerry war/ist ein Ohnmachtsgefühl.
Die Tante zuvor hat einfach bei der Öffnung Gas gegeben, was ihn in eine Ohnmachtssituation gebracht hat.

Daraus hat sich entwickelt und er hat gelernt: Ohnmacht=Kontrollverlust= Schmerz.

Man müsste mit solcher Biografie tatsächlich darauf eingehen, so wie Jerry das selbst mit den vielen Kontrollpunkten und den Anderen Maßnahmen anstrebt. Sie dienen allesamt dazu nicht wieder in eine Ohnmachtssituation zu kommen.


Das Problem an "allgemeinen Ratschlägen" ist ja das sie keine Rücksichten nehmen auf Brüche im Leben und den darus resultierenden Ängsten und deren Trigger. "Wenn eine Frau....." - das ist immer eine Frau ohne Biographie. Genauso beim Mann.

Aber wir haben eine Biographie und auch Brüche im Leben, und wir müssen mit ihnen umgehen. Und auch der Partner.

Geht man an eine Öffnung brauch es auch Vertändnis für die Biografie des Anderen und dessen Strategien des Umgangd mit dieser Biografie.
*******ouce Paar
114 Beiträge
Sie schreibt
Ich finde die sieben Regeln im Magazin äußerst gelungen und ich denke, dass ein Nicht-Beherzigen mit großer Wahrscheinlichkeit zum Scheitern führt. Und allein Punkt 3 ist doch schon eine harte Nuss.

Ich muss ehrlicherweise zugeben, dass es bei uns nicht schwer war. Wir waren jung etwa 2/3 Jahre zusammen. Unsere Sichtweisen und Kommunikation passten gut zusammen. Die Herausforderungen kamen mit dem Schritt in die Polyamorie. Und da kann ich keine Tipps geben, da es zu sehr von den Beziehungsbeteiligten abhängt.

Mittlerweile denk ich, dass das Wichtigste Authentizität sich selbst und dem Partner gegenüber ist. Das zweite ist Verbindlichkeit.
Das dritte ist, den Partner nicht als Bedürfnisbefriediger wahrzunehmen (also da muss man manchmal hart ehrlich mit sich selbst sein).
Das vierte, ehrlich sein mit den eigenen Bedürfnissen und sich dem Partner damit zumuten (das verhindert stilles Leiden).

Und das Einlassen auf den Partner, ihn aber gleichzeitig als freien Menschen sehen, der nicht unbedingt so denkt und fühlt wie ich. Und das dieser Unterschied auch nichts mit Abwertung oder Ablehnung zu tun hat.

Ein freier Mensch kommt freiwillig zu mir. Oder auch nicht, aber dann passt es offenbar nicht. Erzwingen kann man das nicht. Wovor hat man dann Angst, wenn man öffnet? Vor dem Scheitern? Aber diese Gefahr besteht ausnahmslos immer. Nur wird dieses Risiko verdrängt?

Die angesprochenen Sollbruchstellen in der Beziehung gibt es auch ohne Öffnung.
Zitat von *******ouce:
Das dritte ist, den Partner nicht als Bedürfnisbefriediger wahrzunehmen (also da muss man manchmal hart ehrlich mit sich selbst sein).
Das vierte, ehrlich sein mit den eigenen Bedürfnissen und sich dem Partner damit zumuten (das verhindert stilles Leiden).


An diesem Punkt bin ich gedanklich noch nicht ganz durch. Ich kenne beide Seiten, und ich glaube, das keine Seite eine Lösung ist. Ich glaube, das muss ambivalent gesehen werden, weil jeweils beide Seiten ungute Tendenzen freisetzen. Entweder in Beziehung oder in Gesellschaft.

Zitat von *******ouce:
Ein freier Mensch kommt freiwillig zu mir. Oder auch nicht, aber dann passt es offenbar nicht.
Auch ein unfreier Mensch kommt zu dir. Wenn Macht dazu führt, das aus dem "Nicht-Passen" eine Drohung wird.....
Es gilt auch sich selbst immer zu hinterfragen. Nicht nur, "was will ich?". Sondern auch immer "Was löse ich beim Anderen mit meinem Wollen aus?".

ich schätze die Devise "Vermeide Leid, deines und das des Anderen".
Ich kenne im Bekanntenkreis so ein Paar welches schon sehr lange eine offene Beziehung führt.
Ich war mal eine Sexbekanntschaft von ihm.

Sie sagte mal zu mir wir haben als Par ein ausgefülltes Sexleben.
Und gönnen es uns gegenseitig mit Anderen.
Sie achteten beide darauf und halfen sich gegenseitig bei der Suche. Allerdings eher ein festen Seitensprung als ständig wechselnde Partner. Oft traf man sich zu viert.
Seitensprung gab es nur wenn beide jemand gefunden haben.

Mittlerweile haben sie ein Pärchen gefunden mit dem sie fast alles zusammen machen.
Sich regelmässig treffen.
Ein Glücksfall.
Weitere Sexpartner gibt es nicht mehr.
******666 Mann
247 Beiträge
Mal zur Erläuterung: Das mit den Meilensteine war eher so gedacht, dass der langsamere Partner nicht komplett auf Zeit spielen kann für immer und ewig. Also z.B. in 3 Wochen sich mal Vetorechte überlegen, etc.. Dass es eine Eigendynamik entwickelt bei jedem ist auch klar. Deshalb habe ich auch nur gesagt/gemeint, dass das erste Date oder die ersten beiden zeitnah für die Partner stattfinden sollten. Dass sich das dann trennt ist auch klar. Aber ich denke damit würde man so etwas wie Neid oder Missgunst ziemlich eliminieren.
*******ouce Paar
114 Beiträge
Zitat von *****pud:
Zitat von SaveurDouce:„Das dritte ist, den Partner nicht als Bedürfnisbefriediger wahrzunehmen (also da muss man manchmal hart ehrlich mit sich selbst sein).
Das vierte, ehrlich sein mit den eigenen Bedürfnissen und sich dem Partner damit zumuten (das verhindert stilles Leiden).

An diesem Punkt bin ich gedanklich noch nicht ganz durch. Ich kenne beide Seiten, und ich glaube, das keine Seite eine Lösung ist. Ich glaube, das muss ambivalent gesehen werden, weil jeweils beide Seiten ungute Tendenzen freisetzen. Entweder in Beziehung oder in Gesellschaft.

Sorry, die Aussage versteh ich im Bezug zum Zitierten nicht bzw. Ist sie etwas unkonkret.
Von welchen Seiten sprichst du?

Ich meinte mit meiner Aussage, dass man offen mit seinen Bedürfnissen auch dem Partner gegenüber umgehen sollte. D.h. wenn ich ein Problem hab, es dem anderen mitteile und er dann behutsam damit umgeht. Aber gleichzeitig sollte ich nicht den Anspruch haben, dass mir mein Bedürfnis, das ich an den Partner habe, auch erfüllt wird. Es ist ein "Du bist ok, ich bin ok".

Das gilt für alle Seiten *g*

Zitat von *****pud:
Auch ein unfreier Mensch kommt zu dir. Wenn Macht dazu führt, das aus dem "Nicht-Passen" eine Drohung wird.....

Ein unfreier Mensch kommt nicht freiwillig zu dir, sondern du bindest ihn. Also wenn das die Beziehungsbasis ist, dass ich den Menschen mit Macht an mich ziehen muss, dann ist es klar, warum man vor dem Öffnen Angst hat. Wenn ich die Macht verliere, muss ich ja Angst haben, dass ich den anderen nicht mehr unter Kontrolle hab und er einen anderen Weg geht.

Ich hoffe, nicht nur ich finde das gruselig...

Zitat von *****pud:
Es gilt auch sich selbst immer zu hinterfragen. Nicht nur, "was will ich?". Sondern auch immer "Was löse ich beim Anderen mit meinem Wollen aus?".

Das in der Tat halte ich für ein Problem. Also im Vorhinein zu überlegen und vor allem danach zu handeln, was der andere wohl empfinden mag und denkt. Erstens kann da sehr viel Projektion drin stecken, was den anderen komplett entmündigen kann. Kann auch zum Ursprung vieler Missverständnisse werden. Es ist absolut wichtig, dass derjenige, bei dem etwas ausgelöst wird, ehrlich ist, sich damit auseinander setzt und auch den Partner damit konfrontieren kann.

Zitat von *****pud:
ich schätze die Devise "Vermeide Leid, deines und das des Anderen".
Sehr sehr schwierig. Erstmal sollte man natürlich nicht mit Absicht ohne Rücksicht Leid auslösen. Allerdings führt die beabsichtigte Vermeidung m.E. doch eher zu einer Harmoniesucht, die schwelende Konflikte überdeckt.

Letztlich halte ich es für illusorisch, Leid vermeiden zu können, vor allem wenn die Bedürfnisse auseinander gehen. Ich hab eher die Devise, dass auch schlechte Gefühle ihre Berechtigung haben und man sich mit ihnen auseinander setzen sollte.

Das klingt im Magazinbeitrag zur Leidensfähigkeit an.

Und bevor mir etwas unterstellt wird: in unserem Poly-Konstrukt bin ich auch in mehreren Positionen.

Daher gilt auch das für alle Seiten.

Letztlich dreht es sich um einen Punkt: beide müssen für sich Verantwortung übernehmen, sonst gibt es ein Ungleichgewicht und/oder fliegt allen um die Ohren.
******666 Mann
247 Beiträge
Der letzte Punkt bin ich nicht konform. Man hat zwar Verantwortung sich gegenüber aber genau so auch dem Partner gegenüber. Und wenn ich meinem Partner nur Leid zufügen muss ich handeln. Also entweder mein Handeln ändern, auf den Partner zugehen, evtl. Aber auch überlegen, ob er ohne mich nicht besser dran wäre, etc.. Einfach nicht einen kompletten Egotrip machen, wie das wohl öfters der Fall zu sein scheint.
******666 Mann
247 Beiträge
Für mich bedeutet eine Beziehung ein Geben und Nehmen. Und nicht nur nehmen. Wenn es einseitig wird, ist das riesen Mist. Und so egozentrische, egoistische Beziehungstypen fügen leider häufig zu viel Leid zu.
*******eyan Mann
114 Beiträge
Ich finde den Blickwinkel von @******666 sehr wichtig und habe diese Erfahrung, dass man als Mann zumindest am Anfang etwas im Nachteil ist, auch gemacht. Um das etwas zu entspannen, kann ich Swingerclubs empfehlen (also er besucht einen Club, um die Zeit, in der sie schon Dates hat, zu überbrücken). Ist nicht dasselbe, wie ein Date, kann aber helfen, Erfahrungen zu sammeln, Selbstbewußtsein zu tanken und im besten Fall, sogar Dates einzufädeln.
*****aeG Mann
273 Beiträge
Zitat von *******eyan:
Um das etwas zu entspannen, kann ich Swingerclubs empfehlen (also er besucht einen Club, um die Zeit, in der sie schon Dates hat, zu überbrücken). Ist nicht dasselbe, wie ein Date, kann aber helfen, Erfahrungen zu sammeln, Selbstbewußtsein zu tanken und im besten Fall, sogar Dates einzufädeln.
@*******eyan
Hast Du diese Erfahrung selbst gemacht? Als Solomann im Swingerclub - da habe ich eher frustrierende Berichte im Joy-Club gelesen.

Wäre es nicht besser, der "wartende" Part nimmt diese Herausforderung an, ohne nach irgendeiner Ersatzbefriedigung zu suchen. Wer da im Kopf nicht klar ist, wird es wohl auch in der weiteren Entwicklung der offenen Beziehung nicht leicht haben. Mich hat das "Warten" auch belastet. Es war aber eine gute Übung, alte Muster los lassen zu können.
*****lnd Mann
27.759 Beiträge
Für mich war von vornherein klar, dass ich aussuche, dabei bin, sage, was Sache sein darf, was nicht, und dann die Zeit danach gemeinsam zu nutzen. Alles andere wäre für mich unverträglich gewesen.
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