„Zitat von SaveurDouce:„Das dritte ist, den Partner nicht als Bedürfnisbefriediger wahrzunehmen (also da muss man manchmal hart ehrlich mit sich selbst sein).
Das vierte, ehrlich sein mit den eigenen Bedürfnissen und sich dem Partner damit zumuten (das verhindert stilles Leiden).
Gut, nochmal langsam.
Das mit der Bedürfnisbefriedigung ist eine ambivalente Sache. Klar kann ich den Partner dafür verantwortlich machen, und dann hat der stramm zu tun. Aus Partnerschaftlicher Sicht setzt ihn das unter Druck und deswegen ist das auch ne schwierige Kiste.
Aber die andere Seite, die Bedürfnisbefriedigung aus der Partnerschaft heraus zu nehmen, sich quasi unabhängig vom Partner zu machen ist in der Konsequenz auch nicht gut. Zum Einen werden dem Partner Ansatzmöglichkeiten genommen. Und auch gesellschaftlich finde ich das in Radikalität keinesfalls gut. Denn das sehen wir hier schon auf Joyclub, das wir zur Katalogware zur gegenseitigen Bedürfnisbefriedigung mutieren. Deswegen gibt es auch soviel Marketingtipps, Sein ist nicht wichtig, der Schein zählt. Und in den Schein wird investiert (Siehe Post wo der Mann viel Zeit ins Daten und Flirten investiert). Wir züchten damit keine Guten Mechanismen. Ein Paartherapeuth sagte, man greift sich gegenseitig in die nackten Taschen des jeweils anderen Suchenden nach eigener Befriedigung).
Ich finde es eine Utopie, das wir uns hier alle gegenseitig befriedigen können, wirklich befriedigen, und es war dann nur ne Sexbekanntschaft? Wird Sexualität dann nicht zu einem Konsumgut, was man irgendwo besorgt, sich organisiert, durch Investition erwirbt?
Folge ich dem, finde ich es weder gut dem Partner alle meine Bedürfnisse aufzubürden, noch finde ich es gut, das ich das dann folgerichtig emotionsarm außen kosumiere und zum Konsumobjekt degradiere. Ich möchte nicht in einer Gesellschaft leben, wo wir uns gegenseitig gebrauchen- weil es tiefe Emotionen bräuchte, um es aus dem Gebrauchen herauszuholen.
Ich kenne alles Seiten, In der Partnerschaft den Bedürfniserfüller zu geben und auch die andere Seite. Und ich kenne es wenn Bedürfnisse zu stark aus der Beziehung geholt werden, wenn es den anderen quasi "arbeitslos" macht.
Ich kenne von mir den Versuch, Bedürfnisse mit einem fast anonymen Menschen auszuleben und zu stillen, und die Erkenntnis, das es auf Dauer beiden Seiten nicht gut tut (weil die Nähe fehlt).
Ich kenn den Versuch anderer mich anonym zu machen, einer von vielen zu sein. Zur Option degradiert zu werden, eine Nummer zu sein, eigentlich bedeutungslos. Hätte auch ein Anderer sein können.
Ich glaube, wir Menschen wollen uns gemeint fühlen, gewollt sein. Das geht weder, wenn wir mit anderen belanglosen Menschen aktiv sind, noch wenn wir den Partner belanglos machen.
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Zitat von Joy_epud:„Auch ein unfreier Mensch kommt zu dir. Wenn Macht dazu führt, das aus dem "Nicht-Passen" eine Drohung wird.....
Ein unfreier Mensch kommt nicht freiwillig zu dir, sondern du bindest ihn. Also wenn das die Beziehungsbasis ist, dass ich den Menschen mit Macht an mich ziehen muss, dann ist es klar, warum man vor dem Öffnen Angst hat. Wenn ich die Macht verliere, muss ich ja Angst haben, dass ich den anderen nicht mehr unter Kontrolle hab und er einen anderen Weg geht.
Ich hoffe, nicht nur ich finde das gruselig...
Ich meinte damit, das ich einen Harmoniesüchtigen vor mich hertreibe. "Wenn du das und das nicht tust, dann passt es für mich nicht!" Und dann rennt der Andere so wie ich will, weil es passen muss.
Es gibt Beziehungsanarchische Ansätze, die man nicht immer von einer neoliberalen Beziehungsführung zu unterscheiden vermag- obwohl grundsätzlich verschieden gemeint. Dieses "Du kannst gehen, wenn du nicht magst!" kann Ausdruck von Freiheit sein, aber auch in neoliberaler Hinsicht ein Ausdruck von euphemistischen "Vor die Tür setzen" setzen, wenn meine Konditionen nicht erfüllt sind.
Ich glaube, in Beziehungen ist man immer irgendwo auch ein Stückchen abhängig. Ich finde nicht, das eine vollkomene Unabhängigkeit voneinander erstrebenswert ist. Mit Blick auf die eigene Beziehung sehe ich trotz Freiheit auch Abhängigkeiten. Das beginnt, wo Bedürfnisse fest mit dem Partner assoziiert sind. Oder wo wir in den Vielen Jahren aus Pragmatismus Selbständigkeit verkümmert ist, weil es effizienter war das abzugeben und dafür anderes zu übernehmen.
„Letztlich halte ich es für illusorisch, Leid vermeiden zu können, vor allem wenn die Bedürfnisse auseinander gehen.
Du kannst soviel Leid vermeiden, wie es dir möglich ist. Die Vermeidung von Leid schließt ein, das es Leid gibt, was nicht vermeidbar ist. Entweder weil die Dynamik eine ist, die zwangsweise Leid produziert (und wir nur noch in der Hand haben wer wieviel welches Leid abbekommt) oder weil die Erkenntnis gereift, das wir nicht allmächtig sind und selbst mit besten Vorsatz nicht alles vermeidbare Leid neutralisiert bekommen.
Trotz dessen, und auch gerade weil es so ist gilt für mich die Maxime: "Vermeide Leid, dein eigenes und das des anderen." So gut es mir möglich ist.