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Offene Beziehung: Welche Herausforderung habt ihr gemeistert

*******eyan Mann
114 Beiträge
@*****aeG Du hast schon Recht, eine gewisse innere Aufgeräumtheit ist mal Grundvoraussetzung für alle diese Dinge.

Frustration im Swingerclub gibt es nur, wenn man glaubt, dort Anrecht auf etwas zu haben, wenn man sich aufgrund des eigenen Verhaltens disqualifiziert oder man einfach unsicher und ungeschickt ist. Alles das ist auch für ein Date (das ja noch viel intimer ist) hinderlich. Also ja, Swingerclub ist eine gute Schule, dort lernt man Geduld, Demut und Respekt oder man sieht, dass man diese Dinge schon mitbringt, was Selbstsicherheit schafft.
Zitat von *****pud:
Zitat von SaveurDouce:„Das dritte ist, den Partner nicht als Bedürfnisbefriediger wahrzunehmen (also da muss man manchmal hart ehrlich mit sich selbst sein).
Das vierte, ehrlich sein mit den eigenen Bedürfnissen und sich dem Partner damit zumuten (das verhindert stilles Leiden).

Gut, nochmal langsam.

Das mit der Bedürfnisbefriedigung ist eine ambivalente Sache. Klar kann ich den Partner dafür verantwortlich machen, und dann hat der stramm zu tun. Aus Partnerschaftlicher Sicht setzt ihn das unter Druck und deswegen ist das auch ne schwierige Kiste.
Aber die andere Seite, die Bedürfnisbefriedigung aus der Partnerschaft heraus zu nehmen, sich quasi unabhängig vom Partner zu machen ist in der Konsequenz auch nicht gut. Zum Einen werden dem Partner Ansatzmöglichkeiten genommen. Und auch gesellschaftlich finde ich das in Radikalität keinesfalls gut. Denn das sehen wir hier schon auf Joyclub, das wir zur Katalogware zur gegenseitigen Bedürfnisbefriedigung mutieren. Deswegen gibt es auch soviel Marketingtipps, Sein ist nicht wichtig, der Schein zählt. Und in den Schein wird investiert (Siehe Post wo der Mann viel Zeit ins Daten und Flirten investiert). Wir züchten damit keine Guten Mechanismen. Ein Paartherapeuth sagte, man greift sich gegenseitig in die nackten Taschen des jeweils anderen Suchenden nach eigener Befriedigung).

Ich finde es eine Utopie, das wir uns hier alle gegenseitig befriedigen können, wirklich befriedigen, und es war dann nur ne Sexbekanntschaft? Wird Sexualität dann nicht zu einem Konsumgut, was man irgendwo besorgt, sich organisiert, durch Investition erwirbt?

Folge ich dem, finde ich es weder gut dem Partner alle meine Bedürfnisse aufzubürden, noch finde ich es gut, das ich das dann folgerichtig emotionsarm außen kosumiere und zum Konsumobjekt degradiere. Ich möchte nicht in einer Gesellschaft leben, wo wir uns gegenseitig gebrauchen- weil es tiefe Emotionen bräuchte, um es aus dem Gebrauchen herauszuholen.

Ich kenne alles Seiten, In der Partnerschaft den Bedürfniserfüller zu geben und auch die andere Seite. Und ich kenne es wenn Bedürfnisse zu stark aus der Beziehung geholt werden, wenn es den anderen quasi "arbeitslos" macht.
Ich kenne von mir den Versuch, Bedürfnisse mit einem fast anonymen Menschen auszuleben und zu stillen, und die Erkenntnis, das es auf Dauer beiden Seiten nicht gut tut (weil die Nähe fehlt).
Ich kenn den Versuch anderer mich anonym zu machen, einer von vielen zu sein. Zur Option degradiert zu werden, eine Nummer zu sein, eigentlich bedeutungslos. Hätte auch ein Anderer sein können.


Ich glaube, wir Menschen wollen uns gemeint fühlen, gewollt sein. Das geht weder, wenn wir mit anderen belanglosen Menschen aktiv sind, noch wenn wir den Partner belanglos machen.




Zitat von *******ouce:

Zitat von Joy_epud:„Auch ein unfreier Mensch kommt zu dir. Wenn Macht dazu führt, das aus dem "Nicht-Passen" eine Drohung wird.....

Ein unfreier Mensch kommt nicht freiwillig zu dir, sondern du bindest ihn. Also wenn das die Beziehungsbasis ist, dass ich den Menschen mit Macht an mich ziehen muss, dann ist es klar, warum man vor dem Öffnen Angst hat. Wenn ich die Macht verliere, muss ich ja Angst haben, dass ich den anderen nicht mehr unter Kontrolle hab und er einen anderen Weg geht.

Ich hoffe, nicht nur ich finde das gruselig...

Ich meinte damit, das ich einen Harmoniesüchtigen vor mich hertreibe. "Wenn du das und das nicht tust, dann passt es für mich nicht!" Und dann rennt der Andere so wie ich will, weil es passen muss.
Es gibt Beziehungsanarchische Ansätze, die man nicht immer von einer neoliberalen Beziehungsführung zu unterscheiden vermag- obwohl grundsätzlich verschieden gemeint. Dieses "Du kannst gehen, wenn du nicht magst!" kann Ausdruck von Freiheit sein, aber auch in neoliberaler Hinsicht ein Ausdruck von euphemistischen "Vor die Tür setzen" setzen, wenn meine Konditionen nicht erfüllt sind.

Ich glaube, in Beziehungen ist man immer irgendwo auch ein Stückchen abhängig. Ich finde nicht, das eine vollkomene Unabhängigkeit voneinander erstrebenswert ist. Mit Blick auf die eigene Beziehung sehe ich trotz Freiheit auch Abhängigkeiten. Das beginnt, wo Bedürfnisse fest mit dem Partner assoziiert sind. Oder wo wir in den Vielen Jahren aus Pragmatismus Selbständigkeit verkümmert ist, weil es effizienter war das abzugeben und dafür anderes zu übernehmen.

Zitat von *******ouce:
Letztlich halte ich es für illusorisch, Leid vermeiden zu können, vor allem wenn die Bedürfnisse auseinander gehen.
Du kannst soviel Leid vermeiden, wie es dir möglich ist. Die Vermeidung von Leid schließt ein, das es Leid gibt, was nicht vermeidbar ist. Entweder weil die Dynamik eine ist, die zwangsweise Leid produziert (und wir nur noch in der Hand haben wer wieviel welches Leid abbekommt) oder weil die Erkenntnis gereift, das wir nicht allmächtig sind und selbst mit besten Vorsatz nicht alles vermeidbare Leid neutralisiert bekommen.

Trotz dessen, und auch gerade weil es so ist gilt für mich die Maxime: "Vermeide Leid, dein eigenes und das des anderen." So gut es mir möglich ist.
****ody Mann
13.240 Beiträge
@*****pud

Wow!

"Wird Sexualität dann nicht zu einem Konsumgut, was man irgendwo besorgt, sich organisiert, durch Investition erwirbt?"

Trotz aller guten Vorsätze, viel gutgemeintem Redens ist das m.E. der Trend. Bindung ist nicht länger die Bindung zwischen Partnern einer Liebesbeziehung, andere Bindungen bringen mittlerweile die Verschiebung in ein größeres Bedürfnisspektrum. Wenn die Offene Beziehung für anderes benutzt wird, führt das meiner Meinung nach zu einer Entfremdung. Und ich glaube, dass solche Tendenzen bereits sehr verbreitet sind.
Es wird ja oft genug gesagt das Monogamie eine Erfindung ist und nicht dem menschlichen Wesen entspricht.

Andererseits eben die Gefahr das Sex ein Konsumgut wird oder ist.

Ich glaube dennoch das die Mehrheit der Paare monogam lebt. Zumindest die Älteren.
Die ganz Jungen sind verliebt verlobt mit Familiengründung beschäftigt.

Wie ich zahlreichen Threads entnehmen kann fängt das Problem an wenn Partner unterschiedliche Bedürfnisse haben oder Sex langweilig wurde etc.
Die Gründe sind vielfältig.

Was meinst du genau , das die offene Beziehung für anderes benutzt wird?
****ody Mann
13.240 Beiträge
Falls das nicht zu weit führt, Persönlichkeitsentwicklung, Zeitvertreib, Körpergefühl, Meditation, Hobby, Sport, Dazugehören zu einem Trend, Grenzerfahrung, Wellness, Selbstfindung, Spaß, Erholung, Spiritualität, Heilung, Okkultismus und Esoterik, Ablenkung, menschliche Nähe, Mode, Zugehörigkeit zu Gruppen etc.
Zitat von *******rau:
Es wird ja oft genug gesagt das Monogamie eine Erfindung ist und nicht dem menschlichen Wesen entspricht.

Es wird auch oft gesagt, das die Menschen im Mittelalter glaubten, das die Erde eine Scheibe ist. Stimmt nicht, aber wird immer noch wiederholt und darauf bestanden.


Mit der Biologie ist das so eine Sache. Wir haben zwei biologische Verwandten. Der Bonobo und der Schimpanse. Wenn der Bonobo seine Partnerin mit einem Anderen sieht, fickt er mit. Sieht der Schimpanse es, schlägt er sein Rivalen möglicherweise tot.

Biologie zu bemühen hilft nicht.


Kulturell war die Ehe von jeher eine Arbeitsgemeinschaft, keine Gefühlsgemeinschaft. Erst im 19. Jh setzt sich im Zuge der Romantik Liebe und Gefühle als Beziehungsgrund durch.

Offene Beziehungen kann man nicht mit Monogamie (oder ihrem empfundenen Scheitern) legitimieren. So wenig wie mit Biologie.
Deine Ansicht *hutab*
Naja. Das hat nichts mit Ansicht zu tun. Die hier auf dem Portal geisternden Ansichten sind kausal nicht zu halten.

Was ja nicht heißt, das OBs dann falsch wären. Nur ich kann sie so nicht legitimieren. Sie ist eine von mehreren Beziehungsmodellen.

Und solch gezinkte Argumente kommen ja regelmäßig, wenn es jemand zu "überzeugen" gilt.

Und entweder sie wird in der Partnerschaft gewollt oder nicht. Mit "überzeugen" kann man viel kaputt machen.



Zumal diese Argumentation sowieso nie anhält, wenn man liest, das Damen hier auf dem Joyclub Singlemänner bevorzugen. Spätestens dann ist das biologische Argument nutzlos. Und das gesellschaftliche auch.
*******Jule Paar
330 Beiträge
Sorry, diese Diskussion gleitet ins Polemische ab. Wenn jemand "nur Sexbekanntschaft" sei, seien die Beteiligten "Konsumgut", und die Beteiligten sind "Katalogware". Und dies wird dann in Kontrast gesetzt mit so einer Art Vorstellung von einer von tiefen Emotionen geprägten Volksgemeinschaft der Ehrlichen.

Wir haben diese Begriffe nur aus einigen Beiträgen herausgenommen, gehen zu diesen Beiträgen nun aber nicht auf jede Nuance ein. Insgesamt schwingen in dieser Diskussion jedoch gleich einige Prämissen mit, die man hinterfragen kann (und dann, wenn man eine Beziehung öffnen möchte, auch sollte). Da Polemik an sich auch geeignet sein kann, eine pointierte Diskussion zu führen, kann man die bedenklichen Grundannahmen in diesem Sinne einmal so - etwas polemisch - zusammenfassen:

  • Sex sei nur für sich selbst genommen ist minderwertig. Sex ist also nur wertig, wenn er mit etwas anderem gekoppelt ist.
  • Richtet sich das Interesse an einem anderen Menschen hauptsächlich (erst einmal) darauf, mit diesem Menschen Sex zu haben, werde dieser Mensch nicht anders als eine Sache betrachtet. Der Mensch werde damit einem leblosen Objekt gleichgestellt.
  • Sex sei mit einem Wirtschaftsgut gleichzusetzen ("Gut", "Ware").
  • Wer sich anderen Menschen vorstellt, um ihnen die Möglichkeit zu geben, sexuelles Interesse zu zeigen, entmenschliche sich, indem er sich als Handelsobjekt zur Verfügung stellt.
  • Eine bestimmte Sexualmoral sei von allen einzuhalten, damit der gesellschaftliche Zusammenhalt nicht gefährdet wird.
  • Konsum sei negativ zu bewerten.
  • Gemeinsam mit anderen Menschen den eigenen Sexualtrieb auszuleben, sei "Bedürfnisbefriedigung", als solche unvermeidbar egoistisch und damit negativ zu bewerten.
  • Es sei wertvoll, auf die Befriedigung von Bedürfnissen zu verzichten. Wer Bedürfnisse befriedigt, erlege sich dieses Selbst-Leid nicht auf, und handele daher in vorwerfbarer Weise.


Das ist doch viel zu kompliziert und negativ. Wenn ich einem anderen Menschen begegne, bin geil auf diesen Menschen, und er offensichtlich auch geil auf mich, und wir machen beide das Beste daraus, indem wir miteinander Sex haben, schadet das weder anderen, erst Recht der Gesellschaft an sich, noch spricht man sich damit gegenseitig das Menschsein ab. Und freundlich kann man vorher und nachher auch zueinander sein. Ja, so einfach kann das sein.

Wer von diesen Prämissen ausgeht, könnte sich überlegen, wie folgt zu leben:
  • Die eigene monogame Beziehung sexualfrei ausgestalten, damit eine Bedürfnisbefriedigung von vornherein ausgeschlossen ist.
  • Zur allgemeinen Vermeidung von Bedürfnisbefriedigungen in der Gesellschaft den gegenwärtigen Lockdown unabhängig von der Pandemie auszudehnen.
  • Um die Polemik auf die Spitze zu treiben: Sexualität, sofern nicht vermeidbar, außer zum Zeugen von Kindern menschenunabhängig ausgestalten. Früher (heute nur vereinzelt) gab es in Innenstädten so toilettenähnliche Anlagen mit abschließbaren Kabinen, in denen man(n) gegen Münzeinwurf Pornos schauen und sich anonym und alleine "einen runterholen" konnte. Würde man dieses Modell der Bedürfnisbefriedigung wieder stärken, wäre die Gefahr, dass andere Menschen zum sexuellen Konsumgut degradiert werden, gebannt. Der Wichser ist der Held, als Retter des gesellschaftlichen Zusammenhalts.

Diese letztere Liste soll nicht unterstellen, dass dies hier irgendwer wünscht, sondern nur aus unserer Sicht verdeutlichen, wie inkonsistent und letztendlich auch gefährlich, weil unmenschlich, einige Grundannahmen sind, die doch immer wieder durchscheinen. Als Anregung zu einer weiteren Diskussion.
Es gibt Unterschiede bei den wirkenden Dynamiken in einer Partnerschaft zwischen einer polygamen Partnerschaft in einer überwiegend monogamen Gesellschaft und einer polygamen Partnerschaft in einer überwiegend polygamen Gesellschaft. Manche Dynamiken pervertieren sich, manche Dynamiken sind auch nur deshalb ok, weil sie eben von wenigen praktiziert werden.

Kein Grund Polemik zu unterstellen. Ich wage es stark zu bezweifeln, das es für den Swinger toll wäre, wenn alle Welt swingt. Das meine ich vollkommen wertneutral.

Es gibt ja polygame Gesellschaften auf diesem Planeten, so ist es ja nicht. Dort wirken ulkigerweise gegenläufige Tendenzen.
In einer Gesellschaft, wo Gold endlos verfügbar ist, ist Gold wertlos. Und deswegen ist der Besitz von Gold nicht erstrebenswert.
Was heißt, das alles ist nicht frei von unserem Wertesystem und dem der Umgebung.
*******eyan Mann
114 Beiträge
@*****pud Also, ich bezweifle jetzt ein wenig, dass Konzepte der Wirtschaftswissenschaft (nur knappe Güter haben einen Wert) einfach so ins Feld der Sozialwissenschaft zu übertragen sind.

Ein Swinger swingt ja nicht, um sich von anderen abzugrenzen oder um den "Luxus" swingen konsumieren zu können und das wie eine teure Uhr dann der ganzen Welt zeigen zu können.

Dass in einer Welt des Swingens selbiges im Durchschnitt abnehmen würde, ist doch klar, was aber mit dann vorhandener Zufriedenheit zu tun hat und nicht, dass am Swingen was fehlerhaft wäre.

Auch wenn die Polemiken recht unterhaltsam sind, lenken sie ab. Ich denke es geht nicht darum, ob Monogamie, Polyamorie oder offene sexuelle Beziehungen das einzig richtige sind, sondern darum, wie alle diese Formen gleichzeitig in unserer Gesellschaft bestehen können und somit alle eine selbstgewählte Lebensweise führen können.
Zitat von *******eyan:
Ich denke es geht nicht darum, ob Monogamie, Polyamorie oder offene sexuelle Beziehungen das einzig richtige sind, sondern darum, wie alle diese Formen gleichzeitig in unserer Gesellschaft bestehen können und somit alle eine selbstgewählte Lebensweise führen können

Hast du den Eindruck, das dies nicht geht?
****ody Mann
13.240 Beiträge
Ich kann mir schon vorstellen, dass es Effekte gibt, die die Wertigkeit von Sex in der Eigenwahrnehmung verändern, wenn viele verschiedene Sexpartner immer nur einen Anruf weit entfernt sind.
*******eyan Mann
114 Beiträge
@*****pud Den Eindruck hab ich. Es fehlt teilweise an Infrastruktur (Stundenhotels, mehrere Clubs innerhalb einer Autostunde), vor allem aber an allgemeiner Akzeptanz und damit an Möglichkeiten, abseits solcher Plattformen Kontakte zu knüpfen. Erst, wenn es ganz normal ist, z.B. eine offene Beziehung zu haben und das dann auch alle wissen, so wie jetzt jeder weiß, ob man single oder liiert ist, dann ergeben sich auch Kontakte im Alltag, erst dann wirds unkompliziert.
Zitat von *******eyan:
Es fehlt teilweise an Infrastruktur (Stundenhotels, mehrere Clubs innerhalb einer Autostunde), vor allem aber an allgemeiner Akzeptanz und damit an Möglichkeiten, abseits solcher Plattformen Kontakte zu knüpfen.

Es gibt den Bedarf schlichtweg nicht. Wenn selbst auf dieser Plattform Singles vorgezogen werden, ist die Dynamik offensichtlich.
Daher finde ich es eine Illusion anzunehmen, das es anders wäre wenn man "dürfte". Denn man darf jetzt auch schon, aber man will nicht.


Zitat von *******eyan:
Erst, wenn es ganz normal ist, z.B. eine offene Beziehung zu haben und das dann auch alle wissen, so wie jetzt jeder weiß, ob man single oder liiert ist, dann ergeben sich auch Kontakte im Alltag, erst dann wirds unkompliziert.

Weder wird es normal, noch wird es unkomplizierter. Warum sollte es unkomplizierter werden, wenn es in der Gesellschaft hunderte von Beziehungsmodellen gibt? Sex miteinander zu haben geht jetzt schon. Ob Beziehungskonform oder nicht. Und das weißt du bei 500 Beziehungsformen auch nicht, ob eine sexuelle Avance gegenüber einer anderen Person angebracht ist oder nicht.

Selbst wenn es sich entwickelt, wird das eine unvorhergesehene Richtung einschlagen. Deine Träume werden sich nicht erfüllen, in keinem Szenario.
*******ann Paar
354 Beiträge
Es ist und war doch in manchen Regionen und auch in Deutschland zu mancher Zeit Usus, Mätressen oder Geliebte (Ich meine das positiv keinesfalls abwertend) zu haben. Und das war und ist dann dort Alltag oder ein offenes Geheimnis, weil der Mensch Bedürfnisse hat und Freude am Leben und Lieben haben will.

Traurig, wieviele Menschen unzufrieden in ihrer Beziehung festhängen, weil ihnen der sexuelle oder auch romantische, kulturelle oder intellektuelle Ausgleich fehlt.
****ody Mann
13.240 Beiträge
Ich kenne in meinem sozialen Umfeld einige Menschen, die SM praktizieren oder auch Swinger sind, ohne sie darüber kennengelernt zu haben. Aber niemanden sonst, der sich zu einem offenen Beziehungsleben bekennt.
********rauh Frau
1.027 Beiträge
Zitat von ****ody:
Ich kenne in meinem sozialen Umfeld einige Menschen, die SM praktizieren oder auch Swinger sind, ohne sie darüber kennengelernt zu haben. Aber niemanden sonst, der sich zu einem offenen Beziehungsleben bekennt.
Bei uns ist das gemischt. Es gibt Paare, die zusammen das angefangen haben. Wer einmal in "der Szene" war, scheint sie nicht so leicht wieder ganz zu verlassen.
Ich kenne tatsächlich wenige Paare, die von ihrem einmal gestarteten "Swinger- und BDSM-Leben" wieder dauerhaft los sind.
****ody Mann
13.240 Beiträge
Es ist aus meiner Sicht etwas anderes als nur das Ausleben von Sexualität, das einem dank der Vernetzung und steigender Akzeptanz leichter gemacht wird als früher. Eine Beziehung erfolgreich zu gestalten, in der das alles Platz hat, ist, wie ich finde, eine ganz andere Hausnummer. Du brauchst dafür nicht einfach nur Sexpartner, Du brauchst Teamplayer.
*******Jule Paar
330 Beiträge
Zitat von *******eyan:
@*****pud Also, ich bezweifle jetzt ein wenig, dass Konzepte der Wirtschaftswissenschaft (nur knappe Güter haben einen Wert) einfach so ins Feld der Sozialwissenschaft zu übertragen sind.

Ein Swinger swingt ja nicht, um sich von anderen abzugrenzen oder um den "Luxus" swingen konsumieren zu können und das wie eine teure Uhr dann der ganzen Welt zeigen zu können.

Völlige Zustimmung - herzlichen Dank!

Es gibt Leute, die kaufen ein Auto, um von A nach B kommen zu können, und kaufen eventuell ein teureres Auto, weil es ihnen damit mehr Spaß macht, von A nach B zu kommen. Es ist ihnen dabei egal, welche Autos andere Leute fahren.

Und es gibt (leider) auch Leute, die kaufen ein Auto, um den Nachbarn zu ärgern. Männer, die der Schwiegermutter zeigen wollen, dass ihr Schwiegersohn es geschafft hat und sie falsch gelegen hatte, als sie dagegen war, dass der Autobesitzer ihr Töchterchen bummst. Mütter, die ihre symbolisierte Zeugungsfähigkeit zeigen, indem sie bei der Kita mit einem SUV vorfahren, aus dessen dicken Bauch lauter Kinder rauspurzeln.

Sex ist - anders als Geld oder Autos - kein verknapptes Wirtschaftsgut. Beim Sex geht es uns jedenfalls nicht darum, welchen Sex andere haben, es anderen mal zu zeigen, oder von einer vermeintlich nicht vergößerbaren Torte anderen das möglichst fetteste Stück abzulichten.

Es wundert uns sogar, dass einige hier so denken. Auf die Idee waren wir gar nicht gekommen. Es erklärt aber nachträglich einiges, was wir erlebt haben oder uns als Äußerungen anhören mussten. Wirklich, wir wussten nicht, dass es das auch auf Bezug auf Sex so gibt:

Jeder hat "Glaubenssätze", von denen man meint, sie seien unerschütterlich. Häufig verbreitet ist: "Die Welt ist ein Kuchen, dessen Größe sich niemals ändern kann, und jeder muss zusehen, möglichst viel davon abzubekommen" sowie "Alles, was Leute machen, dient letztendlich dem Zweck, das eigene Tortenstück zu vergrößern." Diese Glaubenssätze sind (übrigens auch von Ökonomen) widerlegt, aber wenn das so ganz tief eingeprägt ist (etwa durch traumatisierende Armut als Kind), geht das nicht so leicht weg.

Und das hat wiederum einen Bezug zum Thema: Bevor man eine offene Beziehung eingeht, sollte man selbstkritisch überlegen, ob man glaubt, dass einer dieser beiden Sätze auch nur im Ansatz richtig ist. Und wenn man das glaubt, sollte man besser monogam bleiben. Alles andere zerstört dann die Beziehung, weil dann doch nicht geglaubt wird, dass man gemeinsam den Kuchen erweitern kann, ohne anderen etwas wegzunehmen oder auch nur an den Kuchen zu denken. Wie gesagt, wir dachten nicht, dass es diese Gedanken mit Bezug auf Sex gibt, aber da fällt etwas wie Schuppen von den Augen.

Und das erklärt vielleicht auch, weshalb dies hier zutrifft:
Zitat von *******ann:
Es ist und war doch in manchen Regionen und auch in Deutschland zu mancher Zeit Usus, Mätressen oder Geliebte (Ich meine das positiv keinesfalls abwertend) zu haben.
Diese Beziehungsformen waren der Oberschicht vorbehalten. Denjenigen, die sich um Kuchen und Mangel keinen Kopf machen mussten, weil immer genug da war.
*****aeG Mann
273 Beiträge
Also mit Bildern, Analogien und Übetreibungen als Mittel der Veranschaulichung haben wir es hier nicht so.

Im übrigen glaube ich schon, dass wir in einer sehr entfremdeten Sexwelt leben. Leider wird Sex in dieser Zeit sehr selten als individuelle Lust- und Lebensfreude praktizert, sondern ist enormen gesellschaftlichen Normierungen unterworfen. Warum sollte sich gerade Sex der Idee der Ware, die ich haben kann, entziehen.
Sex sells, das richtige Toy für den Superorgasmus, die richtige Pille für den Dauerständer. Höher, schneller, weiter.

Mann und Frau dürfen sich gerade in der Frage offener Beziehungen / Swinger mal die Frage stellen, wie fremdbestimmt ihr tun ist oder wie sehr die eigenen Bedürfnisse nach Glück, Liebe, Trauer, Wut gestillt werden. Einfach so mal nen halben Meter neben sich stellen und am Ende entspannt über sich selbst lachen.
Zitat von *******Jule:
Und das hat wiederum einen Bezug zum Thema: Bevor man eine offene Beziehung eingeht, sollte man selbstkritisch überlegen, ob man glaubt, dass einer dieser beiden Sätze auch nur im Ansatz richtig ist.

Andersherum. Ressourcen sind endlich. In der Natur, wie in der Beziehung. Wem die monogame Beziehung nicht reicht, der will mehr als die Beziehung hergibt.

Dafür kann man sich entscheiden oder dagegen. Beginnt die eigentliche Lüge nicht damit wenn in einem entsprechenden Fall gesagt wird ich nehme dir nichts weg?
Und nach der Öffnung ist die Aufmerksamkeit geringer oder die Zeit geringer, weil sie im Außen verbracht wird. Was nur dann nicht problematisch ist, wenn die Öffnung unter Ausgleich der Interessen vollzogen wird. Nicht ich habe dann mehr Möglichkeiten, sondern wir haben größere Vielfalt an Möglichkeiten, nicht mehr, nur noch weitere Möglichkeiten.
Zitat von *******Jule:
Sex ist - anders als Geld oder Autos - kein verknapptes Wirtschaftsgut. Beim Sex geht es uns jedenfalls nicht darum, welchen Sex andere haben, es anderen mal zu zeigen, oder von einer vermeintlich nicht vergößerbaren Torte anderen das möglichst fetteste Stück abzulichten.

Also wenn alle offenen Beziehungen haben gibt es mehr sexuelle Interaktion auf dem Planeten?

Selbst wenn, spielt so eine altruistische Denkweise bei der Öffnung eine Rolle? Geht es, wenn es eben nur meine Position umfängt (Jeder der beiden hat für sich eine geöffnete Beziehung) nicht eigentlich um eine Abmachung zweier egoistisch motivierter Positionen? Wird mit diesem Gewinn (mehr Kuchenstück), wo es nicht um Polyamorität geht oder der Andere dafür übers Ohr gehauen werden soll, Werbung gemacht? "Du kannst mehr haben..."

Also ich habe meine Probleme mit einer Öffnung einer Beziehung, die nur im Lendenbereich stattfindet. Weil es da nicht um das ganzheitliche Teilen geht, sondern um das Nutzen (!!!) anderer Möglichkeiten. Wie eine neue App auf dem Handy, die man an und abstellt, wie es dem eigenen Gutdünken entspricht.

Treffen sich zwei Egoisten, wo es passt, wird daraus allenfalls nur die Illusion von Altruismus. Beide nutzen einander. Weil wenns einem nicht nutzt, hätte man sich ja nicht getroffen, oder? Und wenn wir schon dabei sind, Was nutzt es meiner Frau, wenn ich zusätzliche Sexkontakte habe? "Sie kann auch, wenn sie will" ist nur ein trostpreis, den ich ihr als Hauptgewinn unterjubeln will.

Wenn Öffnung, dann wird aus 2 drei. So richtig. Mit Beistand in schwierigen Zeiten. Ich würde beiden Frauen mein Versprechen geben, für sie da zu sein, in guten, wie in schwierigen Zeiten. Und zwar nicht weil ich die Andere extra liebe. Sondern weil ich es will. Es ist mein Wesen. Und dann sind zwei da, wenns dem dritten schlecht geht. Wer immer dann der dritte ist (wechselt sich hoffentlich ab *ggg* )

Sonst entstehen zuviel Illusionen, auch beim Anderen. Wöllte meine Frau eine Lendenöffnung, könnte ich mich der Illusion hingeben das sie dann auch mit mir zufriedener ist und sich bei uns einmal nichts ändert und wenn ja zum Positiven. Das wäre eine Illusion, die sich seltenst erfüllt. Meine Frau bleibt meine Frau und sie bleibt ihren Handlungssträngen und Denkmustern treu. Mit oder ohne Lendenöffnung.

Deswegen Öffnung mit "all in". Und dann zeigt sich, ob alle etwas davon haben oder nicht.
*******Jule Paar
330 Beiträge
Zitat von *****aeG:
Also mit Bildern, Analogien und Übetreibungen als Mittel der Veranschaulichung haben wir es hier nicht so.
Viele Leute mögen Bilder und Analogien - darum werden diese Stilmittel so häufig verwendet.
Leider wird Sex in dieser Zeit sehr selten als individuelle Lust- und Lebensfreude praktizert, sondern ist enormen gesellschaftlichen Normierungen unterworfen.
Ja, zum Beispiel der Normierung, dass er entweder in einer "wahren" oder "ehrlichen" Beziehung stattfindet, dass "Wahrheit" und "Ehrlichkeit" Monogamie erforderlich macht, und dass er ansonsten verachtenswert ist.
das richtige Toy für den Superorgasmus, die richtige Pille für den Dauerständer. Höher, schneller, weiter.
Schon wieder diese Denke: "Im Grunde ist alles Wettbewerb." Wenn jemand altersbedingt oder aus gesundheitlichen Gründen keinen mehr hochkriegt, ist es doch legitim, dagegen Medikamente zu nehmen. Man sagt doch nicht, Kopfschmerztabletten seien zu missbilligen, weil damit Krankheitstage verringert werden und dies einen entmenschlichten Turbokapitalismus anfeuere.
[...] wie sehr die eigenen Bedürfnisse nach Glück, Liebe, Trauer, Wut gestillt werden.
Durch Sex gar nicht. Weder in einer monogamen noch in einer offenen und auch nicht in einer polygamen Beziehung stillt Sex diese Bedürfnisse.
*******Dilf Paar
50 Beiträge
Zitat von *****aeG:

Mann und Frau dürfen sich gerade in der Frage offener Beziehungen / Swinger mal die Frage stellen, wie fremdbestimmt ihr tun ist oder wie sehr die eigenen Bedürfnisse nach Glück, Liebe, Trauer, Wut gestillt werden. Einfach so mal nen halben Meter neben sich stellen und am Ende entspannt über sich selbst lachen.

Nein, nicht lachen. Aber zufrieden lächeln und sich freuen über den eigenen Mut, die neuen Erfahrungen, die sich veränderte Paarkommunikation, die vielen interessanten Begegnung mit neuen Menschen...
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