„Deswegen verstehe ich es ja schon nicht, wenn es sexuell so gar nicht klappt, das man dann zusammen bleibt.
Viele suchen sich die Männer/Frauen eher für die Vater/Mutterrolle aus.
Aber Kinder sind nun auch irgendwann aus dem Haus.
Wenn man in dem Partner/in immer nur Vater oder Mutter der Kinder sieht, dann klappt der Sex sicher auch nicht.
Deswegen verstehe ich nicht wieso einmal Sex so wichtig sein soll und dann wieder eher nicht?
Und wer meint, das sich das Sexuelle schon irgendwie passend machen läßt, der wird erleben, das dies eher selten funktioniert.
Die Leute, die hier im Forum Thread eröffnen über ihre Gedanken "Fremdzugehen", sind doch fast alle Menschen, die eigentlich gar nicht vorhatten, mit anderen Leuten als ihrem Partner/ Partnerin Sex zu haben. Sondern sie leiden darunter, dass sie gar keinen Sex mehr bekommen, manchmal bereits seit Jahren. Einige berichten, dass sie auch nicht mehr geküsst und gestreichelt werden.
Die meisten erzählen auch, dass sie schon mehrfach versucht haben, mit ihrem PartnerIn darüber zu sprechen und/oder anders an einer Lösungsmöglichkeit gearbeitet haben, aber ohne Erfolg.
Dass sie sich trotzdem nicht von ihrem PartnerIn trennen kann viele Gründe haben, z.B. wie:
a) man versteht sich sonst sehr gut, und einem würde bei einer Trennung der FREUND fehlen
b) das Bedürfnis zu jemandem zu gehören, zu jemandem abends nach Hause kommen zu können
c) gemeinsame Kinder - vor allem, wenn sie noch klein sind - den Faktor sollte man nicht unterschätzen! Sowohl die Kinderbetreuung ist zu zweit besser zu stemmen als allein als auch die Wohnkosten. Wenn einer auszieht, braucht man plötzlich 2 Wohnungen udn am besten auch noch in beien Wohnungen mit Platz für dei Kinder. Das ist extrem teuer.
d) auch ohne Kinder können wirtschaftliche Gründe sehr viel Druck ausüben. Bei dem angespannten Wohnungsmarkt in dne Ballungszentren, kann eine Trennung der Weg in die Wohnungslosigkeit bedeuten.
=> Glaubt mir: Gut verdienende Leute, die sich sowohl Wohnung als auch Kinderbetreuung zusätzlich leisten können, trennen sich schneller - weil sie es können.
e) und oft hoffen die Leute auch immer noch, dass sich an der aktuellen situation in ihrer Beziehung doch noch was ändert und sich ihr eigentlicher Wunsch, nämlich wieder Sex mit ihrem BeziehungsPartnerIn doch noch erfüllt.
DESHALB bleiben sie und DESHALB gehen sie dann aber auch fremd, weil etwas passieren muss.
Weil die Stagnation, in der sie sich befinden, für sie so nicht mehr zu ertragen ist.
Und
deshalb ist das in so einer Situation auch kein "Spiel mit dem Feuer" mehr, denn die Beziehung hat bereits einen richtigen Knacks. Das "Fremdgehen" ist in so einen Fall nur das Symptom und nicht die Ursache für die Schwierigkeiten in der Beziehung.
Ganz wichtig: Ich rede hier nicht von notorischen Seitenspringern, die immer mehrgleisig fahren - das ist ein ganz andere Konstellation.
Und das ist ganz gewiss auch nicht "der bequeme Weg" - im Gegenteil. Die Leute, die zu dem Thema hier mit ihren Gewissenskonflikten einen Thread eröffnen, haben es sich alles andere als leicht gemacht.
Eher könnte man sogar sagen, der Part, der "mauert" und sich konsequent der Auseinandersetzung verweigert, hat es sich möglicher Weise bequem gemacht.
Die Beziehungstherapeuten David Schnarch und Ruth Westheimer sind jedenfalls beide übereinstimmend der Ansicht, dass unbedingt Zärtlichkeit und Erotik in einer Beziehung stattfinden sollten, sonst bröckelt sie. Und derjenige, der sich dem verweigert und daran auch nicht arbeiten will, beschädigt mit seinem Verhalten die Beziehung, weil er/sie seine/n BeziehungspartnerIn mit dem "Nein" quält.
Ach noch was:
e) Gerade Leute, die monogam gelebt haben und deshalb seit Jahren das Flirten gar nicht mehr gewohnt sind, haben natürlich auch keine Übung darin, jemanden kennezulernen. Oft macht das auch Angst, dass man nie wieder jemanden kennen lernen könnte, weshalb sie auch eher bereit sind, in einer unglücklichen Beziehung auszuharren; nach dem Motto "lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach".
Wenn sich dann die Gelegenheit zu einer Affäre oder auch nur One-Night-Stand ergibt, ist das auch ein Testlauf, ob man überhaupt noch Chancen hat und ob das überhaupt so gut ist, wie man sich das vorgestellt hat.
Wenn man dann noch bedenkt, dass statistisch viele Leute nur 3 SexualpartnerInnen in ihrem ganzen Leben haben, versteht man vielleicht besser, dass sie a) wenig Vergleichsmöglichkeiten haben und b) die Sorge.