@derD
geld verdienen ist in keinster weise böse.
die frage ist nur, aufgrund welcher strategein und affektiven mechanismen.
rammstein betreiben konsequent eine ökonomisch orientierte fan-bindung entlang von thematiken und symbolen, die durchweg prekär sind (gewalt, sex, tabus aller art usw.)
solange eine band - oder eine andere kulturelle größe - dies mit dem anspruch tut, dinge zu debatte zu stellen, persönliches öffentlich zu machen oder auch nur der herrschenden ordnung 'eins auszuwischen' bleibt es ein individuelles statement, zu dem man sich reflektierend, affirmativ oder auch kritisch, verhalten kann.
aber die schonungslose und marktworientierte ausschlachtung - denn nichst anderes ist es - von tabubereichen führt dazu, das eine solche rezeption verunmöglicht wird: mord und totschlag, gewalt und pornografischer exzess sind nicht mehr 'danger-zones' und seriöses thema sondern verkommen zu bloßen oberflächenreizen. dafür spricht auch, dass viele junge menschen in discos und clubs zu rammsteins gewaltsex-fantasie-arien einfach nur abtanzen.
man hat rammstein vorgeworfen, politisch rechts-orientiert zu sein. das eigentliche problem ist, dass sie gar nicht orientiert sind und damit scheinbar gefahrlos und beliebig, just for fun, rezipiert werden können. nichtsdestotrotz entfalten die von der band und ihrer ästhetik ausgehenden reize kultur- und bewusstseinseinprägende macht. gewalt, frauenfeindlichkeit usw. werden zum mainstream, sind chic und hip und cool und wer eiß noch alles.
ich bin kein moralapostel: ich persönlich habe eine - vielleicht sogar etwas ungute - neigung zu den bösen jungs.
aber mir ist eben auch klar, dass es die bösen jungs sind, als solche, d.h. als - mitunter gefährliche - alternative zum herrschenden diskurs nehme ich sie wahr. und ich kann und muss mich jedesmal entscheiden, ob ich hin- oder weghöre, ich muss mich mit meinen eigenen neigungen, untiefen, und meinen moralischen grauzonen auseindersetzen (daselbe gilt übrigens für pornografie aller art!)
aber was rammstein mit ihrem tabu-merkantilismus produzieren, ist nichts anderes als den (selbst)unkritischen konsumenten.
aber ok, du hast recht, ich hab' mich genug geärgert und hör mir jetzt mal wieder 'herzeleid' an. back to the bad roots...
beste grüße,
tim