„Ich sehe es eher als feministischen Akt an, zu meinen sexuellen Vorlieben und Neigungen zu stehen. Dabei ist es dann auch vollkommen egal, welche speziellen Neigungen dies sind. Wenn ich z.B. selbst bestimme, was mit mir im Bett passiert und wann ich mich unterwerfen lasse - was soll dann daran gegen eine feministische Grundeinstellung sprechen?
Dass Unterdrückung von Frauen, wie von Prisha vorher schon ausgeführt, nicht ausschließlich auf Individualebene passiert, sondern kollektiv und auch über Jahrhunderte hinweg gewachsen ist, und dass es mE verkürzt ist, Feminismus auf ein reines Agency-Ding zu bringen ("Feminismus ist das, was ich als Frau gut finde"). Die interessante Frage, die dem vorausgeht, ist mE die, warum Frauen auf bestimmte Handlungen stehen oder warum sie bestimmte Dinge vornehmen (damit möchte ich im Übrigen ausdrücklich nicht sagen, dass es irgendwie falsch ist, irgendwelche Vorlieben zu haben und sie auszuleben).
Beispiel Brazilian Waxing total, Brustvergrößerung, Schamlippenverkleinerung, devote Sexpraktiken, oder auch das andere Extrem: Burkatragen oder Jungfraubleiben-bis-zur-Ehe.
Das kann man alles, wenn man Feminismus rein auf der Individualebene denkt, als feministisch bezeichnen, wenn die Frau versichert, dass sie es selbstbestimmt tut und wenn man Feminismus ausschließlich als "jede Handlung, die eine einzelne Frau gut und richtig finden" definiert.
Aber die zugrundeliegenden Mechanismen, weswegen Frauen diese Handlungen gut finden, werden nicht diskutiert. Wir leben ja nicht in einem Vakuum. Und es würde mich schon interessieren, ob sich Frauen waxen, operieren, schlagen, verschleiern oder ins Zölibat zwingen lassen würden, wenn es nicht männliche Validierung über Generationen hinweg für diese Verhaltensweisen gegeben hätte und immer noch gibt.