@moonbeam
.....ein als nicht-monogam leben wollender Mensch sich von Anfang an in der
Defensive fühlt.....
Jemand der allen monogam lebenden Menschen vorwirft, dass sie ihre
wahren Gefühle verleugnen und sich nur nicht getrauen anders - also
gegen die gesellschaftlichen Konventionen - zu leben, macht nicht wirklich
den Eindruck, dass er sich in die Defensive gedrängt fühlt. Vielmehr macht
es eher den Anschein, als wäre derjenige derart unerschütterlich davon
überzeugt, die einzig gültige Wahrheit gefunden zu haben, dass er in
allen anderen Sichtweisen zu diesem Thema nur ein Leugnen von Tatsachen
sieht.
Wer sich - nach eigener Definition - außerhalb gesellschaftlicher Konventionen
bewegt und sein Recht auf Toleranz - das ich ihm an dieser Stelle auch gerne
zugestehe - einfordert, sollte auch selbst bereit sein, anderen mit Toleranz
zu begegnen.
.....dann heiratet man und irgendwann kommt es zu einem Seitensprung.....
.....Monogamie IST für die meisten Menschen eine Lüge, denn die meisten
GEHEN ja fremd.....
.....und natürlich ist der Fremdgeher immer der Böse.....
.....wenn nur eine Hälfte eines Paares nicht mehr monogam sein will.....
.....es ist IMMER der nicht-monogame Partner, von dem verlangt wird,
die Wünsche seines Partners gefälligst zu akzeptieren.....
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.
Ist Monogamie der Auslöser für Fremdgehen? Ist Polygamie die moralische
Absolution für einen Seitensprung?
Dann heiratet man und irgendwann kommt es zu einem Seitensprung.....
.....Monogamie IST für die meisten Menschen eine Lüge, denn die meisten
GEHEN ja fremd.....
Ich habe den Eindruck, hier werden doch ein paar Dinge miteinander
vermischt. Denn ich glaube nicht, dass man ein Fremdgehen automatisch
mit dem Vorhandensein von polygamen Neigungen gleichsetzen kann.
Denn ich bin überzeugt, dass viele Fremdgeher sehr gerne monogam
leben würden, aber eben nicht (mehr) mit dem aktuellen Partner, an
den sie aber aus den verschiedensten Gründen gebunden sein können
(finanziell, Kinder,.....). Die meisten Beziehungen bestehen doch aus
etwas mehr, als nur aus Sex.
Sicher gibt es auch viele, die sich einfach nur die Rosinen aus dem
Kuchen des Lebens picken möchten - Mutti ist gut in der Küche und die
Geliebte ist gut im Bett - aber ist das schon ein Indiz für eine polygame
Lebenseinstellung? Diese könnte sich spätestens bei der Bekanntschaft
mit einer Sexbombe, die gut kochen kann, in Luft auflösen.
Ist das Bekennen zur Monogamie nur eine Frage der jeweiligen Situation,
oder ist sie eine grundsätzliche Lebenseinstellung?
Ist es mit ihr wie mit einem Hut, den man aufsetzt um sich mit ihm zu
schmücken und ihn einfach wieder absetzt, wenn er zu stören beginnt?
Ich glaube, dass das Ganze in diesem Fall weder etwas mit Monogamie noch
mit Polygamie zu tun hat, sondern schlicht und ergreifend die vorhandene -
oder nicht vorhandene - Bereitschaft zeigt, seinem Partner gegenüber
ehrlich zu sein - in guten und in schlechten Zeiten.
.....und natürlich ist der Fremdgeher immer der Böse.....
Ob jetzt monogam, polygam, sportlich, geschäftlich oder finanziell - zu
jeder funktionierenden Partnerschaft gehört Vertrauen. Ein Fremdgehen
ist der Bruch dieses Vertrauens, weil es hinter dem Rücken des Partners
stattfindet. > Und natürlich ist aus diesem Grund der Fremdgeher immer
der "Böse" < was aber nicht gleichzeitig heißt, dass der Betrogene an der
Situation völlig schuldlos sein muss.
.....wenn nur eine Hälfte eines Paares nicht mehr monogam sein will.....
Wenn einer der Partner nicht mehr monogam sein will.....
Das hört sich wohl eher wie eine Umschreibung für einen angekündigten
Seitensprung an.
Wie darf ich mir so ein morgendliches Frühstücks-Gespräch vorstellen?
ER: "Du Schatz, ich habe beschlossen ab heute nicht mehr monogam
zu leben - ich hab' da auch schon jemanden im Auge - die kleine
Dunkelhaarige aus der Buchhaltung!"
SIE: "Hä? Bist du noch ganz dicht, ich glaub dir geht's nicht gut!"
ER: "Ach, du lässt mir aber auch nicht das kleinste Vergnügen.....
.....du darfst dafür auch mal mit unserem Tennislehrer rummachen!"
[b]verdutzt schaut und sich die rote Backe hält[/b]
.....es ist IMMER der nicht-monogame Partner, von dem verlangt wird,
die Wünsche seines Partners gefälligst zu akzeptieren.....
Ob es immer der 'nicht-monogame' Partner ist, von dem verlangt
wird, die wünsche des Partners zu akzeptieren?
Vielleicht gibt es auch den umgekehrten Fall, dass ein Teil eines
Swingerpärchens plötzlich nur mehr monogam leben möchte und nun
von ihm verlangt wird, dass er sich dem Wunsch seines Partners fügen
und das polygame Leben weiterführen soll.
Das eigentliche Problem ist doch, dass eine gemeinsame Ausgangsbasis
vorhanden war und nun einer der beiden Partner versucht, die Spielregeln
nach seinen Vorstellungen zu ändern. Man kann aber nicht einfach eine
so grundlegende Entscheidung für sich treffen und erwarten, dass diese
Veränderung ohne Widerspruch vom Partner mitgetragen wird.
.....und sich fragen, wo Monogamie überhaupt her kommt, und warum sie
so wichtig ist, und ob das bedeutet, dass sie auch einem selbst wichtig
sein muss.....
Ich denke, Monogamie ist vielleicht doch ein wenig mehr, als der von
mir erwähnte Hut, den man sich je nach Anlass aufsetzen und auch
wieder ablegen kann - für viele ist sie eher wie die Haut, aus der sie
nicht können - in der man sich aber entgegen aller Unkenrufe trotzdem
sauwohl fühlen kann.
lg raider