Mein bester Freund war durch Morbus Crohn eine längere Zeit auf einen Stoma angewiesen. Ich habe ihn in dieser Zeit selten gesehen, nicht nur, weil wir in unterschiedlichen Städten wohnen, sondern auch, weil es ihm in dieser Zeit extrem schlecht ging, er stark abnahm und häufig operiert werden musste. Er war in dieser Zeit nur ein einziges Mal bei mir zu Besuch.
Ich habe da ehrlich gesagt nicht wahnsinnig viele, intime Fragen gestellt. Er ging/geht zwar sehr offen mit seiner Krankheit um, aber gewisse Aspekte sind ihm einfach unangenehm.
Ich weiß, dass er heute eher zögerlich feste Beziehungen eingeht, weil sehr viele Frauen mit seiner Krankheit nicht umgehen können - zumindest mit dem Teil, bei dem durch akute Schübe und Operationen eine reelle Todesgefahr besteht. Er hat eine sehr schwere Form der Erkankung und wird seit Jahren unter Spezialisten hin- und hergereicht. Seine letzte Lebensparterin hat ihn kurz vor einem längeren Krankenhausaufenthalt mit Operation verlassen, weil sie mit der Angst und Sorge nicht mehr umgehen konnte und es sie zu stark belastet hat. Seitdem erzählt er wohl frei heraus jeder an ihm Interessierten, wie es mit seiner Gesundheit aussieht, was sie erwarten könnte und lässt sich nicht mehr so leicht auf emotionale Nähe und Verbindlichkeit ein.
Was speziell den Stoma betrifft, so hat er damals, als er bei mir zu Besuch war, einmal Hilfe beim Wechseln benötigt. Es war ihm insofern unangenehm, als dass das Ganze halt dabei schon sehr stark riecht. Gerade als Beziehungspartner muss man sowas einfach abkönnen.
Eine Sache, die ihn sexuell eingeschränkt hat, war definitiv der Oralverkehr (bei ihm), den er in dieser Zeit ablehnte, weil es ihm unangenehm war, wenn jemand mit dem Gesicht so nah an seinen Stoma kam.
"Ausgefragt" hab ich ihn nie zu seinem Sexleben, besonders nicht in der Stoma-Zeit. Ich weiß, dass er eins hatte und manche Dinge hat er hier und da mal erwähnt, wie die Oralsexsache, und dass er eher offen und humorvoll mit der Krankheit umgeht, und damals auch mit seinem Stoma, aber die Informationen, die mir bezüglich ihm am wichtigsten sind, sind eher, wie es mit seinem Zustand, seiner körperlichen und psychischen Gesundheit und seiner Lebenserwartung aussieht. Sein Sexleben ist da für mich nicht wirklich interessant genug und er und ich erzählen uns generell nicht viel aus unserem Sexleben.