Neue Liebe und (gemeinsame) Entwicklung auch über 45
(Er schreibt)
Hmm, sag(t) mal
@********aten ,
war das als provokativer Post gedacht?
„„
Es ist in der Tat leichter einen Menschen zu finden mit dem das zwischenmenschliche stimmt, wo man miteinander über alles reden kann und sehr viel zusammen meistern kann. Wobei man ähnlich tickt, ähnliche Charaktere hat, Hobbys und Weltanschauungen. Aber sexuell triggert man sich gegenseitig nicht.
Das ist eine interessante These, über die ich lange nachgedacht habe. Ich sehe das nichts so, was aber an meinem (leider
) höheren Lebensalter liegen kann.
Ab 45 werden die meisten Menschen doch ziemlich - sagen wir mal - schrullig. Seltsam, spleenig, kauzig, komisch, alles in allem: schwer vermittelbar. Wer bis 45 Single ist, bleibt es auch meistens.
Ich war nach Scheidungen und Trennungen von knapp über 40 bis knapp unter 50 bewusst Single und habe generell auf Sex mit Frauen verzichtet. Dann hatte ich ein paar Monate eine Freundin. Ich war inzwischen etwas vereinsamt und hatte das Bedürfnis nach Haut und kuscheln und sie lief mir quasi in die Arme.
Und dann, gerade wieder Single, kam ich in einer sehr sehr romantischen Geschichte mit Mathilda zusammen und habe endlich meinen Match getroffen ... da hatte sie die Mitte 40 überschritten und ich war schon 50.
Gerade ab Mitte 40 bzw. über 45 erlebe ich auch im Umfeld immer wieder, dass sich nochmal Paare finden und dass die oft ganz anders an die Partnersuche oder an das Finden heran gehen als in jüngeren Jahren.
Es ist eine Einstellungssache und ich finde es hilfreich, wenn man nach früheren Enttäuschungen, die oft mehr an der eigenen Selbstreflexion liegen, eine Zeit bewusst alleine bleibt und sich darüber klar wird was einem an einem Partner wirklich wichtig ist und nicht, dass man einen Partner hat.
Also Veto von meiner Seite: Nein, wenn man mit 45 Single ist, dann bedeutet das keineswegs, dass man Single bleibt, sofern die Einstellung und die persönliche Reife und der Wunsch entsprechend ausgebildet ist.
Deshalb ist es mMn sehr viel schwieriger, einen Menschen zu finden, mit dem es zwischenmenschlich passt. Klar, sexuell muss es deshalb noch lange nicht klappen. Aber wenn es zwischenmenschlich richtlig stimmt, dann wird der Partner dem anderen vermutlich alle Möglichkeiten einräumen, damit der oder die andere glücklich ist.
Auch hier:
Ich denke in der zweiten Lebenshälfte besteht durchaus die Chance, dass Beides zusammenkommt.
Die Zwischenmenschliche Komponente lässt sich aufgrund der Lebenserfahrung gegebenenfalls leichter und besser wertschätzen und gleichzeitig kann die pure Erkenntnis und die Unterstützung des/der potentiellen Partners/in dazu führen, dass selbst schambehafteten Menschen es möglich wird über ihre Bedürfnisse, ihre Neugier, ihre Phantasien und generell über Sex überhaupt zu reden, Schamgrenzen zu überwinden.
Man kann sich sowohl als Mann wie auch als Frau gerade jenseits der 45 noch beträchtlich weiter entwickeln und richtiggehende Neuanfänge starten und durchziehen. Wenn dies gemeinsam mit einem gleichsam liebenden und geliebten Partner(in) geschieht, dann ist das ganz großes Kino und im Übrigen auch gar nicht so selten.
Mal ehrlich, Sex ist doch gar nicht so kompliziert. Im wesentlichen gibt es nur zwei Lager. Hart oder sanft, devot oder dominant; viel mehr doch nicht. Aber zwischenmenschlich ist der Code eines Menschen sooooo komplex, dass es nur ganz wenig andere Menschen gibt, deren Code dazu passt.
Auch das sehe ich völlig anders. Alleine zwischen hart und sanft, dominant und devot gibt es so viele Nuancen, sowie Menschen die nur die eine oder nur die andere Seite für sich entdeckt haben oder auch beide Seiten. Und jenseits dieser Begriffe (die ja sowieso Schall und Rauch sind), gibt es noch so viele andere Aspekte.
Für mich ist das viel zu vereinfacht. Ich würde sogar sagen maximal simplifiziert.
Die Welt, die sich einem gerade auch nach einem halben Leben neu öffnen kann ist riesig und voller Facetten!
Für Sex für ich nie einen Menschen opfern, der einen versteht. Zu keinem Zeitpunkt des Lebens.
Aber vielleicht siehst Du das anders.
In diesem Punkt bin ich deutlich einverstanden!
Meine Frau ist für mich ein Gesamtpaket aus ganz vielen Elementen, die mir und für mich sehr sehr wichtig sind.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich das alles was sie für mich bedeutet für irgendwelche Vorlieben aufgeben oder auch nur verletzen würde und dazu entdecke ich immer neue tolle Seiten an ihr.
Gleichzeitig bin ich allerdings auch dadurch beschenkt, dass meine Vorlieben ihr in etwa so wichtig sind wie mir ihre Vorlieben wichtig sind, auch eingeschlossen, diejenigen die wir noch nicht voneinander kennen.
Ein paar Aspekte sind mir in der Diskussion besonders wichtig: (ff: Partner = Partnerin)
- Wie wichtig ist es mir meine Vorlieben mit meinem Partner auszuleben?
- Ist es mir überhaupt wichtig die Vorlieben auszuleben, wenn mein Partner sie nicht teilt, beziehungsweise sind mir die Vorlieben so wichtig, dass ich meinem Partner die Akzeptanz zumute, dass ich auch mit Anderen Sex habe?
- Wäre ich gar bereit es heimlich auszuleben und massivste Enttäuschung und Verletzung zu riskieren, wenn der Partner es heraus findet?
- Gibt es gegebenenfalls Absprachen im Hinblick auf irgendwelche Lösungen, die Personen ausserhalb der Beziehung einbeziehen?
- Wie wichtig ist mir die Beziehung mit dem aktuellen Partner und wie wichtig sind mir die anderen sexuellen und nicht sexuellen Elemente, die mit meinem Partner harmonieren? Wäre ich bereit auf dieses "Paket", beziehungsweise auf meinen Partner zu verzichten, wenn ich mich dafür entscheide auf die in Frage stehenden Vorlieben nicht zu verziechten?
- Wie angemessen ist für mich der eventuelle Wunsch oder die eventuelle Forderung Verzicht zu üben? Ist meine Vorliebe Masturbation und verlangt mein Partner, dass ich zukünftig nicht mehr masturbiere, oder ist meine Vorliebe aktiver Analverkehr und mein Partner möchte Analverkehr nicht passiv empfangen ... das sind zwei unterschiedliche Ebenen und aus meiner persönlichen Sicht unterschiedlich zu bewerten, gleichwohl Beides zunächst legitime Vorlieben sind.
- ... usw. ...
Insoweit ist es beim Wunsch der Umsetzung und der Bewertung von Vorlieben und immer auch eine Sache der Fragestellung, ob wir polyamor oder monogam sind (oder was dazwischen) und auch eine Abwägung wie schwerwiegend der individuelle Verzicht ist wenn ich ihn mit dem Vergleiche, was die Beziehung mir bedeutet und was mein Partner für mich in die Beziehung einbringt (nicht nur, aber auch sexuell).
Ich finde die Fragestellung des TE gerade in seiner Offenheit sehr interessant.
Und es ist meiner Meinung nach ein komplexes Thema über das Einige von uns sicher jeweils ein kleines Büchlein schreiben könnten.
Das sehe ich ja schon alleine anhand der Vielfalt der Meinungen und auch daran, dass relativ viele Leute, die zunächst mit einem klaren "nein" antworten, nach einer gewissen zeit sich nochmal zu Wort melden und ihre Aussage doch mal mehr mal weniger relativieren.
Und was heißt eigentlich Verzicht?
Muss ich nicht gegebenenfalls zwischen zwei und mehreren Verzichten auswählen und dementsprechend abwägen?
Wenn ich auf eine Vorliebe, die für meinen Partner ein No-Go ist, nicht verzichte, also zum Beispiel mich mit anderen Menschen (nicht heimlich) treffe um Analverkehr zu praktizieren (siehe oben) oder mich deshalb trenne, dann muss ich zwar nicht auf Analverkehr verzichten, jedoch muss ich dann auf meinen Partner verzichten oder ich muss darauf verzichten meinen Partner nicht unglücklich zu machen.
Eventuell muss ich weil mein Partner dann unglücklich ist (wenn nicht gleich getrennt) und deshalb weniger ausgeglichen ist, auf andere mir liebgewonnene Praktiken verzichten oder mich damit abfinden, dass mein Partner weniger Lust hat und so weiter.
Und jetzt wieder der Bezug auf mich / uns
Also
würde ich (Leon) zum Beispiel in diesem hypothetischen Fall lieber auf den Analsex verzichten als auf die Beziehung mit oder das Glück von meiner Partnerin (Mathilda), da unsere Beziehung wirklich phänomenal ist ... ohne anal und mit anal auch.
Viele Kommentare haben allerdings auch sehr klar differenziert, dass es individuell sehr wichtige Aspekte gibt, bzw. Vorlieben, auf die man nicht zu verzichten bereit ist. So halte ich es nicht für angemessen, dass ein Partner dem anderen Masturbation untersagen möchte. Und genau wie Viele, vorallem der Vorredneriinnen, schon schrieben: eine Beziehung ohne Küssen geht auf Dauer gar nicht.
Wenn ich mich beispielsweise entscheiden müsste zwischen Fesseln und Kuscheln, dann möchte ich auf Kuscheln nicht verzichten, auf Fesseln zumindest weitgehend entsprechend dann schon. Allerdings würde ich in dem Fall schon versuchen gemeinsam eine Lösung zu finden, bestimmte Bondage-Erfahrungen einmal oder mehrmals machen zu können, immer mit der Option, dass mein Partner dabei sein kann/soll/darf. Nur (hypothetisch betrachtet) wegen Fesseln diese Beziehung auch nur in Gefahr zu bringen wäre es mir wegen der tausend anderen tollen Aspekte schlicht nicht wert.
Zum Glück gibt es in der Beziehung von Mathilda und mir aktuell keine Vorlieben, die für den Einen No-Go und gleichzeitig für den Anderen Must-Have sind. Es gibt eine gewisse Grauzone, in denen wir nicht oder noch nicht übereinstimmen, doch können wir gut darüber reden und es ist durchaus offen, ob wir diese Elemente irgendwann mal gemeinsam ausprobieren, ob derjenige der das Bedürfnis hat verzichtet, oder ob wir Lösungen finden, wie zum Beispiel Club oder sonstige Konstellationen mit anderen Menschen.
Und schon wieder: Ich verzichte ... nämlich auf die schnelle und sichere Umsetzung, bekomme jedoch gleichzeitig viel mehr zurück: gemeinsamer Weg, gemeinsame Neugier, viel Zärtlichkeit, gemeinsame Gespräche, gegenseitige Achtsamkeit der Person und den Bedürfnissen der Person gegenüber und so weiter.
Ein Spruch zum Schlus:
"Manchmal muss man loslassen um zu bekommen."