Wird der Gentleman und Ritter heute noch gesucht?
Wer einen wahren Gentleman sucht, der solle doch Jane Austens ‚Emma‘ aufschlagen und nach einem Mr. Knightley Ausschau halten. Stets höflich und zuvorkommend, fair und gerecht und verständnisvoll zu den Armen, geht seinen gesellschaftlichen Pflichten nach und besucht Bälle und private Partys, obwohl er doch lieber zuhause seine Bücher studieren würde. Er pflegt Freunschaften zu Damen und Herren und hält dann die Klappe, wenn er weiß, dass es besser wäre, still zu sein. UND er war Teil der Gentry, des Landadels, was ihn zu allererst zu einem Gentleman gemacht hat.
Heutzutage wird der Begriff doch recht salopp gebraucht und wir neigen dazu, verschiedene Dinge auf diesen Begriff zu projizieren, meistens positive, manchmal antiquierte.
Ich mag natürlich höfliche, respektvolle Männer mit guten Manieren, dir mir in erster Linie Gutes tun wollen. Und davon gibt es genug. Und wenn solche Männer als Gentleman bezeichnet werden, dagegen sag ich nichts.
Und trotzdem hab ich lieber einen Mann, der halt so ist, wie er ist, als einer, groß herausposaunt, er wäre ein wahrer Gentleman. Meistens kommen dann doch diverse Erwartungshaltungen dazu und das Korsett, in das sie sich selbst und ihre Damen schnüren (wollen) ist mir meistens doch zu eng.
Achja, und jemanden mit Respekt und Anstand zu behandeln oder jemanden mal die Türe auf zu halten, das sind ganz normale Basics im menschlichen Umgang miteinander. Wenn man sich nur deswegen schon als Gentleman bezeichnet... naja... bin ich mir tatsächlich nicht sicher, wie viel Gentleman wirklich dahintersteckt.
Zum Thema Ritterlichkeit: Ist im Grunde wie beim Gentleman, nur mit mehr Kämpfen. Und mit mehr Romantisierung. Ist in Ordnung, ich mag ja auch meine Rittergeschichten mit tapferen Männern wie Dietrich von Bern. Aber es sind halt nur Geschichten. Letztendlich will ich einfach nur einen normalen Mann, dem Dinge wie Respekt und Höflichkeit keine Fremdwörter sind.