Gentleman und Ritterlichkeit

Ritter und Gentlemans sind vor langer Zeit ausgestorben, und werden in Reinform heute wohl kaum mehr gesucht.
Allerdings sind gewisse Eigenschaften, die diesem Typus zugeschrieben werden, auch heute noch gefragt.
Nicht von Allen, aber von Einigen, und auch da nur, mehr oder weniger.

Das verhält sich ja bei den weiblichen Entsprechungen, Dame und Lady, genauso?

wenn es ein weiblicher Ritter ist.

Wenn Ritter sich ungefragt vor Damen stellen...

...denke ich immer: "Aha. Frauen als Kinder..." - oder welches Bild von Frauen muss man dazu haben!?

Ich verstehe die Ansicht, würde das aber nicht so verteufeln. Normalerweise bin ich die die sich davor stellt. Wäre mal ne nette Abwechslung wenn sich die Männer nicht in die Hose machen würden.

Wahrscheinlich liegt es in der Natur der Sache, dass hier in D ein Gentleman auf seinen (zuvorkommenden, höflichen usw.) Umgang mit Frauen reduziert wird. Aber ein Gentleman - zumindest nach meinem Verständnis und wie ich es aus GB kenne - ist weit mehr.
Er ist gekennzeichnet durch "character, intelligence, strength and style", sowohl der aus der alten Schule als auch der moderne, legt also ein zeitloses Verhalten an den Tag. Sein "mindset" macht ihn unverwechselbar, ebenso seine Haltung in und gegenüber der ganzen Welt (ähnlich dem "chevalier").
So hält er nicht nur Frauen die Tür auf, sondern "opens doors properly and for everyone. Hold doors open for everyone—women, men, pets—anyone or anything walking through a door."
Er hat vor allem einen hohen Anspruch an sich selbst: "Be a good man. Show respect towards everyone. Be compassionate. Understand that people from all walks of life are equal. Don’t take advantage of others. It’s what we do that defines us." (Alle Zitate beispielhaft aus "The unkept gentleman").

Eine solche Haltung, einen solchen (zugegeben: hohen) Anspruch, oder auch nur das Streben danach für sich selbst und im öffentlchen Raum, würde ich mir generell wünschen.

@****lle Ja, ich teile Ansicht und Zitate. Das Selbstverständnis der Gentleman, besonders der britischen G., weicht erheblich von dem ab, was hier im Allgemeinen darunter verstanden wird. Da ist viel Wunschdenken und Projektion dabei. Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden, wer möchte nicht zuvorkommen und respektvoll behandelt werden. Wer möchte nicht auf gut gekleidete, manierliche und vielleicht sogar gut aussehende Männer treffen und, hier setzt das Wunschdenken ein, von einem solchen sogar erobert werden.
"Deromatisierung": Bei allem hohen Anspruch der Gentleman an sich selbst, es bleibt ein geschlossener Club. Das "Beuteschema" dieser Herren liegt nicht darin, niedliche Mädchen aus der Unterschicht mit Liebe zu beglücken. Diese Auswahl erfolgt dann schon standesgemäß. Bei diesen Bemühungen ist nicht Cindy und Mandy von der Supermarktkasse gemeint. Das gibt es nur in romantischen Filmen.

Fazit: Auch in Zukunft wird die Mehrzahl hier einen Menschen, der den Damen aus dem Mantel hilft (wer von euch hat eigentlich einen an?), die Tür aufhält, den Stuhl im Restaurant unter den Hintern schiebt, u.v.a.m als Gentleman bezeichnen. Macht nix, schadet nichts, ist aber eher ein gut erzogener Mensch als ein Gentleman mit diesem eigenen Selbstverständnis.

Gentleman und Ritterlichkeit hört (und fühlt) sich für mich immer sehr "Großartig" "Großkotzig" "Übertrieben" an.

Der Mensch (und nicht nur der Mann) sollte ganz normal mit Manieren und Empathie ausgestattet sein... allen gegenüber. Ich bin keine die es verpönt oder mein Dasein als Emanzipierte Frau angegriffen fühlt wenn mir jemand die Türe aufhält oder in die Jacke hilft...das tue ich genauso wenn Frau/Mann hinter mir geht schlage ich sie demjenigen auch nicht vor der Nase zu und helfe auch in die Jacke, einfach das ganz normale selbstverständliche das man sich gegenseitig angedeihen lässt...nichts übertriebenes, einfach eine "gute Kinderstube".




medea

Das sind so die auffälligsten und öffentlichkeitswirksam präsentierten Manieren.
Das ist nur für die Anderen.
Und was ist zu Hause? Zu Hause sitzt dann Ekel Alfred im Turnhemd und meckert weil das Essen kalt ist. Oder weil sie jeden Tag fragt: Na, schmeckts?
Siehste doch, ich esse!

Ritterlichkeit ist für mich etwas mehr als Manieren und Umgangsformen.

Wer lebt denn freiwillig mit Ekel Alfred zusammen und toleriert sein Verhalten?

Wer das macht, hat wohl auch keine Lust auf gute Manieren.

Tia_Hunter
natürlich sind das nur einige ganz wenige Stichpunkte die hier erwähnt werden, da würde der Sonntag nicht reichen wenn man alles aufzählt...und ich mache das nicht nur an den wenigen Punkten fest, wer weis was umfänglich damit gemeint ist der lebt es selbstverständlich. Typen wie "Ekel Alfred" wären bei mir noch nie über die Türschwelle gekommen und ich glaube auch nicht das die auch nur irgendeine Frau akzeptiert.

medea

Was du da beschreibst würde ich eher als Snob bezeichnen.

Ob Gentleman oder /und Ritter...der Ton macht die Musik... und...
höfliche Umgangsformen...haben noch nie geschadet.

Eigentlich eher nicht. Ein Snob stellt seine soziale und wirtschaftliche Überlegenheit offensiv zur Schau. Das ist es nicht.

Wenn ich die Beiträge durchlese, merke ich wie trivial aus meiner Warte die Ansprüche an einen "Gentleman" sind. Eigentlich sagt es ziemlich viel über die aktuelle Gesellschaft aus, wenn "Türe aufhalten", "Gute Manieren" "passende Kleidung" und "Empathie" speziell erwähnt werden. Das Männer nicht wie beschrieben im Feinripp auf dem Sofa Bier saufen, hat meiner Ansicht nach weniger mit Gentleman als mit Restwürde zu tun.

Ich gehe daher auch davon aus, dass ein Gentleman dann gesucht bzw. wieder erfunden wird, wenn die Gesellschaft sich ins Konträre entwickelt.

Weil die Gesellschaft sich schon längst ins Konträre entwickelt hat, wird ja auch im eigentlichen Sinn weder ein Gentleman noch ein Ritter gesucht, sondern die bloße Karikatur davon, ein Galan ...

Hier wird noch ein Kavalier der alten Schule und meinetwegen auch ein Ritter der mich erobert wertgeschätzt, wo man sich dann nachher gegenseitig verführt bis das letzte Stündlein geschlagen hat.

Galan käme mir da gar nicht erst in die Nähe, egal wie seher sich bemüht. Fürs kurze Glück bin ich mir zu schade.

Danke für diese aussagekräftige Definition von Gentleman, Ritter und Kavalier einer wahrhaftigen Lady zur Bestätigung des bereits Gesagten.

@**********thrin jössas...bis zum Herzinfarkt? Das trau ich mich nicht. In die Nähe ja - das hat einen besonderen Reiz (zumindest für mich )
oder ich hab irgendwas falsch verstanden (mit dem letztem Stündlein)?

Aber ich stimme dir zu: wenn Respekt, Wertschätzung, Achtsamkeit Tugenden von Kavalieren der alten Schule sind, dann haben wir die Wertschätzung für diesen Typ Mann gemeinsam.

Jap, sinngemäß: "bis der Tod uns scheidet".

Nicht umsonst habe ich mir eine etwas andere, nicht ganz alltägliche Beziehungsform ausgesucht, wo diese Eigenschaften im Vordergrund stehen ... und meistens hat sich herausgestellt, dass das Motto in der Beziehung "Happy Wife, Happy Life" tatsächlich Sinn macht und meistens besser laufen.

Merci dir .... ist aber auch mit einer meiner Grundeinstellungen. Mir inzwischen schnuppe, ob ich deswegen belächelt werde.

Bei der Frage
Gentleman oder Ritterlichkeit, kommt mir spontan die Fernsehwerbung von der Bio Milch in die Gedanken

Ihr wisst schon, die Werbung in der der Mann eine Milch Tüte in den Einkaufswagen legt und sie dann fragt

Ist das jetzt die günstigste oder die Bio Milch

Und er dann ganz zögerlich antwortet

...öhm sehe da jetzt keine Verbindung drin ... was willst du uns damit sagen?

Er will damit wahrscheinlich sagen das beides eins ist.

Liegt wohl auch mit im Auge des Betrachters.