MaleSub Casting der Femdom Funfair, Frühling 2020
Schöne Beitragsreihe und eine gute Gelegenheit, sich an etwas Schönes zu erinnern.
Eine meiner schönsten Kink-Parties war das MaleSub Casting der Femdom Funfair, das kurz vor dem ersten Lockdown im Frühling des letzten Jahres stattfand.
Was ist das für ein Format? Die Femdom Funfair ist eine Party im wunderbaren Catonium und wohl die beliebteste und größte Femdom-Party des Jahres. Und weil sie so beliebt ist, gibt es für diese Party strenge Teilnahme-Auflagen für interessierte männliche Single-Gäste. Eine Möglichkeit, einen Partyplatz zu ergattern, ist, sich als eine unschlagbare Party-Begleitung bei den Herrinnen des Hauses zu bewerben und zu beweisen. Und das geht über das MaleSub Casting.
Ich kannte das Format des Castings schon von 2017. Damals war ich nicht als aktiver Bewerber dort, sondern als Begleitung einer Dame Teil des Publikums. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich schon damals maximal nervös dabei wurde, die Aufgaben für die Bewerber und deren bloß gestellte Präsenz auf der Bühne zu beobachten. Meine Panik vor mir selber in dieser Situation war offenbar so glaubwürdig, dass meine Dame meinem Flehen nachgab, mich nicht als Gast-Performer spontan zu den anderen auf die Bühne zu schicken.
Letztes Jahr hatte ich Neugier, mich dieser Herausforderung zu stellen. Ich hatte mich bereits 2019 für das Casting an-, kurz davor jedoch wieder abgemeldet. Mit einer billigen Ausrede. Warum? Ich war zu nervös. Ich habe mir in die Hosen gemacht. Wovor? Für den genauen, nervös machenden Ablauf des Castings gilt der Spruch: "Was im Catonium passiert, bleibt im Catonium!". Aber es ist nicht zu viel des Verrats, dass ein Strip definitiv Teil der Bühnen-Performance sein wird. Und die Anforderungen daran schienen noch mal gestiegen zu sein, worauf die Bewerber im Vorfeld zusammen mit einer Collage an Übungsvideos hingewiesen wurden.
Ich war damals wirklich enttäuscht von meiner Absage. Aber die nächste Party würde ich unter keinen Umständen verpassen wollen. Ich liebe den Reiz dessen, wovor ich Angst habe. Ich wachse gerne daran und genieße danach ein Gefühl von Emanzipation und Stolz, auch gegenüber meiner Sexualität. Ich bat daher einen Lieblingsmenschen, mich im Vorfeld bei allen ganz sicher auftretenden Schwächemomenten, meine Teilnahme wieder zurückzuziehen, zu unterstützen. Ich versprach auch ein paar Herrinnen des Publikums meine Teilnahme, sodass es noch würdeloser gewesen wäre, spontan eine "Erkältung" oder "leider ganz viel auf Arbeit zu tun" zu haben.
Meine Strategien gegen meine riesengroße Nervosität vor der Bühnen-Performance waren: a) Mich nackt wohl fühlen in meinem Körper. Das gelang mir leider vor allem mit sehr wenig Essen und viel Bauchtraining. (Wir haben alle unsere Selbstbewusstsein-Schwächen.) Und b) völlige Überkompensation bei der Strip-Vorbereitung. Ich begann circa vier Wochen vorher, für den Strip zu üben. Ich erstellte mir regelrecht einen Vier-Wochen-Flowchart, kaufte mir Konfetti und Rosenblätter und begann damit, sämtliche Strip-Videos auf Youtube abzuspeichern und mir deren Moves in einer Excel-Tabelle zu ordnen. Da ich viele Moves überhaupt nicht konnte, sah ich einige Videos so oft auf Youtube Loop, dass sich meine Hüften heute noch automatisch lockern, wenn ich "Pony" mit Magic Mike sehe oder höre (*). Schritt Zwei war, mir aus meiner Move-Sammlung eine Kür zu bauen, die in etwa drei Minuten geht und Wiedererkennungswert hat. Pro-Tipp Eins: Ziehe dir viele Lagen an Klamotten an - dann kannst Du auch viel ausziehen und Zeit gewinnen. Pro-Tipp Zwei: Das Schwierigste sind nicht elegante Tanz-Moves, sondern elegante Klamotten-Auszieh-Moves.
Und an Pro-Tipp Drei arbeitete ich nun fortan: Ein Idioten sicheres Kür-Gedächtnis. Denn bei all der Aufregung der Live-Show würde ich definitiv zum Idioten werden. Also übte ich. Nachts in der Wohnung, morgens in der Kletterhalle, zusammen mit dem Neffen, auf der Zugstrecke nach Hamburg. Normalerweise gehe ich vor Catonium-Parties immer in die Alster-Schwimmhalle, um mich im Wasser noch mal auszutoben und zu duschen. Dieses Mal verbrachte ich statt im Wasser vor Aufregung jedoch eine Stunde auf der Toilette der Alster-Schwimmhalle, um in einem geschützten Raum noch mal meine Performance zu wiederholen. Sinnlos, ich hatte eh alles vergessen. Ich schrieb mir dann einen Spicker. Den ich auch bald wieder vergessen hatte.
Als ich eigentlich frisch geduscht im Catonium ankam und mich umzog, entstand mein persönliches Erinnerungs-Highlight und ein ultra-peinlicher Moment: Einige der Damen mussten in die Herren-Umkleide, da die Damen-Umkleide schon voll war. Ich habe leider die Angewohnheit, unter Angst eine andere Note von Schweiß zu produzieren. Es stank, lauft Wort einer Dame, anscheinend "hier wie im Tigerkäfig. Da muss aber einer unbedingt noch mal duschen. Boah!" Da ich nicht das einzige Männchen in der Kabine war, richtete sich die Beschwerde der Dame nur gegen Mister Unbestimmt (- aber es lag definitiv an mir). Ich war schon spät dran, konnte meine Alster-Schwimmhallen-Dusche nicht nochmal erneuern. Und dachte, dass es definitiv besseres gibt als anscheinend nach Tiger stinkend nackt auf einer Bühne vor Dutzenden von Damen zu stehen, wenn mein Selbstbewusstsein eh schon begraben lag. Gut, dass mich die Mut-Mach-Nachricht des Lieblingsmenschens genau in dem Moment erreicht hatte.
Kurz vor unserem Gang nach Canoss.. äh.. auf die Bühne wurden die Männer in einen Vorraum gebracht und dort instruiert. Viele Männer wollten sich hier über Humor Mut machen, so dass ich viele Witze hörte, die ich alle nicht mehr lustig finden konnte. Normalerweise würde ich in diesen Spitzen der Aufregung aus Gewohnheit damit beginnen, mich zu dehnen. Ich erinnere mich aber, wie ich damals nur versucht habe, meine Achselhöhlen mit möglichst breit abgelegten Armen weiter zu entlüften und mich nicht mehr zu bewegen. Ich erinnere mich auch noch sehr genau, wie der Vorraum eine Tür nach draußen hatte. Die geöffnet war. Gut, dass ich am anderen Ende des Raumes saß.
Es ging in den Hauptraum. Man wartet. Man wartet. Man kommt ran. Die Aufregung klettert kontraproduktiv zu allen letzten Versuchen, die Tigerangst loszuwerden. Und als dann der lang erprobte Auftritt kam? War es einfach nur großartig!! Ich habe mich so wohl gefühlt in der positiven "Ach was soll's?!"-Stimmung meiner Mit-Performer-Gruppe, so wohl in der freundlichen, emphatischen Moderation. Und auch so wohl in dem sehr, sehr belustigten, aber auch sehr, sehr wertschätzendem Vibe der Damen, so dass jedes Prozent an Aufregung in Adrenalin und Genuss umgeschlagen ist. Die Party hatte einfach superdupercovfefe-viel Spaß gemacht! Die Performance mit den Anderen der Gruppe. Die gelöste, energische Atmosphäre bei Gästen beider Geschlechter im anschließenden Meet-and-Greet-and-Play. Und auch all die Aufregung im Vorfeld.
Eigentlich hoffe ich, nun nie wieder strippen zu müssen. Aber es erzählt sich schlecht von der Party, ohne dass ein Paar Zuhörerinnen im Anschluss auch mal für sich gestrippt haben möchte. Insofern werde ich mich glücklicherweise noch häufig an dieses großartige Casting erinnern.
Song of the day:
(*)