Vasektomie – wie stehst du dazu?
Was sind deine Erfahrungen mit und Perspektiven auf Vasektomie?
• Wie stehst du zum Thema Vasektomie? Hast du dich schon mit dem Thema auseinandergesetzt? Kommt sie für dich bzw. deinen Partner in Frage?
• An bereits sterilisierte Männer: Was waren deine Beweggründe für die Vasektomie?
• Wie läuft (oder lief) die Kommunikation darüber in der Beziehungen ab?
Vasektomie war schon vor 25 Jahren ein Thema für mich. Mit 30 und als Vater zweier Kinder, betrachtete ich meine Familienplanung als abgeschlossen und entschied mich dafür. Doch bevor ich dann die ultimativen Schnitte an mir gestattete, machte ich mir so viele Gedanken, die mir heute immer wieder ein Lächeln auf meine Lippen zaubern.
Konkrete Gedanken an eine Unterbindung rüttelten mich im Vorfeld an den Grundfesten meiner Männlichkeit. In mir sassen zwei sich zankende kleine Männer und mein Hirn wusste nicht, welchem ich glauben sollte. In meinem Freundeskreis kam das Thema dann und wann zur Sprache. Immer war das die Stunde jener, die süffisant lächelten und sich mit einem «Das kann mir nicht mehr passieren» dem nächsten Schluck Bier widmeten. Was sie über den Eingriff selbst berichteten, reichte von absolut problemlos bis hin zu Komplikationen irgendwo zwischen zwei Wochen blaue Eier, happigen Entzündungen und einer spontanen Refertilisation, dem Zusammenwachsen der Samenleiter.
Freitag, der Tag meiner Operation. Ich lag auf dem OP-Tisch. Abgedeckt mit grünen Tüchern. Selbst jetzt kam ich nicht mehr umhin noch zu denken, dass ich alsbald so steril wie diese sein würde. Dann betrat der Arzt den Raum und ich versprühte Erleichterung und eine echte Lockerheit. Die Praxishilfe hatte grosse Freude, mich vorzubereiten und an meiner Scham mit einem blauen Gilette-Rasierer glatt zu machen. Nun spüren Sie zwei kleine Stiche, sagte der Arzt und setzte die lokale Anästhesie. Vom ersten Schnitt spürte ich nichts mehr und entspannte mich. Das Gefühl, als der Arzt den ersten der beiden Samenleiter mit der Klemme zu fassen bekam und etwas daran zog, erinnerte mich an damals auf dem Pausenhof, als mich ein Fussball in die Weichteile getroffen hatte – und es paarte sich die Vorstellung, jemand zöge an meinen Eingeweiden. Danach fühlte ich nur noch, dass an mir etwas manipuliert wurde. Eine knappe Stunde später stand ich im Tram (U-Banh). Die weiten Hosen verbargen die dicke Binde in meinem Schritt bestens.
40 Orgasmen brauchte es, um die letzten Spermien aus den Samenleitern zu spülen. Auf den ersten Orgasmus nach dem Eingriff war ich sehr gespannt. Wäre wirklich alles wie vorher? Es war. Also begann ich zu zählen – und vergass es irgendwann. Wie überhaupt den ganzen Eingriff. Bis ich zufällig auf das Teströhrchen stiess, das mir die Praxishilfe am Operationstag mitgegeben hatte. Anderntags brachte ich den Test ins Labor. Einige Tage später kam der Bescheid: Keine Spermien mehr gefunden.
Rückblickend, war es dir richtige Entscheidung für mich selbst und gegenüber der Partnerin die dadurch ihre Pille absetzen konnte und die Verhütung war dann vom Tisch.
An meinem Mannsein hat diese knappe Stunde auf dem OP-Tisch nichts verändert. Manchmal vergesse ich sogar, dass ich unterbunden bin. Einzig etwas erschreckt mich manchmal: Sobald ich gegenüber sexuellen Kontakten erwähne, dass ich unterbunden bin, seien Präservative manchmal kein Thema mehr.