Super Thema! Super Beiträge!
Ich lese seit ein paar Tagen mit. Das Thema "Sexualität nicht nur zu zweien" gibt es immer wieder in unterschiedlicher Aufmachung - nun unter dem Aspekt, ob man das Teilen des Partners lernen könnte.
6,8 Milliarden Menschen leben zur Zeit auf unserer Welt. Bei der Vielzahl wird es wohl auch keine allgemeingültigen Antworten geben. Also werde ich mich zurückhalten mit (Pau)Schalheiten alá nie, immer, soll, muss, kann nicht, etc.. Nebenbei bemerkt.
Vielleicht könnte man die Frage splitten: Kann ich dem etwas abgewinnen - z.B. selber Lust empfinden, meinen Partner beim Sex mit anderen zuzusehen. (Dann ist es schon mal ziemlich leicht, sich dem Thema zu nähern, denn ich "habe" ja auch etwas davon. Ich, "bekomme" beim Teilen etwas was ich vorher noch nicht "hatte". )
Und wenn nicht, kann ich dann einen anderen emotionalen Zugang dazu finden, den es mir ermöglicht, dem etwaigen Wunsch meines Partners nachzugeben. Und natürlich werden sehr oft Ängste, falsche Moral, etc. für ein kategorisches Nein! verantwortlich sein. Das Hinsehen, wie u.a.
@*****har und
@**na es beschreiben, wäre sicherlich hilfreich. Wenn diese Hemmnisse - sofern vorhanden - ausgeschaltet werden könnten, hätte man einen klareren Blick. Was allerdings nicht zwangsläufig dazu führen muss, dass man selbst Sex mit anderen haben möchte, noch zwangsläufig, dass es in das Bild oder das Verständnis der/einer Partnersschaft hineinpaßt, dass der Partner oder ich Sex mit anderen haben.
Ob jemand Sex mit anderen möchte oder es für seinen Partner akzeptiert oder gar gut findet, ist mMn. nicht nur von Ängsten, etc. abhängig. WIe ja
@*****har schreibt, er hat keine Probleme damit, wenn seine Partnerin mit anderen Sex hat, er selbst hätte allerdings kein großes Interesse an anderen Frauen. Hat er vielleicht Angst oder Hemmungen? Nein, ich denke nicht. Es ist einfach so. Und wahrscheinlich weiss er auch, warum dies so ist.
Ebenso hilfreich wie der Blick auf mögliche Ängste finde ich dann hinzusehen, WARUM der Partner oder ich Sex mit anderen wünschen. Auch diese Frage wird man sich stellen. Beantwortet man diese Frage im Sinne von
@**na:
Reicht nicht aus? Wie ist denn das gemeint? Das beinhaltet doch nichts anderes als die Erwartungshaltung, der eine Partner müsse alle Ansprüche an das Sexualleben erfüllen. Ich glaube aber nicht, dass das eine reale Erwartung an einen anderen Menschen ist. Dafür ist es doch ein anderer Mensch. der Lust anders erlebt, der andere Neigungen und Vorstellungen hat. Einen Partner zu finden, bei dem es im Bett zu 100% stimmt, ist eine utopische Vorstellung.
....wird der Partner sich eingestehen, dass er selbst offensichtlich besonders wichtige Facetten des Partners nicht "abdeckt". (Wären sie nicht so wichtig, bräuchte man sich ja nicht um sie kümmern, bzw. die Erfüllung wäre von keiner so großen Bedeutung, nicht wahr?)
Allerdings... So banal wie Sina sagte,
.....der passt dann leider nicht zu mir und mit dem würde ich auch keine längerfristige Beziehung anstreben.
scheint es auch in der Regel zu sein. (Genau so sehe ich es nämlich auch.) Dann dürfte doch das "Problempotential" verhältnismäßig gering sein.
Problematisch wird es nur, wenn beide nicht von Anfang an absolut ehrlich sind - vor allem sich selbst gegenüber, und/oder man sich im Laufe der Partnerschaft entwickelt - und zwar unterschiedlich. Wenn man Interesse am Partner behält und im ständigen AUstausch bleibt, dürfte man erreichen können, dass man zumindest über den jeweiligen "Ist-Zustand" Bescheid weiß. Beste Voraussetzung also, Entwicklungen zusammen zu erleben, selbst wenn diese Entwicklungen nicht unbedingt zeitgleich oder in die gleiche Richtung gehen.
Nur gar nicht hilfreich ist es in einer solchen Situation (der Partner oder man selbst wünscht sich Sex mit einem Dritten/vierten, etc.) - anstatt genau zu erklären, wie und warum man diese Wünsche hat, dem Partner, wenn er nicht gleich zustimmend einfällt, anheimzustellen, er hätte Ängste, wäre neidisch, könne nicht gönnen. Ich könnte besser mit einer Frage umgehen wie: "Macht Dir an meinem Wunsch, mit einem anderen Mann zu schlafen, etwas Angst?" ... anstatt in meinem Wunsch zunächst zurück gewiesen, meinem Partner vorzuwerfen, er würde mir etwas nicht gönnen können, gar wollen.
Es gibt ja auch die Variante: Ich würde meinen Partner gerne mal beim Sex mit anderen zusehen, aber er/sie will sich nicht teilen...
Kann man lernen, SICH zu teilen?
Vielleicht auch eine Frage, wie man lieben möchte, wie und mit welchem Ziel man liebt (sicherlich spielen da spirituelle Aspekte eine nicht untergeordnete Rolle). ... wenn man daran denkt, dass Lieben eine Aktivität ist und nicht ein einfacher Ist-Zustand.
@*****har hat etwas mMn. sehr wichtiges über Liebe/Lieben geschrieben, nämlich, dass sie kein Zustand ist, sondern eine Aktivität.
Dies erinnert mich an Erich Fromm, "Die Kunst des Liebens" (natürlich
):
Im Gegensatz zu diesen beiden Arten von Liebe [Anm. Nächsten- und Mutterliebe] steht die erotische Liebe. Hier handelt es sich um das Verlangen nach vollkommener Vereinigung, nach der Einheit mit einer anderen Person. Eben aus diesem Grund ist die erotische Liebe exklusiv und nicht universal; ....
Ich kann mich natürlich hinstellen und sagen, Menschen sind unterschiedlich, man kann nie alles für einen einzigen sein, etc., und daraus die Haltung entwickeln, dass es völlig OK ist, seine Bedürfnisse, die der Partner nicht befriedigen kann, eben woanders zu befriedigen. Aber... Warum sollte man nicht versuchen, daran zu arbeiten und alles daran zu setzen, dem anderen, den ich doch so sehr liebe, in seiner Gesamtheit zu begegnen. Um so nahe wie möglich zu einer vollkommenen Vereinigung zu gelangen? Vielleicht fällt einigen das "Teilen" ihres Partners deshalb schwer, weil sie sich eben eine Partnerschaft mit vollkommener Vereinigung wünschen und anstreben (nicht zu verwechseln mit Märchen). Und wenn die sexuelle Begegnung dabei ein wichtiger Aspekt ist, mag es sehr schwer sein, diesen Aspekt mit mehreren zu teilen.
Florestine