durcheinander
Beim Durchlesen der bisherigen Kommentare, ich gebe zu, ich habe nicht alle gelesen, scheint mir doch einiges durcheinander zu gehen.
Ich habe aber weder die Weisheit mit Löffeln gefressen noch möchte ich anderen meine Vorstellung des Lebens aufzwingen. Unter dieser Prämisse seien mir jedoch einige Anmerkungen erlaubt.
Zum einen scheinen mir Beziehungen mit Sexworkern mit "normalen" Beziehungen verglichen zu werden. Dabei habe ich aber nicht den Eindruck, dass eine einheitliche Vorstellung einer "normalen" Beziehung existiert.
Wenn ich "normal" mit "monogam" gleichsetzen soll, gibt es, so glaube ich, heute kaum noch "monogame" Beziehungen. Wenn der Lebensabschnittspartner das Maß der Dinge ist, kann von Monogamie keine Rede sein, da die ja eine lebenslange Beziehung (die Einehe) voraussetzt. Habe ich im Laufe meines Lebens mehrere Lebenspartner, lebe ich nicht monogam, ich habe nur nicht gleichzeitig mehrere Partner.
Ist es mir wichtig, nicht gleichzeitig mehrere Partner zu haben, stellt sich die Frage, wie ich mir einem Partner vorstelle, mit dem ich mein(en) Leben(sabschnitt) teilen will.
Wenn es mir auf das Wesen meines Partners ankommt, seine Einstellung mir gegenüber und ob er bereit ist, für mich und unser gemeinsames Leben Verantwortung zu übernehmen, ist die Sexualität nicht für die Beziehung tragend. Selbstverständlich ist der Sex dennoch Teil der Beziehung.
Wenn das so ist und es auf den Menschen ankommt, was unterscheidet dann z.B. eine Beziehung unter Swingern von einer Beziehung mit einem Sexworker?
Sind beide Partner mit dem Swingen einverstanden und beide mit dem Sexworking, dann dürfte der Sex kein negatives Kriterium für eine Partnerschaft sein. Sollten dann erwachsene Menschen nicht selbst bestimmen können, ob das die für sie angemessene Lebensform - zumindest für eine bestimmte Zeit - ist? Selbstverständlich steht es jedem frei, seine persönliche Antwort darauf zu finden.
Ändert es die Person oder Persönlichkeit eines Menschen, wenn er Sex für Geld anbietet? Ist eine Ehefrau, die sich als Hobbyhure verdingt, deshalb nicht mehr als Ehefrau tragbar? Ist sie deshalb auf einmal nicht mehr liebende Mutter und treusorgende Ehefrau?
Aus der Fragestellung dürfte bereits deutlich werden, dass das eine nichts mit dem anderen zu tun hat.
Negative Auswirkungen dürfte es dann haben, wenn die Beispielsfrau oder ein Beispielsmann seine Interessen über die Interessen ihres Partners / seiner Partnerin stellt und ohne Rücksicht auf andere einfach das tut, wonach ihr / ihm ist. Das ist aber eine Frage des Charakters und keine Frage von bezahltem Sex. Und wenn man bezahlten Sex als Job betrachtet und den Gedanken abstoßend findet, Sex mit Leuten zu haben, mit denen man ihn eigentlich nicht haben will, so hat man die Wahl abzulehnen. Wenn man das nicht tut, stellt sich die Frage, wie oft tut der "normale" Partner in seinem Job Sachen für die Geld, die ihm zuwider sind?
Wenn das aber so ist, wo liegt dann der grundlegende Unterschied zwischen bezahltem Sex und jedem anderen Job?
Ich denke mir, dass erwachsene Menschen, wenn sie alle Umstände kennen, in der Lage sind, für sich zu entscheiden, ob sie mit einem Sexworker leben wollen oder nicht. Eine Partnerschaft im Sinne von "Füreinander einstehen" wird daran nicht scheitern.
Und zum Abschluss sei mir noch eine provokante Frage erlaubt?
Kann man eine Beziehung / Partnerschaft mit einer Person führen, die Sex ablehnt und auch vom anderen Partner Abstinenz fordert?