Das Problem ist, dass nur selten jemand
genau in eine Schublade passt.
Genaugenommen ist deswegen das Bild einer Schublade auch eher ungeeignet für solche Definitionsklärungen: Zu starr ist dieses Bild, ein abgeschlossenes Gefäß, das Vermischungen nicht zulässt, Überschneidungen nicht erbeten - aus die Maus, Klappe zu, Affe tot.
Dabei sind die Definitionen selbst doch ohnehin dynamisch, sind sie schon immer gewesen!
Nun stellt Euch mal vor, jede "Schublade" wäre eine bestimmte Flüssigkeit.
Eine Flüssigkeit
Devot, eine namens
Maso, eine namens
Sadist, eine mit
Dominant betitelt.
So, und jetzt stellt Euch ein Gefäß vor, das Euren eigenen Namen trägt.
Welche Mischung hätten's denn nun gerne?
Nur Devot, 0% Masolösung? Wirklich? Oder nicht doch für die 100ml-Mischung zu 95 Teilen Devot und zu 5 Maso?
Ach ja, doch kein Spritzer "Sadist" dabei? Wirklich nicht? Und was löst dann die Schadenfreude in einem aus - wohnt da nicht doch ein Prozent Sadist darin?
Den Dingen einen Namen zu geben, ist sinnvoll, weil sie eine grobe Orientierung erleichtern. Ähnlich den Tags im Internet: Wenn ich "Sadist" eingebe werde ich per Google auf alle Seiten hingewiesen, in denen dieser Begriff "getaggt", also für wichtig erachtet wurde.
Und so findet man schneller Gleichgesinnte: Je mehr Schubladen, ähh, pardon: Flüssigkeiten es gibt, desto leichter die Orientierung, wenn eine hiervon sehr gut zu einem passt.
Gefährlich wird's wenn Leute sagen "du kannst gar nicht xxx sein, weil du das ja können / mögen müsstest". Da beginnt dann Kleinkariertheit, vor allem aber das Unwissen, dass es nun einmal Mischformen gibt die sehr wohl mehr erlauben als wir es uns erstmal denken.
Wenn jemand eine Wespe grausamst zu Tode quält und Spaß daran hat, ist er ein Sadist? - Sicher. Dennoch kann es aber sein, dass derselbe im BDSM-Konzept keiner ist, weil er niemals einem Menschen etwas antun könnte.
Bin ich nicht devot wenn ich es ablehne, niederzuknien? - Maybe. Vielleicht bin ich es aber ja doch - halt zu 80%, weil vieles was sonst so zur Mische "devot" gehört, dann eben doch auf mich zutrifft.
Bin ich dominant, obwohl ich niemals bestrafe? Nun ja - vielleicht sind's ja zu 75% oder gar mehr, weil für das Spiel, für das ich Dominanz benötige, niemals Strafen benötigen werde.
Das lässt sich unzählig fortsetzen.
Wichtig ist dabei eben dann doch nur eines: Dass man sich dessen bewusst ist, dass diese Definitionen nicht starr, sondern dynamisch sind, und von jedem auch entsprechend dynamisch interpretiert werden können, werden und auch werden sollten.
Und das klappt nur dann, wenn alle Beteiligten sich drüber austauschen, was sie mögen und was weniger.
Welche Mischung dann herauskommt, wie diese dann heißt, das bleibt jedem selbst überlassen.
Hey, man kann auch Cocktails mischen, ohne dass sie einen Namen haben - und, huch, manchmal schmecken die sogar.