+ Lebt ihr eure BDSM-Beziehung bzw. -Neigung offen aus?
Jaein. Einige von meinen Freunden wissen, dass ich auf BDSM stehe, ist aber nur nichts Genaueres, Details behalte ich lieber für mich. Da rede ich lieber mit Gleichgesinnten hier auf Joy oder auf anderen Foren.
+ Wie reagiert euer Umfeld darauf?
Jedem das seine - solange es einem gefällt, wird nichts gesagt. Ins Gesicht zumindest. Ein bisschen gelästert wird wohl trotzdem.
+ (Was) Haben Filme wie "Shades of Grey" oder jüngst "Bonding" (Das sagt eine Domina zum Netflix-Hit "Bonding") auf Netflix bzw. auch "Übergriffigkeitsfilme" wie "365 Days" (Ich glaub', ich bin im falschen Film) für eure Lebensrealität als BDSM-ler spürbar etwas in der öffentlichen Wahrnehmung bewirkt?
Die beiden letzteren Filme haben aus meiner Sicht nur wenig bewirkt bzw. so gut wie gar nichts. Der große Durchbruch kam mit SoG und das schlug wie eine Bombe ein. SoG hat genau den Nerv der Zeit getroffen, nicht nur im sexuellen Sinne. Der Hype um Twilight war durch die Filme noch nicht um, Fanfictions bekamen immer mehr mediale Aufmerksamkeit und Anerkennung und durch eine stetig größer werdende E-Readerschaft, war es ein Leichtes, Geschichten von unbekannten Autoren relativ billig unter die Menschen zu bringen.
Sexuell explizite Fanfictions sind keine Seltenheit. Schon damals als Teenager bin ich auf tausend BDSM-, noncon-, hardcore porn - Fanfictions gestoßen, SoG ist dagegen ja noch recht anständig (ich mein, dafür, dass so viel Sex in SoG, kommen Wörter wie Vagina, Vulva etc. so gut wie gar nicht vor
). Der Sexanteil hat die Story insofern nur interessanter gemacht, denn der eigentliche Inhalt unterscheidet sich im Grunde nicht von anderen erfolgreichen Teenieromanzen: Super sexy, super mysteriöser, super sexy junger Mann, der die typische „Badboy“-Aura hat, in Wirklichkeit aber zutiefst verletzt ist, wird durch die reine Liebe der unschuldigen Protagonistin „gerettet“. Die Protagonistin erlebt im Gegenzug ein spannendes Abenteuer und am Ende wird sie mit einem reichen Ehemann, Kindern und einem „erfolgreichen“ Job (den sie ja nur bekommen hat, weil Grey den Publisher, für den sie gearbeitet hat, gekauft hat) belohnt. Der Sex war immer nur das I-Tüpfelchen, also nicht der Grund, warum die Geschichte überhaupt erfolgreich wurde, aber der Grund, weshalb die Geschichte in Erinnerung blieb.
Und ich denke, es ist auch kein Zufall, dass in dem Jahr, wo der erste SoG-Film herauskam (2015), die ProSiebenSat.1-Gruppe ihren Anteil von Amorelie auf 75% anhob und seitdem recht aggressiv Sexspielzeug vermarktet.
SoG ist für mich gar nicht mal wirklich BDSM-lastig. Zwar redet Grey oft über D/s, aber Ana wird ja nie offiziell seine Sub und in den weiteren Büchern rückt das komplett in den Hintergrund. Alles, was beibehalten wird, ist der kinky Sex. Überaus devot ist Ana auch nicht, sie ist nur ziemlich passiv, naiv und versteht nicht, was genau um sie herum geschieht.
Für mich sind die beiden eher Vanilla mit vielen Extras.
Aber, durch SoG kam ich tatsächlich zum BDSM. Davor kannte ich das aus Pornos oder eben diversen Fanfictions, aber es hat mich nicht auf eine persönliche Art berührt.
Mit SoG fingen die Gespräche an, weil ich halt dann doch neugierig wurde. Diskussionen waren nun ziemlich öffentlich und so habe ich mich dann mit einer Freundin ausgetauscht und der Zufall wollte es so, dass sie bereits BDSM praktizierte. Wir verließen schnell die SoG-Sphären (ich hab die Bücher und Filme erst angeschaut, nachdem ich meine Fühler ausgestreckt hatte) und sie hat mir mehr von ihrer Welt erzählt, so kam ich auch zum Joyclub.
Die Bücher sind schlecht geschrieben und man merkt einfach noch die Fanfictionanfänge, das hätte man besser lösen können, aber durch SoG kam mein Stein zum Rollen. Und jetzt bin ich hier.