Als ich mir meiner Veranlagung bzw. Neigung bewusst wurde, war die "Umwelt" noch relativ intolerant und hat Sadomasochismus als behandlungswürdige Krankheit eingestuft und entsprechende Handlungen als Offizialdelikt.
Das hat sich mit der Zeit glücklicherweise geändert und mittlerweile wird zumindest das was der Mainstream unter BDSM versteht gesellschaftlicht zum großen Teil akzeptiert oder zumindest toleriert.
Dazu haben sicherlich auch diverse Filme und vor allem Bücher nicht unerheblich beigetragen.
In meinem persönlichen Umfeld halte ich es seit ungefähr 25 Jahren so, dass ich mit jedem der sich dafür interessiert auch offen darüber rede, ich dränge meine Sexualität und meine Vorlieben und Neigungen aber niemanden, vor allem keinen Unbeteiligten Dritten auf.
Das macht meiner Beobachtung nach auch sonst niemand, der ein ausreichendes Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein hat.
Das hat dazu geführt, dass ich mein Umfeld in vier Gruppen einteile:
1) Interessiert, darüber gesprochen, nicht akzeptiert, aus dem Umfeld entfernt.
2) Nicht interessiert, kein Aufklärungs- oder Gesprächsbedarf.
3) Interessiert, darüber gesprochen, akzeptiert und abgehakt.
4) Interessiert, leich oder ähnlich offen denkende (... das müssen nicht zwangsläufig BDSMer sein!) mit denen man sich immer wieder gerne auch über spezielle Themen austauscht.
In unserer Verwandschaft und im nicht BDSM-affinen Teil unseres Freundeskreises wissen eigentlich alle Bescheid und gehören meist zur zweiten oder dritten Kategorie, bis auf unsere Kinder, die gehören eindeutig zur Kategorie vier. Der mittlerweile stark gewachsene BDSM-affine Freundes- und Bekanntenkreis natürlich auch.
Ein größeres Problem war mein Kollegenkreis. Eigentlich hat sich niemand dafür intersssiert, bis eine Kollegin mich und meine Begleitung vor Jahren in Friedrichshafen beim Boarding für das "Torture-Ship" erkannt hat. Da auch ich sie in Begleitung von Freundinnen und Kindern auf der Gaffertribüne gesehen habe und die Gerüchteküche kommen sah, habe ich ihr zugewunken und dann am Montag gleich aufs Tablett gebracht, dass ich es schon sehr grenzwertig finde, dass erwachsene Frauen mit ihren
Kids am und auf dem Arm so etwas begaffen und dann nicht einmal grundlegendes Basiswissen bereithalten. Es kamen keine weitere Fragen. Drei weitere Kollegen haben ganz unabhängig auf einer Betriebsfeier etwas aufgeschnappt und Interesse bekundet. Der eine wollte so etwas auch einmal erleben zu wollen. Ich habe ihn eingeladen, er hat letztlich gekniffen und auch nie wieder darüber gesprochen. Dem anderen habe ich nach seinem Outing klar gemacht, dass ich da einen gewissen ethischen unterschied sehe, ob ich meine Frau im SM-Kontext schlage oder ob er seine Frau verprügelt und schon war sein Interesse auch wieder weg (... er ist mittlerweile kein Kollege mehr und auch nicht mehr verheiratet).
Mit dem dritten Ex-Kollegen (... er ist mittlerweile im Ruhestand) unterhalte ich mich regelmässig auf entsprechenden Betriebsfeiern zu dennen er auch eingeladen ist. Er ist durchaus BDSM-affin, bekommt diese Kurve aber nicht mehr.
Wissen tun es aber mittlerweile vermutlich einige, wenn nicht gar alle Kollegen. Thema ist es keins, und mine Chefs sind weltoffen genug, dass sie sich an solchen Dingen nicht reiben.
Nun arbeite ich aber in einer Firma und in einer Position, in der mir das eigentlich eben auch reichlich egal sein kann und mein Alter und meine gut gewachsene Integrität tun da ein Übriges.
So komfortabel haben es leider nicht alle.
Andererseits habe ich schon vor langer Zeit angeeignet, dass ich nur in Diskussionen gehe, wenn ich für meine Positionen auch gute Argumente habe, und die Schwachstellen derer die mir an den Karren fahren wollen relativ schnell zu erkennen.
Eine Baustelle auf der mir die BDSM-Affinität aber vielleicht doch noch irgendwann auf die Füsse gefallen wäre waren meine früheren politischen Aktivitäten in der Landes- und Bundespolitik.
Hier habe ich tatsächlich zurückgestekt.
Meine Neigung war aber nicht der eigentliche Grund, sondern ein schlichter Herzinfarkt, der mich insgesamt nochmals etwas grundlegender zum Nachdenken über meine Freizeitaktivitäten angeregt hat.
LG BoP (m)