@ Squirtgirl
Es geht überhaupt nicht darum, seine Verletztheit zu leugnen. Es geht auch nicht darum, so zu tun, als wäre nichts passiert.
Aber es geht eben auch darum, zu verstehen, was eigentlich passiert ist Wenn man eine enge Bindung mit einem Menschen hat, dann hat man auch ein "Wir" ausgebildet. Es gibt einen Paartherapeuten namens Möller, der sogar von einem "gemeinsamen Unbewussten" spricht.
Was in Kurzform heisst: Nichts passiert, was nicht im Geheimen auch von diesem Wir mitgetragen wird. Der Betrug ist ein Symptom für die Beziehung. Dann kann man im Fall, dass man verletzt ist, sich nicht einfach wie in einen Kinosaal zurückziehen, und: "Du Schuft", oder "Du Schlampe" rufen, als wäre man nicht ein mitbeteiligt.
Reife bedeutet: den eigenen Anteil an dem "Betrug" des anderen zu erkennen. Reife bedeutet für beide Seiten, die Last zu tragen: der Betrogene die Last der Verletztheit, und der Betrüger die Last seines schlechten Gewissens.
Man kann natürlich auch sich darauf zurückziehen, dass das hohe ethische Gut des Vertrauens mißbraucht worden ist,. Möglicherweise aber hat es auf Seiten des "Betrügers" dieses Vertrauen nicht mehr gegeben, das Vertrauen nämlich, mit seinen Wünschen und Bedürfnissen in der Beziehung nicht mehr aufgehoben zu sein. Oder was gäbe es sonst für einen Grund für einen Seitensprung?
Mich beschleicht langsam der Verdacht, dass diejenigen, die sich auf moralisch auf das "gegenseitige Vertrauen" berufen, es sich ein bißchen zu einfach machen. In menschlichen Beziehungen ist Vertrauen da oder nicht, und wenn es gebrochen wird, ist es auch nicht da. Vertrauen ist in menschlichen Beziehungen eine Pflanze, die jeden Tag gehegt und gepflegt werden will.
P.S. Ich habe das schon mal länger in diesem Thread ausgeführt. Wenn Du möchtest, kannst Du es nachlesen. Mir fehlt leider jetzt die Zeit, weswegen ich die Tippfehler auch entschuldigen möchte.