Ich finde die Möglichkeiten, sich gratis (Gesundheitsamt) oder bequem von zu Hause aus für wenig Geld (Heimtests) testen zu lassen enorm praktisch und halte es für einen wichtigen Schritt zur Bekämpfung von sexuell übertragbaren Krankheiten. Für mich sind die Tests inzwischen absolut normal und ich sehe das auch bei potentiellen Sexpartnern sehr gerne, wenn diese sich regelmäßig testen lassen.
Ich war bis vor zwei Jahren regelmäßig (etwa zweimal im Jahr) beim Gesundheitsamt. Inzwischen mache ich bei SAM Health mit, und lasse mir halbjährlich (der Zyklus wurde mir bei meinem Sexualleben laut deren Fragebogen so empfohlen und ich fand ihn sinnvoll - entspricht ja auch meinem Zyklus von davor) ein Test-Kit zusenden - nächste Woche wäre es wieder fällig geworden. Aufgrund von Corona hatte ich aber keinen Geschlechtsverkehr außerhalb meiner Beziehung (und meine Partnerin auch nicht), daher lasse ich ihn dieses Mal aus. Ich kann mich einfach nirgendwo mit irgendetwas infiziert haben.
Es ersetzt allerdings in keiner Weise Safer-Sex. Tests sind retroaktiv - ich erfahre zwar von einer Infektion, damit ich sie nicht weiter verbreiten kann im Ernstfall und behandelt werden kann, aber ich bin halt schon krank. Safer-Sex ist proaktiv - ich kann mich erst gar nicht infizieren. Beides zusammen ist also optimal.
Wichtig finde ich vor allem zwei Dinge:
• Tests nicht nur gegen HIV, sondern auch gegen andere sexuell übertragbare Krankheiten, insbesondere solche, gegen die Kondome nur unzureichenden Schutz bieten
• Testzeiträume einhalten. Ein HIV-Test z.B. kann, je nach Test, eine Infektion erst zwischen 6 Wochen und mehreren Monaten nach der Ansteckung nachweisen. Für andere Tests gilt das selbe. Ist mein Infektionsstatus also unklar (etwa weil ich ungeschützten oder nicht ausreichend gegen die entsprechende Krankheit geschützten Sex hatte), sollte ich so lange keinen Sex haben, bis der Zeitraum erreicht ist, nach dem eine Infektion nachweisbar ist. Gerade deshalb sind Labortests, wie sie Ärzte, Gesundheitsämter oder eben auch SAM Health anbieten hier für mich die bessere Wahl gegenüber selbsttests - sie sind wesentlich früher zuverlässig.
Vermeiden lässt sich diese diagnostische Lücke, in der man idealerweise dann eben keinen Geschlechtsverkehr haben sollte um nicht versehentlich und unwissend jemanden anzusprechen nur, wenn man nur mit Menschen Geschlechtsverkehr hat, die ihren Infektionsstatus kennen - sprich, sich selbst haben testen lassen (und dabei ebenfalls die Lücken beachtet haben).
Praktisches Beispiel: ich lerne eine Frau kennen. Es zeichnet sich ab, dass wir miteinander Vögeln wollen. Ich frage also, ob sie sich regelmäßig testen lässt, und aktuell zuverlässig über ihren Infektionsstatus Bescheid weiß. Ihr letzter Test liegt erst 2 Wochen zurück, da sie sich extra hat testen lassen bevor sie sich auf die Suche nach neuen Partnern gemacht hat. Sie hatte aber vor 4 Wochen ungeschützten Sex mit einer Person, mit der sie zuvor lange keinen Sex hatte. Der Test kann also eine dabei erfolgte HIV-Infektion noch nicht nachweisen. Ihr Infektionsstatus ist also unklar - sie müsste sich in 2 Wochen erneut testen lassen, um Gewissheit zu haben. Da die Tests gegen andere Krankheiten aber kürzere diagnostische Lücken haben, bietet ein Kondom ausreichenden Schutz vor dem Restrisiko, und dem Sex (geschützt) steht nichts im Wege.