„[Frage], ob es hier Leute gibt, die überhaupt keinen Alkohol trinken wie ich und wie sich dies auf Dates/Beziehungen auswirkt.
Dass es grundsätzlich auch hier AlkoholabstinenzlerInnen gibt, wurde ja bereits deutlich, ich selbst kann mich da ebenfalls einreihen. Auswirkungen auf meine 1. Dates hat dies bisher noch keine gemacht, Frauen, die ich bisher getroffen habe, gingen nicht in einem mir auffällig bewusstseinsveränderndem Maße mit Alkohol beim 1. Date um oder tranken ebenfalls keinen Alkohol. Das einzige erzählenswerte, was mir mal passierte, war: Ich wurde mal von einer Frau in einen Biergarten eingeladen und dort war ein restauranteigener Grundwasserbrunnen, von dem für alle Gäste kostenlos über den ganzen Abend hinweg nachgeschenkt wurde - was soll ich sagen: Das Gesöff war so unglaublich lecker und belebend, wir tranken beide keinen Tropfen Alkohol, dafür vermutlich den halben Brunnen leer und mussten keinen Pfennig ausgeben, so dass wir anschließend noch gemeinsam ein Eis essen gehen konnten. War ein sehr amüsantes Date.
„
"[Frage, ob] es wirklich so schwer [ist], für einen Abend auf Alkohol zu verzichten?
[...] Frage eher ethisch - habe ich das Recht, einen Mann zu bitten, nicht vor mir zu trinken? Oder muss ich immer noch nach dem "alkoholfreien" und nicht rauchenden Mann gezielt suchen?"
Speziell beim 1. Date würde
ich das NICHT SO ABSOLUT und streng nehmen... klar, kannst Du natürlich machen, aber ratsam finde ich es nicht und zwar deshalb:
Das erste Date ist für viele Menschen etwas wie eine AUSNAHMESITUATION. Es gibt AlkoholikerInnen aus der therapeutisch so bezeichneten Rubrik der "QuartalssäuferInnen", die kommen trotz grundsätzlich bestehender Suchtkrankheit bestens einige Zeit ohne Alkohol aus, andererseits gibt es Menschen wie eine gute Freundin von mir, die im Alltag absolut abstinent leben, dabei totale Spaßvögel und wirklich sehr liebenswert sein können, aber aus verschiedenen und nicht unbedingt leicht behebbaren anderen Gründen vor einem 1. Date einfach viel zu aufgeregt sind, um so sein zu können, wie sie eigentlich tatsächlich
sind (es geht mir hierbei nicht um den Anschein oder ein sich anders geben oder von der besten Seite zeigen, sondern um speziell bei einer solchen Ausnahmesituation des 1. Dates auftauchende Blockaden, die eigentlich den alltäglichen Charakter verfälschen) - tja, manchen hilft dann Psychotherapie, anderen zu genau diesen Anlässen schon ein Gläschen Sekt, wieder andere nehmmen vlt lieber Beta-Blocker -> da muss noch keine Abhängigkeit vorliegen, sondern das kann auch einfach ein sehr humorvoller Umgang mit sich selbst sein und als kleiner Ausgleich dienen.
Andererseits kann ich gut verstehen, dass es für Dich unangenehm ist, als einzige Person "nüchtern" zu bleiben, wenn das Gegenüber - verkürzt Dein überspitztes Beispiel aufgreifend - trinkt, bis der "Vorhang" fällt. Hm, ich finde nur, das sind dann schon ausufernde Extreme, Du wirst da dann eigentlich ZURÜCKGELASSEN, so was finde ich grundsätzlich unhöflich. Wenn ich das Gefühl bekomme, ich bin nur noch Beiwerk in der gemeinsamen Zeit und im Vordergrund steht eigentlich etwas anderes (hier der Rausch), sage ich schon auch "Danke, dann weiß ich Bescheid" und bin weg.
DER WEG ZUR (ALKOHOL)SUCHT IST EIN SCHMALER GRAT, jede/r muss selbst damit umgehen und wer das nicht kann, ist halt schlecht damit beraten, die eigenen Schwächen ausgerechnet beimm 1. Date zu üben.
„Spielt der Alkohol eine wesentliche Rolle bei den Dates (oder vielleicht im Leben allgemein)? Kann das überhaupt klappen, wenn einer in der Beziehung gar nicht trinkt und der andere doch?
Wie gesagt, gerade beim 1. Date würde ich selbst auch dem Alkohol (in Maßen) noch keine so sehr große Rolle zusprechen. Was dann im Weiteren Verlauf wird, muss jede/r selbst entscheiden und es hängt auch vom jeweiligen Einzelfall ab. Ich für meinen Teil hätte mit gelegentlichem und eigenverantwortlichen Alkoholgenuss einer Partnerin überhaupt gar kein Problem, würde mich halt freuen, wenn sie es mit mir absprechen und auch auf mich Rücksicht nehmen würde dabei.
Denke, es ist letztlich eine Frage des ehrlichen Arrangements - wie vieles andere auch, z.B.:
Meine Ex wollte gerne Sex unter Alkohol, mir war die Art ihrer Berührungen im Trunkheitszustand total unangenehm, tja, es gab dann die durchaus noch funktionierende Vereinbarung: Sie durfte unter Absprache trinken (dann fahre ich Auto), mich aber dann nicht anfassen.
Problematisch kann es leider schon werden (und auch das muss jede/r selbst entscheiden), wenn sich die krankhaft begründete Unehrlichkeit einschleicht, damit müsste in meiner Partnerschaft dann schon anders umgegangen werden. Gefahr von Sucht oder Abhängigkeit im Allgemeinen ist eben die sich daraus entwickelnde und ebenfalls krankhafte Co-Abhängigkeit des soz. Umfeldes, da würde ich persönlich dann schon vor die Wahl stellen: "Entweder der Alkohol oder ich".
„Oder denkt ihr, dass ein Date wie auch eine Beziehung ganz nüchtern sein kann?
Wie gesagt: Ja, das geht freilich, ich halte es aber nur unter bestimmten Voraussetzungen für nötig.
Alkohol ist nicht nur ein Suchtmittel, sondern kann auch einfach als Genussmittel genutzt werden.
Mir wäre halt einfach wichtig, dass ich nicht hinter dem Alkohol hintan stehe. -.
Zusammenfassend:
Meines Erachtens ist nicht jeder Alkoholkonsum automatisch krankhaft (auch nicht jedes "trinkfestere" Konsumverhalten), in der Beziehung besteht aber, finde ich, für die/den KonsumentIn eine Verantwortung nicht nur für sich selbst, sondern auch eine Mitverantwortung für die/den PartnerIn, was auch den Alkoholkonsum nicht ausschließt.
Und die/der Nichttrinkende muss freilich auch selbst entscheiden, ob und wie sie/er ein Arrangement eingehen will/kann.