Zum Thema Reputation und berufliche Nachteile:
Es ist für einige vielleicht noch erinnerlich, dass der damalige General Kießling wegen angeblicher Homosexualität als Sicherheitsrisiko eingestuft und in den vorläufigen Ruhestand versetzt worden ist.
Natürlich kann ich mich hinstellen und sagen, et kütt wie et kütt. Aber Gedanken, eventuelle Sorgen sind im Umgang mit dem Internet und speziell dem JC nicht unberechtigt:
• arbeitsvertraglich: wer bei einem kirchlichen Träger angestellt ist, kann in Probleme geraten.
• wer verbeamtet ist, kann je nach Tätigkeitsbereich Probleme bekommen; als Beamter unterliege ich einem Treueeid und einem Verhaltenskodex. So bin ich zum Beispiel verpflichtet, Überschuldung zu melden. Denken fiele nicht daran.
• Polizei/Soldat/BND etc: wer Geheimnisträger ist, wird sich ab einer gewissen Einstufung auf interessante Gespräche freuen dürfen. Und möge mir niemand sagen, dass darf nicht sein.
• Parteien: in der Berliner CDU hat es ein damaliger, im Vorstand Sitzender nicht "überlebt", als seine Darstellertätigkeit im Freizügigen herauskam.
• Ansonsten mal zu Arbeitsverträgen in der Wirtschaft: es wird doch kein AG herkommen und sage, ich kündige aufgrund von JC-Mitgliedschaft. Wie hier schon angesprochen, sind da freizügigste Fotos viel eher der Aufhänger. Fängt dann an mit dem Hinweis auf den Betriebsfrieden etc. Das Kündigen geht dann anders. Bin nun wirklich lange genug dabei und denke, einiges gesehen zu haben. Wer glaubt, dass gibt es nicht oder die Zeit ist vorbei. Nicht meine Erfahrung. Übrigens, Beförderungen, Hochstufungen o.ä. werden dann auch ganz gerne vergessen. Und glaube mal nicht, dass Betriebsräte nicht auch ihren Anteil haben. Das geht aber nicht offen, das läuft anders.
• Organe der Rechtspflege: stelle ich mir Klasse vor, wie das Bild des Vorsitzenden einer Strafkammer, eines Senats in Lederkleidung aus dem SM-Studio durch die Gehrine aller im Prozeß Beteiligten durch wabert, weil es mal eben per Email an alle verteilt wurde. Finde ich dann auch schön, wenn die Verteidigung einen Befangenheitsantrag dazu stellt, weil... Der Staatsanwalt in Sachen Steuerhinterziehung freut sich sicherlich auch, wenn seine Kommentare, was ihm besonders gefällt, genüßlich im Schriftsatz der Verteidigung sich wiederfinden lässt, natürlich nur angedeutet...
• Kinder: ich kann jedem nur empfehlen, der Kinder noch in der Schule hat, vorsichtig mit freizügigem Umgang seiner eigenen Darstellung im JC zu sein, seien es Bilder oder Kommentare. Gespräche mit Polizisten, die im Bereich der Jugendarbeit an den Schulen zum Thema Internet unterwegs sind, haben mir jedesmal aufs neue verdeutlicht, dass es doch noch Schlimmer geht. Und ja, wenn das Mobbing das eigene Kind betreffen kann, dann spätestens sollte klar sein, dass ein unbedarfter Umgang hier im JC fehl am Platze ist.
• Ehrenamt/Sportvereine/Jugendarbeit: Wieso stellt sich wohl niemand bei einer Kandidatur hin und sagt, übrigens, bin im JC. Muss ja Gründe geben. Natürlich gehört es evtl. nicht dahin, je nachdem, für was die Wahl ist. Aber wenn ich sehe, wie schon diskutiert wird, wer mit wem eine Affäre hat, hatte, hätte haben können, vielleicht haben möchte etc, da muss ich dem nicht noch das Einfallstor öffnen.
Und dann gilt wie überall: weder sind wir alle gleich, noch werden wir gleich beurteilt. Der/die eine kann es sich leisten, weil er/sie Geld hat und es schnuppe ist, er oder sie ist einfach dumm, beim anderen spielt es tatsächlich keine Rolle. Mit Mißgunst/Rache o.ä. ist aber immer zu rechnen. Und das bedeutet, wie ist meine Position, was würde passieren wenn,... durchaus mal vorher durchzudenken. Da hilft mir auch kein: was stört es die Eiche, wenn sich die Sau dran schuppert.. wenn das Kind dann in den Brunnen gefallen ist. Cybermobbing geht und mit ein bißchen technischer Kenntnis sehr gut nicht nachvollziehbar/ unentdeckt durch Dritte.
Es geht also nicht um Angst, sondern um Realitätssinn. Naivität hat noch niemandem gut getan, wenn ein Dritter Böses wollte.