„Ich denke die Leute die -angeblich- keine Erwartungen haben machen sich etwas vor. Man hat immer (oftmals Vlt. einfach nur unbewusst) Erwartungen/Wünsche/Hoffnungen. Die einzige Frage die letztlich für mich zählt ist doch, ob ich mit diesem Menschen trotz bestimmter Eigenschaften zusammenbleibe. Und im besten Fall lernt man sich ein einer (neuen) Beziehung ja auch immer selbst etwas besser kennen und lernt dazu.
Ich gehöre nicht zu den Menschen wie @****lle der all das irgendwie in einen Topf wirft. Für mich gibt es da Unterschiede, zwischen Voraussetzungen, Bedingungen, Erwartungen, Wünsche, Hoffnungen oder Träume.
Ich erkläre Dir mal wo für mich die Unterschiede sind, an Hand eines Kartenspiels:
Die Voraussetzung für ein Kartenspiel sind mindestens noch ein weiterer Mitspieler und ein Kartenblatt. Als Bedingung ist für mich dass wir uns auf die Spielregeln einigen. Die ja bei vielen Kartenspielen auch immer wieder variieren können, natürlich können diese Bedingungen immer wieder nach verhandelt werden. Ich wünsche uns beiden viel Spaß dabei und hoffe (manchmal) zu gewinnen.
Ich habe das hoffen bewusst geklammert, da ich mich selten der Ehrgeiz bei einem Kartenspiel packt und ich gewinnen will, aber ich sehr oft der Geselligkeit wegen spiele. Dabei kann man trotz allem sich ernsthaft bemühen zu gewinnen. Aber das ist dann nicht mein oberstes Ziel.
Neutral betrachtet ist somit "erwarten" etwas charakteristisch Menschliches (unabhängig von dem, was man im Einzelnen "erwartet"): Es ist ein Blick in die Zukunft und was die Zukunft bringen soll, auf Kommendes, auf etwas, das sich erfüllen soll/möge.
Du siehst, dass ich hier keine Erwartungen habe. Aus dem ganz einfachen Grund: Ich bestimme die Voraussetzungen für ein geselliges Miteinander. So etwas kann man nicht mit jedem machen. Genauso wenig wie man mit jedem eine Partnerschaft eingeht.
Wenn Du mir meine vorherigen Beiträge durch gelesen hast, dann hast Du festgestellt, dass ich eine gute Kommunikation zu einer Bedingung meiner Bedingungen für eine Beziehung gemacht habe.
So ist es für mich immens wichtig das der von @****lle erwähnte Blick in die Zukunft kommuniziert wird. Das muss ausgesprochen werden, damit sich beide im klaren sind was kommen soll.
Nur mal angenommen beide sehen sich in dieser Zukunft, dann kann man dieses Ziel planen und sich erarbeiten.
Wenn jetzt aber nur einer von beiden dieses Ziel vor Augen hat und der andere seine Zukunft darin nicht sieht, so nehme ich mir die Freiheit, mein Ziel alleine anzugehen und lasse auch meiner Partnerin die Freiheit. Es ist meine Entscheidung sie darin zu unterstützen oder nicht. Aber ich erwarte es nicht von ihr.
Zurück zum Kartenspiel: Nur mal angenommen meine Zukunftsvision ist ein Kartenspiel das mein Mitspieler nicht kennt, dann würde es zwei Varianten geben. Entweder sieht sich mein Mitspieler in dieser Zukunft, obwohl er weder Spiel noch Spielregeln kennt, oder eben nich.
Wenn sich der Mitspieler nicht in dieser Zukunft sieht, dann ist es ganz einfach: Das Spiel wird nicht gespielt.
Wenn sich der Mitspieler in der Zukunft sieht, dann erkläre ich das Spiel und die Regeln und übe mit dem Mitspieler ein paar Mal, bis er den Spielmechanismus verstanden hat und die Spielregeln kennt.
Diese Herangehensweise setzt eine gewisse innere "Geisteshaltung" voraus: Zum einen die Freiheit frei wählen und sich entscheiden zu dürfen und zum anderen Vertrauen darauf, dass derjenige, der das Spiel kennt, dem anderen, der das Spiel nicht kennt, das Spiel und die Regeln nach bestem Wissen beibringt, ihn nicht dabei übervorteilt und ihn fördert.
So... nun scheint das wieder doof zu werden, wenn der eine dann keine Lust hat dieses unbekannte Spiel zu lernen und zu spielen und der andere aber dieses Spiel partout aber spielen will?
Finde ich nicht. Der eine hat die Freiheit nein zu sagen und der andere dann die Freiheit sich andere Spielpartner zu suchen.
Kann man aber so einfache Regeln von Kartenspielen wie Skat oder Poker, auch wenn sie dann doch sehr komplex sind, auch auf eine Partnerschaft umsetzen. Für viele scheint das schwierig, wenn nicht sogar unmöglich.
Meine Partnerin darf alles, denn ich vertraue darauf und auch ihr dass sie mich liebt, dass sie die Beziehung und die Partnerschaft aufrecht erhalten will und weder mir noch der Beziehung schaden möchte.
Zitat von *********_2016:
„Wir fassen unsere Erwartungen gern in dem Begriff "Achtsamkeit" zusammen.
Das ist für mich ebenfalls eine Bedingung, die ganz stark an Kommunikation gekoppelt ist. Dabei geht es mir nicht nur um die Achtsamkeit gegen über dem anderen, sondern noch viel mehr mir selbst, meinen Gefühlen und eben jenen Zukunftsvisionen, also Erwartungen. Solange ich diese nicht formuliere, sind es Erwartungen, aber wenn ich sie ausspreche sind es Ziele.
Nur fürs Protokoll nenne ich noch weitere wichtige Bedingungen: Wertschätzung und der damit einhergehende duale Respekt, mit einer gewissen Neugier und Offenheit durchs Leben zu gehen und Akzeptanz für Veränderungen.
Bei gegensätzlichen Bedürfnissen, die zu Konflikten führen, so wie es
@*****a_S beschrieben hat, entstehen einfach Spannungen und Reibungen.
Ich finde das absolut OK, dass ist normal. Keiner von uns ist perfekt und schwebt, einem gottähnlichem Wesen über dem Boden in einer Hemisphäre, die von Menschen nicht erreichbar ist.
Das Leben ist nun mal ein Auf und Ab ähnlich wie bei einer Wippe. Und wenn du malaus dem Konflikt draußen bist und wieder sowohl Deine Gefühle als auch Deine Glaubenssätze klar vor Augen hast, dann wirst Du auch in dem Konflikt etwas positives finden können.
Meistens sind das ja neue interessante Sichtweisen, oder alte, die in Vergessenheit geraten sind.
Das empfinde ich als Bereicherung, als einem hohen und starken Mehrwert.
Hierbei ist es aber immens wichtig dass ich daruf vertraue, dass mich meine Partnerin liebt und sowohl Partnerschaft als auch Beziehung aufrecht erhalten will.
Und auch das empfinde ich als Bereicherung und starken Mehrwert, dass da jemand ist, dem ich vertrauen kann, wenn ich mein Vertrauen in meine (für eine bestimmte Zeit) Achtsamkeit mir selbst gegenüber aus welchen Gründen auch immer verloren habe.
Für mich sind die entscheidenden Zutaten für eine Beziehung ohne Erwartungen: Liebe, Vertrauen und Freiheit.