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Wortspielereien mit Walhorn & Ritter

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****012 Frau
516 Beiträge
Der Leselust-Livestream am 22. November...
... war wieder ein echtes Highlight, bei dem die Crew der "Vorleseratten" mit viiiiel Herz und Humor, Lust und Begeisterung erotische Geschichten vorgetragen hat *freu2*.

Natürlich hatte ich auch wieder eine neue Geschichte aus zehn Publikums-Wörtern gestrickt. Und die Vorgaben waren diesmal eine echte Herausforderung:

Alter Lorbass
Fidibus
Serpentinen
Urlaubsträume
Kinkerlitzchen
Glockenspiel
Radotieren
Palindrom-Phobie
Rosengarten
olfaktorisch

Mein erster Gedanke war: *umfall*
Aber nun bin ich selbst überrascht, was dabei herausgekommen ist.

Viel Spaß bei "Der Name der Rose" (garantiert ohne Mönche! *ggg*)
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****012 Frau
516 Beiträge
Der Name der Rose (1/3)
Alter Lorbass!“ Henriette lachte ausgelassen und versuchte, den nach ihr greifenden Händen zu entkommen.
„Ist das etwas Unanständiges?“ Ole sah sie hoffnungsvoll an, und in seinen Wikingeraugen funkelte das Versprechen, dem unbekannten Titel alle Ehre zu machen. Was immer das Wort bedeuten mochte.

Der Norweger sprach zwar ein ausgezeichnetes Deutsch, doch die Sprache faszinierte ihn immer wieder mit neuen Ausdrücken. Er liebte diese verbalen Überraschungen – vor allem, wenn sie aus Henriettes wunderbar sinnlichem Mund kamen. Was das Luder natürlich ganz genau wusste! Oh ja, sie kannte ihn erstaunlich gut. Und das, obwohl sie seit ihrer ersten Begegnung nur so schändlich wenig Zeit miteinander verbracht hatten. Auch etwas, an dem die verdammten Nazis Schuld waren! Genügte es nicht, dass sie sein Land besetzt hatten und die Welt mit Krieg überzogen?

Henriette sah ihn aufmerksam an, registrierte den Schatten, der über sein Gesicht huschte. Sie ahnte, in welche Richtung seine Gedanken gingen. Der Krieg, die verhassten Besatzer, ein gefährlicher Plan…

Sie konnte bestens nachvollziehen, warum er sich dem norwegischen Widerstand angeschlossen hatte. In ihrer eigenen Familie von ostpreußischen Gutsbesitzern waren die Nazis keineswegs besser angesehen als bei Ole und seinen Mitstreitern. Wie er das herausgefunden hatte, war ihr allerdings immer noch ein Rätsel. Jedes Mal, wenn sie ihn danach fragte, grinste er nur.

Dabei war sie immer vorsichtig gewesen, hatte sich nie zu irgendwelchen politischen Äußerungen hinreißen lassen. Henriette spielte mit viel Geschick die nicht allzu intelligente Blondine, die sich mit ihrer Familie überworfen hatte. Und die in einer Mischung aus Abenteuerlust und Naivität beschlossen hatte, ihre Fremdsprachenkenntnisse zum Wohle des Deutschen Reiches im Ausland einzusetzen. Diese Geschichte erzählte sie jedem, der sie fragte, warum eine Tochter aus gutem Hause als bessere Sekretärin in einem von Deutschen besetzten norwegischen Kraftwerk arbeitete. Alle hatten ihr das abgenommen. Außer Ole.

Sie war sicher, dass er schon vor ihrem ersten Treffen über sie Bescheid gewusst hatte. Wahrscheinlich hatte er sie genau deshalb angesprochen auf dieser Musikveranstaltung damals. Um ihr auf den Zahn zu fühlen. Zu ergründen, ob man diese blonde Informationsquelle gefahrlos anzapfen konnte. Und ob sich das lohnte.
Natürlich war sie auf sein Katz-und-Maus-Spiel eingegangen, hatte mit ihm getanzt und gelacht an jenem ersten Abend. Und ihn sich dann nicht mehr aus dem Kopf geschlagen.

Henriette lächelte bei dem Gedanken. Im Quellenanzapfen war er zweifellos gut. In mehr als einer Hinsicht. Wenn er es darauf anlegte, konnte dieser Mann jeden einzelnen seiner Finger in einen Fidibus verwandeln. Mit dem er dann allerdings keine Pfeife entzündete, sondern ihre Lust. Er brauchte sie nur auf eine bestimmte Weise zu berühren, selbst weitab von den üblicherweise verdächtigen Stellen. Schon schienen kleine Flammen aus ihrer Haut zu schlagen und alle Vorsicht, alle Vernunft und Rationalität in Asche zu verwandeln. Nie zuvor hatte sich Henriette mit einer solchen Vehemenz ins erotische Feuer gestürzt. Es war wie eine Befreiung. Eine Offenbarung. Ein Strohhalm, an dem man sich festklammern konnte. Und genau das brauchte sie jetzt. Für alles andere war später noch Zeit.

„Etwas Unanständiges?“, nahm sie also den Faden wieder auf. „Nicht unbedingt. Bei uns in Ostpreußen ist das sowas wie ein Schlitzohr, wenn Du verstehst, was ich meine. Jemand, dem alles Mögliche zuzutrauen ist. Was in deinem Fall…“ Erneut glitt sie mit einer eleganten Bewegung aus seiner Reichweite und brachte sich hinter dem schweren Holztisch in scheinbare Sicherheit. „Was in deinem Fall allerdings auch eine ziemlich große Palette an Unanständigkeiten umfasst.“

Und vielleicht nicht nur das, dachte sie im Stillen. Sie hatte schon länger den Verdacht, dass Oles Aktivitäten im Widerstand nicht die einzigen waren, die das Licht der Öffentlichkeit scheuten. Auf Fragen nach seinem Beruf reagierte er jedenfalls immer erstaunlich zugeknöpft. Und als sie einmal eine Bemerkung über einen monströs teuren Edelstein gemacht hatte, der in Oslo entwendet worden war und der tagelang die Schlagzeilen der Zeitungen beherrscht hatte, da hatte er sie mit einem ganz merkwürdigen Blick angesehen. Mit einem Misstrauen, das sie sonst nicht an ihm kannte.

Jetzt allerdings funkelten seine Augen vor Amüsement. „Nur eine ziemlich große Palette? Wenn das dein Eindruck ist, muss ich meine Unanständigkeiten wohl noch deutlich ausbauen.“
Dagegen hatte sie offenbar nichts einzuwenden. Er sah es in ihren Augen. Ihrer Koketterie. Dem leichten Kräuseln ihrer Mundwinkel. Sie sah bezaubernd aus. Trotz der windzerzausten Haare, des schlammverschmierten Rocksaums und der robusten Stiefel, denen man die Strapazen der Reise deutlich ansah. Oder gerade deswegen! All die kleinen Zeichen verrieten die Abenteurerin in ihr. Die Frau, die Kopf und Kragen riskierte, um ihn hier oben zu treffen. Ihn, den Saboteur.

Sie war mit dem Zug zu einem winzigen Bahnhof im norwegischen Nirgendwo gefahren, die kompromittierenden Pläne des Kraftwerks eingenäht im Futter ihres Rucksacks. Hatte sich dann auf dem Pferdefuhrwerk des alten Hjalmar in die Berge schaukeln lassen, voller Begeisterung für die majestätische Natur. Sie hatte sich kaum sattsehen können an all den Gipfeln und Gletschern und weiß schäumenden Flüssen. Keine der halsbrecherischen Serpentinen, in denen sich das schmale Sträßchen bergauf und bergab schlängelte, hatte ihr Angst gemacht. Auch wenn Hjalmar sich immer einen Spaß daraus machte, sein gutmütiges Gespann haarscharf am Abgrund entlang zu lenken. Sie hatte die Fahrt mit der Miene einer Frau genossen, die sich langgehegte Urlaubsträume erfüllt. Als der alte Haudegen seine Passagierin am vereinbarten Treffpunkt ablieferte, war er ziemlich beeindruckt von ihr gewesen.

Ole, der sie den Rest des Weges bis zu dieser Berghütte geführt hatte, war es nicht anders gegangen. Bis dahin hatte er Henriette nur als kultivierte Stadtbewohnerin erlebt. Doch er hatte sie offenbar unterschätzt, nicht alle ihre Facetten erkannt. Der Fußmarsch hierher hatte fast einen halben Tag gedauert. Stunden um Stunden durch unwegsames, mal steiniges, mal sumpfiges Gelände. Ole hatte lange überlegt, ob er ihr das zumuten konnte. Doch in ihrer prekären Lage ging Sicherheit nun einmal vor. Die Pläne irgendwo in der Stadt zu übergeben, wo überall feindliche Augen lauern konnten, kam nicht infrage.

Zu seiner Überraschung hatte Henriette das nicht nur eingesehen, sondern sich mit Feuereifer in dieses Abenteuer gestürzt. Beschwerliche Anstiege, nadelscharfer Wind, erste Herbst-Schneeflocken, die ihr in den Kragen wehten? Alles „Kinkerlitzchen“ in ihren Augen! Und als sie endlich vor der aus dunklen Holzbalken gezimmerten Hütte gestanden hatten, war ihre Begeisterung ansteckend gewesen: Das sei ganz bestimmt ein „Trollort“, hatte sie im Brustton der Überzeugung behauptet.

Sie hatte das ganz bewusst so formuliert: Kein Ort für Trolle, ein Trollort! Wieder eines dieser faszinierenden deutschen Worte, die man von vorn und hinten lesen konnte. Ein… wie nannte man das noch? Palindrom! Diese Frau spielte nicht nur mit Worten. Sondern auch mit ihm und seiner sprachlichen Begeisterungsfähigkeit. „Trollort“ notierte er also in der geheimen Palindrom-Liste in seinem Kopf. Gleich unter dem „Torfrot“ ihrer verschmierten Stiefel. Und dem „Reittier“ – der Stute, in die er seine Komplizin heute Nacht hoffentlich verwandeln würde. Er hatte seinen Mitverschwörern eindringlich eingeschärft, nicht vor dem nächsten Mittag hier aufzukreuzen. Und wenn sie sich nicht daran hielten, dann gnade ihnen Gott! Oder Thor, falls sie noch den alten Göttern anhingen…

Er grinste ironisch. Thor?! Eine gute Idee! Mit einem Satz sprang er auf den alten, aus massiven Brettern zusammengezimmerten Holztisch, hinter dem sich Henriette in nicht einmal scheinbarer Sicherheit wiegte.
„Erzittere vor Thor, dem Herrn des Donners!“, intonierte er und versuchte, ein angemessen gewittriges Rollen in seine Stimme zu legen. „Küsse seinen eisernen Hammer…“ Er machte eine vielsagende, stoßende Bewegung mit dem Becken. „Auf dass er nicht niederfahre und die Welt zermalme! Lecke die Tropfen, Sterbliche…“
Weiter kam er nicht.


… (Fortsetzung folgt)

© Kea Ritter, November 2021

**********pioGJ Mann
784 Beiträge
Welch traumhafter Genuss.
• lächelt und verneigt sich *
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****012 Frau
516 Beiträge
Dieser Beitrag wurde als FSK18 eingestuft.
Zur Freischaltung

****hen Frau
217 Beiträge
Bin schon sehr auf die Fortsetzung gespannt
**********pioGJ Mann
784 Beiträge
• betrachtet die FSK18-Barriere, welche sich über Henriette‘s Glockenspiel gelegt hat, abschätzend *
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****012 Frau
516 Beiträge
Der Name der Rose (3/3)
Auch ich muss lächeln, als ich die letzten Sätze noch einmal überfliege. Es fühlt sich gut an, ein Stück Familiengeschichte aufgeschrieben zu haben. Ich komme mir vor, als hätte ich einen Schatz gefunden. Dabei war es nur eine große Schachtel voller Tagebücher und Briefe. Ich habe sie auf dem Dachboden des alten Hauses entdeckt, in dem ich seit einiger Zeit wohne. Und das früher meiner geheimnisumwitterten Großmutter Henriette gehörte.

Sie ist vor Jahren nach einem langen, erfüllten Leben gestorben. Und ich bin sicher, sie hat das Kistchen mit dem rosenbemalten Deckel extra für mich hier zurückgelassen. Als Geschenk, das ich eines Tages finden sollte. Wenn die Zeit reif war und das Schicksal es wollte. So war sie.
Kurz vor ihrem Tod hat sie mir sogar noch einen persönlichen Brief mit hineingelegt. „Neugierige Enkelkinder sind die Pest!“, lautet der erste Satz in ihrer schwungvollen Handschrift. Ich musste lachen, als ich das las. Denn genau mit diesen Worten hat sie sich jahrzehntelang geweigert, mir gewisse Fragen zu beantworten.

Ich wusste natürlich, dass sie während des Krieges für eine Weile in Norwegen gearbeitet hatte. Doch Genaueres wollte sie mir nie darüber erzählen. So sehr ich sie bestürmte, sie ließ mich einfach auflaufen. Mit einem liebevollen Lächeln, aber stur wie ein Felsen. Erst jetzt, nachdem ich in dieser Schachtel gestöbert habe, kann ich viele Puzzleteile zusammensetzen. Und sie ergeben ein bunteres Bild, als ich mir je hätte ausmalen können. Widerstand und Wildnis. Sex und Sabotage. Gefahr und Geheimnisse. Und zumindest ein halbes Happy End.

Nach dem missglückten Sabotageakt hat Henriette wohl erst mal eine Weile abgewartet und ist ganz normal zur Arbeit gegangen, um keinen Verdacht zu erregen. Dann ist sie nach Ostpreußen zurückgekehrt – wenn auch nicht für lange. Der Krieg ging zu Ende, das Gut der Familie war verloren, und schon wieder musste sie die Koffer packen. Diesmal, um hier in Hessen ein neues Leben anzufangen. Ohne Ole.

Nein, auch er ist nicht erwischt und hingerichtet worden. Er war ein Überlebenskünstler, der sich den Schergen entzogen hat und nach England geflohen ist – um „Gott weiß was zu tun“, wie Henriette sagen würde. Sie wusste bestimmt mehr darüber. Denn ich bin sicher, die beiden haben sich wiedergesehen, so oft es ging. In aller Heimlichkeit. Aber ihre Aufzeichnungen zum Thema Ole bleiben ziemlich kryptisch. Auch wenn es nach dem Krieg ja keinen Grund mehr gab, die Identität eines Widerstandskämpfers zu verschleiern.

Ich glaube, dass diese Diskretion etwas mit gewissen Juwelen und Kunstwerken zu tun hatte, die jahrzehntelang auf nicht ganz astreine Weise den Besitzer wechselten. Solange Ole am Leben war. Ich habe natürlich keinen Beweis dafür. Aber warum sonst sollte Henriette vergilbte Ausschnitte aus europäischen Tageszeitungen aufgehoben haben, die von solchen Diebstählen berichteten? Sie hat sich darüber in Schweigen gehüllt. Auch nach seinem Tod noch. Und bis zu ihrem. So weiß ich leider auch nicht, wo der ominöse Rubin abgeblieben ist. Ich hätte ihn zu gern einmal in Händen gehalten. Oder… na ja.

Ein paar andere Rätsel aber haben sich gelöst. Ich kann mir jetzt zum Beispiel durchaus vorstellen, warum meine Oma es manchmal nicht leiden konnte, wenn ich „Wow!“ sagte. Oder von „Reittieren“ und dergleichen sprach. Sie hatte Phasen, in denen sie eine regelrechte Palindrom-Phobie entwickelte. Wahrscheinlich waren das die Zeiten, in denen sie Ole lange nicht gesehen hatte. Und die Sehnsucht an ihr knabberte.

Vor allem aber hat mir ihr letzter Brief jetzt endlich eine der großen Fragen meiner Kindheit beantwortet. Ich kann mich nur zu gut daran erinnern, wie oft ich damals in ihrem Rosengarten stand und jene besondere Sorte bewunderte. Die Blüten strahlten in einem leuchtenden Rubinrot und ihr Duft war betörend – ein optischer wie olfaktorischer Genuss. Ich war stolz darauf, dass meine Oma eigenhändig eine so wundervolle Blume gezüchtet hatte. Auch wenn sie mir nie erklären wollte, warum sie ihre Kreation ausgerechnet auf einen so fremd klingenden Namen getauft hatte. Die beiden Wörter stehen heute noch auf jenen kleinen, liebevoll gestalteten Etiketten, die an den alten Stöcken baumeln. Damals sagten sie mir nichts. Aber jetzt verstehe ich, was da vor meiner Haustür blüht. Eine Rose mit einem schönen, alten Namen, der nicht unbedingt ein Schimpfwort sein muss: „Alter Lorbass.“

ENDE

© Kea Ritter, November 2021


.
*bravo* Dankeschön @****012
**********pioGJ Mann
784 Beiträge
• wandelt genussvoll im Rosengarten der Phantasie… *
*********Easy Paar
22.606 Beiträge
Was für eine schöne Geschichte ... Seufz...
****hen Frau
217 Beiträge
*danke* liebe Kea für die spannende Geschichte
*****169 Frau
6.194 Beiträge
Alter Schwede *zufaechel* was für ein wunderbares Denkmal aus Phantasie und Buchstaben für den verwegenen Norweger Ole und Henriette *wolke7*


*hutab* Herzlichen Dank dir, liebe @****012, für diesen exquisiten Lesegenuss *spitze*
Me 2
*********ld63 Frau
8.541 Beiträge
Was für eine tolle Triologie, liebe @****012!! *bravo* *wow*

Hintergründig, sinnlich und wundervoll geschrieben! *hutab* *roseschenk*
*********zier Mann
1.026 Beiträge
Liebe Kea,

schon oft durfte ich bewundern, wie Du einem historischen Kontext in Deinen Geschichten Leben einhauchst. Die "Norwegische Schwerwasser-Sabotage" ist schon ein sehr spezielles Thema und man muss wohl ein ausgefuchster Wikipedia-Fan sein, um Dir auf die Schliche zu kommen.
Für mich wieder einmal ein Geniestreich und weiterer Beweis dafür, mit welcher weit schweifenden Übersicht Du die Themen für Deine Settings findest.

Zum Inhalt: Persönlich habe ich immer ein wenig Probleme, wenn eine Handlung durch eine umfangreiche Plusquamperfekt-Einleitung vorbereitet wird und fast, aber nur fast, wäre ich Dir nach dem ersten Teil von der Fahne gegangen. Als erfahrener Kea-Leser konnte ich aber nicht so mir nichts dir nichts aufgeben. Das war gut so.

In wunderbarem Detailreichtum und unter Beachtung der gestellten Aufgabe baust Du nicht nur die vorgegebenen Begriffe in die Geschichte ein, sondern lieferst -so ganz en passant- für den einen oder anderen noch die stimmige Erklärung ab. Warum sollte eine junge Frau in den vierziger Jahren den Begriff "alter Lorbass" verwenden? Natürlich musste sie aus Ostpreußen stammen! Du begnügst Dich also nicht damit, der Forderung gerecht zu werden, sondern erklärst, und zwar ohne klugscheißend den Finger zu heben, den Hintergrund. Toll!

Wie fast bei jeder Deiner Geschichten, gilt es auf liebevolle Details zu achten, die beim Überfliegen, fast möchte ich sagen: beim Konsumieren, einfach verloren gehen. Grund genug für mich, Deine Veröffentlichungen immer wieder einmal eine Weile links liegenzulassen und den passenden Moment abzuwarten. Ein sonnenwarmer Nachmittag in der Pfalz, die Aussicht auf den vierten Advent, eine gehörige Portion Zeit und eine frisch zubereitete Tasse Kaffee waren es, die mich der Verlockung nachgeben ließen.

Wieder einmal Stoff für mehr, viel mehr. Insbesondere wenn man den historischen Ursprung, den Du gewählt hast, mit einbezieht. Ich weiß, ich wiederhole mich. Aber ich tue es gern in der Überzeugung, mein Scherflein dazu beizutragen, dass die Welt eines Tages von Dir bekommt, was Du ihr schuldest.

In diesem Sinne: Weitere Geschichten wollen erzählt werden.

Für alle diejenigen, die an ein paar Hintergründen interessiert sind:
https://de.wikipedia.org/wiki/Norwegische_Schwerwasser-Sabotage
*******illa Frau
856 Beiträge
hinreißend….🥰🥰🥰🥰🥰
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****012 Frau
516 Beiträge
Ich danke Euch sehr für all die tollen Kommentare! *love4*

Eine neue Geschichte ist schon fertig - diesmal mit einem "dreckigen Dutzend" neuer Wörter, die das Publikum bei der "Leselust" im November vorgeschlagen hat. Lasst Euch überraschen! *smile*

Zu hören ist die neue Story am Montag, 3. Januar 2022, ab 20 Uhr im "Leselust"-Livestream.

https://www.joyclub.de/event/1219547.leselust_mit_den_vorleseratten_3.html

Ich würde mich freuen, wenn Ihr Euch anmeldet und vorbeikommt - vielleicht mögt Ihr dann ja auch neue Wörter vorschlagen? Anschließend ist die neue Geschichte dann wieder hier zu lesen. *les*
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****012 Frau
516 Beiträge
Ersatztermin
Shit happens! Wie einige von Euch ja mitbekommen haben, gab es bei der "Leselust" am vergangenen Montag ein Problem mit der Joy-Technik: Der Stream ließ sich nicht öffnen. *computercrash*

Aber lassen wir uns deshalb den Spaß verderben? Nö!

Die "Vorleseratten" starten die Lesung stattdessen am kommenden Montag (10.01.) um 20 Uhr.
Alle, die Spaß an erotischen Geschichten haben, sind herzlich willkommen!

Hier geht's zur Anmeldung: https://www.joyclub.de/event/1228949.leselust_mit_den_vorleseratten_3.html

.
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****012 Frau
516 Beiträge
Die neuen Wörter...
... für die Januar-Leselust hatten es mal wieder in sich! Danke an alle, die mich immer wieder so kreativ herausfordern! *ggg*

Rosa Elefant
Extravagant
Luftschlangen
Geistesblitz
Vieltrinker
Cembalo
Klarinettenblättchen
Pickert
Echtzeit
Hornissennest
Seifenblase
Schlischkes


Was kann man daraus für eine erotische Geschichte zaubern? *nachdenk*
Schau'n wir mal...
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****012 Frau
516 Beiträge
Frühstück mit einem Elefanten
Diesmal steht er in der Ecke neben dem Kamin. Groß und kräftig und nicht zu übersehen. Raumfüllend. Und von einer schrillen Magenta-Farbe wie aus der Telekom-Werbung. Vom Rüssel bis zum Schwanz. So sieht er also aus, der sprichwörtliche rosa Elefant. Zumindest in meiner Vorstellung. Kennt Ihr das Phänomen? Sobald jemand sagt: „Denk jetzt nicht an einen rosa Elefanten!“, trampelt plötzlich was durch unser Kopfkino? Genau! So viel zum Thema Denkverbote. Wie gut die funktionieren, habe ich nun schon ein paar Tage lang am eigenen Leib erfahren. Und langsam nervt es!

Ich glaube, dieser spezielle Dickhäuter mit den drei Buchstaben S, E und X auf der Stirn wurde gleich am Anfang geboren. In dem Moment, als ich diese historische Villa im Westfälischen zum ersten Mal betreten und ihren Besitzer kennengelernt habe. Hinnerk hat das alte Haus mit viel Liebe restauriert und vermietet nun einige der ebenso schlicht wie stilvoll eingerichteten Zimmer an Feriengäste. Er selbst wirkt auf mich allerdings noch eine Spur attraktiver als sein architektonisches Schmuckstück. Und das will etwas heißen.

Wir haben viel gelacht in den letzten Tagen, jede Menge dummes und kluges Zeug geredet. Und während wir flirteten, ist das Knistern immer intensiver geworden. Der kleine Elefant ist im Rekordtempo gewachsen, mit jedem Wortduell hat er ein paar Kilo zugenommen. Bis er unübersehbar im Raum stand. Sein Name ist Eros.

Dabei will ich im Moment wirklich nicht an Sex denken. Ich schwöre! Jeden Tag trete ich mich dafür mental selbst in den Hintern. Aber es hilft nichts. Ja, ich habe versucht, alle Bilder von lustvollen Ausschweifungen mit Hinnerk aus meinem Hirn zu verbannen! Schließlich bin ich nicht zum Vergnügen hier. Ich habe mir zum Beginn des neuen Jahres zwei Wochen kreative Auszeit verordnet. Weg von zu Hause, weg von allen Ablenkungen. Die kann ich mir jetzt einfach nicht leisten. Wenn man als freie Autorin einen neuen Auftraggeber an der Angel hat, muss man ihn auch an Land ziehen. Gerade in diesem Fall! Denn es könnte eine richtig lukrative Zusammenarbeit werden. Falls es mir gelingt, den Verlag von meinen zweifellos genialen Ideen zu überzeugen.

Damit das klappt, müsste ich allerdings erst einmal welche haben. Und genau da liegt das Problem. Denn das Projekt, zu dem ich ein Konzept entwerfen soll, liegt von meiner schreiberischen Komfortzone ungefähr so weit entfernt wie der Neptun von der Sonne.
Ein Kochbuch wollen sie haben! Von mir! Weiß der Teufel, wie sie ausgerechnet auf mich verfallen sind. Ich bin zwar durchaus in der Lage, etwas Essbares zuzubereiten, das einem nicht den Magen umdreht. Aber ich bin keineswegs eine Künstlerin am Herd. Ich habe auch keinen Fundus an kreativen Rezepten. Geschweige denn eine Vorstellung davon, wie ich sie dem Publikum auf eine ungewöhnliche Weise schmackhaft machen könnte.

Genau das aber ist die Aufgabe: Der Verlag will kein 0815-Kochbuch. Extravagant soll es sein. Etwas „mit Pfeffer und Sinnlichkeit“, wie es der Lektor formuliert hat. Ich war kurz davor, mit den Augen zu rollen. Stattdessen habe ich natürlich wissend genickt und versucht, meine Ideenlosigkeit zu kaschieren. Ich habe in ein paar Worthülsen gepustet, bis sich verbale Illusionen wie bunte Luftschlangen auf dem Schreibtisch des Verlagsmenschen kringelten. Und dazu noch ein bisschen Gedanken-Konfetti geworfen. Aber auf Dauer wird das natürlich nicht reichen. Bis Ende Januar brauche ich ein hieb- und stichfestes Konzept.

Um das zu schreiben, habe ich mich hierher zurückgezogen. Ich habe sogar das Glück, der einzige Gast zu sein. An Ruhe fehlt es also nicht. Doch die Geistesblitze weigern sich nach wie vor, in meinem Hirn einzuschlagen. Das Einzige, was mir zum Thema Pfeffer und Sinnlichkeit einfällt, ist Hinnerk. Die erotischen Bilder in meinem Kopf werden immer lebendiger. Und je mehr ich sie zu vertreiben versuche, umso bunter schillern sie. Verflixte Elefanten-Verschwörung! Ich habe gelesen, dass echte Dickhäuter mit einem einzigen Zug zehn Liter Wasser in ihren Rüssel saugen können. Ich wette, dieser hier schafft mehr. Der stämmige Vieltrinker scheint mir mit geradezu diebischem Vergnügen alle professionellen Gedanken aus dem Kopf zu schlürfen. Und fatalerweise fängt er schon beim Frühstück damit an.

Ich sitze im Atrium, dem geschichtsdurchwehten Raum im Zentrum des Hauses. Das Licht des Wintermorgens blinzelt durch die hohen Rundbogenfenster, und ich lasse den Blick schweifen. Gibt es ein schöneres Ambiente, um gemütlich zu frühstücken? Von den Deckenleuchten bis zu den Türklinken trägt jedes Detail die liebevolle Handschrift des Besitzers. Unter dem elegant geschwungenen Treppenaufgang, der zu den drei Gästezimmern im ersten Stock führt, hat sogar ein Cembalo Platz gefunden. Es unterstreicht das historische Flair. Doch man fühlt sich hier keineswegs wie in einem Museum. Das ganze Haus strahlt eine mitreißende Lebendigkeit aus, als atme hier der freundliche Geist vergangener Epochen. Ich würde mich nicht wundern, wenn er dem alten Instrument gleich eine Kaskade aus silbrigen Tönen entlocken würde. Doch ich höre nur das leise Knarren des Parketts unter den Schritten meines Gastgebers, der soeben aus der Küche kommt. Selbst das klingt in meinen Ohren wie anzügliches Geraune.

„Noch Kaffee, Mia?“, erkundigt sich Hinnerk freundlich. „Oder kann ich Dir sonst noch was Gutes tun?“
„Oh ja, jede Menge“, schießt es mir durch die Gedanken. Eros hebt interessiert den Rüssel und wedelt mit den rosa Ohren. Doch ich zwinge mich zu einem Kopfschütteln.
„Danke, Hinnerk, ich bin schon im Schlaraffenland.“ Ich angele mir noch ein Croissant aus dem Brotkorb. „Ich weiß gar nicht, wie ich mich wieder an mein normales Frühstück zu Hause gewöhnen soll.“
Er grinst. „Soll ich dir gelegentlich ein Fresspaket schicken?“
„Tu dir keinen Zwang an!“ Ich streiche einen Klecks Himbeermarmelade auf mein Gebäck und beiße genüsslich ab. „Diese Marmelade kann da sehr gerne mit drin sein.“
„Freut mich, dass sie dir schmeckt.“ Sein Lächeln pflückt Sommerfrüchte. „Das Rezept ist noch von meiner Oma.“

Ich nicke versonnen und habe plötzlich eine Eingebung. „Wo wir gerade bei Rezepten sind: Was wäre denn so ein typisches Gericht aus dieser Region?“
Er sieht mich leicht verwirrt an. „Wie kommst du denn jetzt darauf?“
„Berufliche Neugier.“ Ich schildere ihm mein Kochbuch-Dilemma. „Du siehst: Ich bin verzweifelt auf der Suche nach kulinarischen Inspirationen.“
„Verstehe.“

Hinnerk holt sich selbst auch einen Kaffee und setzt sich mir gegenüber an den Frühstückstisch. Schweigend trinkt er einen Schluck. Er nimmt meine spontane Frage offenbar ernst, denkt darüber nach.
Ich beobachte seine Hand, die er um den Kaffeebecher gelegt hat. Mit einem festen Griff, der meine Gedanken schon wieder auf Abwege führt. Er hat schöne Hände, finde ich. Sie sehen aus wie Lust-Instrumente. Provokateure. Als könne er mich damit mühelos um den Verstand bringen. Zupackend. Gierig. Geil. Und federzart.

… Fortsetzung folgt…

© Kea Ritter, Dezember 2021

****hen Frau
217 Beiträge
Kea, bitte lass mich nicht so lange auf die Fortsetzung warten
**********pioGJ Mann
784 Beiträge
Danke Lady Kea für die Geschichte und das heutige posten des ersten Teils * lächelt und verneigt sich *
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****012 Frau
516 Beiträge
Frühstück mit einem Elefanten (2/3)
Wie es sich wohl anfühlen würde, wenn seine Rechte jetzt mit sorgsam kalkulierter Bewegung über mein Schlüsselbein striche? Dann zentimeterweise nach oben, an meiner Halsschlagader entlang?
Ich schlucke trocken, als ich sehe, wie Hinnerks Finger vergleichbar sanft über sein Trinkgefäß fahren. Die Assoziationen lassen eine Armee Ameisen über meine Haut marschieren. Meine Blicke folgen wie hypnotisiert seinen Bewegungen. Registrieren sehr genau, wie er plötzlich kurz vor dem Rand der Tasse innehält. Als verharre er etwas unterhalb meines Kiefers, um meinen jagenden Puls zu spüren. Absurderweise scheinen seine Fingerkuppen im gleichen Herzschlag-Rhythmus auf das Porzellan zu trommeln. Er wirft mir einen abgründigen Blick zu, sein Lächeln hat einen leicht süffisanten Unterton. Liest er meine Gedanken?
„Nur zu!“, denke ich im Stillen. „Lies! Und dann bin ich gespannt, was dir dazu einfällt.“

Für lange Momente starren wir uns in die Augen. Niemand sagt etwas. Aber stumm sind wir nicht. Wir brauchen keine Worte, um dieses Duell auszufechten. Es ist ein Poetry Slam der Hirngespinste. Und der verschwiegenen Fantasien. Jeder Blick scheint eine neue Schattengestalt auf die Tischplatte zu spucken. Geboren aus lodernden Gedanken und wirbelndem Rauch. Faune und Nymphen, Wölfe und Pantherinnen. Und Drachen, die erotisches Feuer speien. Sie ringen in einem Kampf, in dem alle gewinnen. In dem sich fauchende Aggression in schnurrende Lust verwandelt. Und wieder zurück.

Das Atrium scheint zu summen vor erotischer Spannung. Als perle eine unhörbare Musik durch den Raum. Meine Sinne vibrieren wie Klarinettenblättchen, und meine Gedanken schwingen im gleichen Takt. Eine einzelne Schweißperle rinnt an meiner Schläfe entlang, ein Lusttropfen stiehlt sich über meinen Schenkel. Die Zeit fließt so genussvoll träge dahin wie der Honig, der vom vergessenen Löffel in meiner Hand auf den Rest meines Croissants träufelt.

Ich könnte nicht sagen, ob sich die Welt außerhalb dieses Raumes noch weiter dreht. Es ist mir auch egal. Denn ich hänge an Hinnerks Lippen. Sehe sie den Tassenrand berühren, sich leicht öffnen. Und ich weiß, dass er gleich etwas sagen wird. Sobald er diesen langen, genießerischen Schluck beendet hat. Ich erhasche einen Blick auf seine Zungenspitze, die kurz über seine Unterlippe fährt. Die Erwartung rauscht in meinen Ohren. Welches Wort wird es sein, das mich als erstes zwischen die Beine trifft?

Pickert!“
„Was?“ Ich starre mein Gegenüber verständnislos an, die honigträgen Minuten beschleunigen wieder auf Echtzeit. Meine hochfliegenden Gedanken stürzen ab und landen mit einem unerotischen Plumps auf dem Teppich vor dem Kamin. Hinnerk scheint es auch gehört zu haben, denn er grinst ein wenig spöttisch.
„Eine regionale Spezialität“, erklärt er. „So eine Art Pfannkuchen aus geriebenen Kartoffeln, Mehl, Eiern, Milch und Salz.“
„Hmhmmm“, mache ich unbestimmt, während ich mein lustschnurrendes Hirn wieder auf das Verarbeiten nützlicher Informationen zu programmieren versuche.

„In der Senne mit ihren armen Sandböden hat man statt Weizenmehl und Kartoffeln auch Buchweizen verwendet.“ Sein Grinsen wird noch eine Spur breiter.
„Ach?!“ Ich bin sicher, er weiß genau, was in mir vorgeht. Mit voller Absicht doziert er hier über volkstümliche Gerichte, während mir die Gier zwischen den Beinen pocht. Er spielt mit mir!
„Ja. Diese Version nannte man im Volksmund Liarn Hinnerk.“ Seine Augen funkeln. „Den ledernen Heinrich.“
„Dir zu Ehren?“ Ich versuche, unser Gespräch auf eine humoristische Ebene zu ziehen.
Er lacht tatsächlich. „Vielleicht zu Ehren eines meiner Urahnen. Das ist ein sehr altes Rezept, weißt du? Und ich bin nicht der erste Hinnerk in meiner Familie.“
In seinen Augen glitzert das Amüsement. Doch dahinter liegt ein Ausdruck, den ich nicht so recht deuten kann. Als lauere dort ein dunkles Rätsel.

„Der lederne Heinrich“, murmele ich und schmecke den Worten hinterher. Irgendwie schaffen sie es, die erotische Glut in meinem Inneren noch weiter anzufachen. Sie flüstern von Ausschweifung, von Verdorbenheit und nachtschwarzen Versprechen. Was mag sich hinter dem Namen verbergen? Meine erste Assoziation geht in Richtung BDSM. Ein lederner Flogger? Eine Peitsche? Ein Möbelstück für Fesselspiele? Ich kenne mich nicht sonderlich gut aus in dem Bereich. Doch meine Fantasie setzt das neue Futter sofort in Bilder um.

Wieder scheint Hinnerk auf geheimnisvolle Weise meine Gedanken zu lesen. Das laszive Lächeln, das um seine Lippen spielt, versucht mich aufs erotische Glatteis zu führen. Und ich kann noch nicht sagen, ob er mir wieder aufhelfen wird, falls ich ausrutschen und auf dem Hintern landen sollte. Trotzdem versuche ich, meiner Frage einen leichtfüßigen Ton zu verleihen: „Woher kommt der Name?“
„Na ja, das Zeug war manchmal ziemlich zäh.“
Ich hebe skeptisch die Augenbrauen. „Das ist ja wohl hoffentlich nicht alles?“ Eine Woge der Enttäuschung rollt heran und droht, meine blühende Fantasie zu ertränken.

„Nein…“ Seine Antwort kommt zögernd. Als überlege er, ob er die Frau an seinem Frühstückstisch tatsächlich in seine Geheimnisse einweihen soll. „Es gibt da tatsächlich eine Geschichte…“
„Über einen Lederfetischisten in einem Märchenschloss?“
Er verdreht die Augen und versetzt mir mit der Fußspitze einen leichten Tritt gegen den Knöchel. „Über eine Ausgeburt von Träumen und Schatten. Einen Mann, der seine Gespielinnen in die Irrgärten der sexuellen Fantasien führte. An einem ledernen Halsband.“

Seine Stimme wird ein paar Nuancen tiefer, als er zu erzählen beginnt. Von alten Zeiten, in denen die Legenden noch lebten. Von Menschen, für die der ganz reale Alltag ein paar magische Kammern hatte. „Es war damals nichts Besonderes, einen Teller mit ein paar Leckerbissen für die Feen unter einen alten Baum zu stellen.“ Seine Stimme klingt fast ein bisschen nostalgisch. „Oder eben einen speziellen Pickert für den ledernen Heinrich.“
Ich schmunzele. Solche alten Geschichten haben immer einen gewissen Zauber für mich. Und für diese gilt das ganz besonders. „Um ihn anzulocken wie einen hungrigen Wolf?“
In Hinnerks Züge malt sich Überraschung. Als hätte ich ihm ganz unerwartet einen Gedanken serviert, den er sich auf der Zunge zergehen lassen will.
„Du hast es erfasst. Ja! Wie einen hungrigen Wolf. Denn genau das war er.“

Er steht mit einer fließenden Bewegung auf und tritt hinter meinen Stuhl. Erst jetzt fällt mir auf, dass er zu seinem anthrazitfarbenen Hemd eine lederne Biker Hose trägt. Was natürlich ein Zufall ist. Leicht legt er mir die Hand auf die Schulter, bevor er weiterspricht.
„Hungrig nach Ausschweifung“, knurrt er mit dunkler Stimme. „Nach zuckender Gier. Nach Frauen, die seine Leidenschaften teilen. Die ihm und seinem Spiel gewachsen sind. Sich ihm hingeben und ihn herausfordern. Mit Zähnen und Klauen, mit Sanftheit und Provokation. Und allem, was sie haben.“

Fast träumerisch ist seine Stimme geworden. Als spreche er nicht von längst verwehten Sagengestalten, sondern von seinen eigenen Sehnsüchten. Seine Finger streichen beinahe gedankenverloren über meine Schulter. Gänsehaut rieselt über meinen Rücken.
„Dieser Rausch war sein Lebens-Elixier", fährt er fort. "Die Magie, die ihn durch die Jahrhunderte trug und von der er zehrte. Denn zu allen Zeiten hat es Frauen gegeben, die für diesen Zauber empfänglich waren. Und die das geheime Wissen unter der Hand weitergaben. Das Rezept für den Teig, aus dem man diese ganz spezielle Variante des Pickert zubereitet. Angereichert mit aphrodisierenden Kräutern, mit Fantasien und drei Tropfen Lust.“

… Fortsetzung folgt…
© Kea Ritter, Dezember 2021

Ich will auch nen Pickert *sabber*

Dankeschön @****012 .Die Kombination von Gegenwart und Vergangenheit hat mal wieder die richtige Würze.
*********vibus Mann
1.017 Beiträge
Zitat von ****012:
Die Erwartung rauscht in meinen Ohren. Welches Wort wird es sein, das mich als erstes zwischen die Beine trifft?
Pickert!“
Die langsam, aber stetig aufgebaute erotische Spannung mit einem langweilig-banalen "Arme-Leute-Gericht" zu brechen: Köstlich! (Köstlicher als jeder Pickert, den ich bisher gegessen habe.)

Ich muss leider gestehen, ich habe große Zweifel, dass ihr sinnliches Pfeffer- und Pickertrezeptbuch ein Kassenschlager wird. Aber ich drücke Deiner Heldin natürlich trotzdem die Daumen! *zwinker*
*****169 Frau
6.194 Beiträge
Zitat von ****012:
Meine hochfliegenden Gedanken stürzen ab und landen mit einem unerotischen Plumps auf dem Teppich vor dem Kamin.
Einfach genial *haumichwech*

Deine Bilder sind einfach zu göttlich gemalt, liebe @****012 *spitze*
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