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Wortspielereien mit Walhorn & Ritter

********rlin Frau
4.012 Beiträge
....und ich habe dazu jetzt nicht nur Bilder im Kopf, sondern auch noch die rattenscharfen Stimmen der Vorleseratten im Ohr. Was für ein Genuß !
****hen Frau
217 Beiträge
*oh* Mann ich habe *kopfkino* wie wird das wohl enden?
Kommt es zum "Stechen" *lol* oder nicht.
Liebe kea, lass mich nicht so lange warten
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****012 Frau
517 Beiträge
Dieser Beitrag wurde als FSK18 eingestuft.
Zur Freischaltung

****hen Frau
217 Beiträge
*wow* was für eine spannende Geschichte
mein *kopfkino* hat sich immer mehr gesteigert.
*danke* *danke*
freue mich schon auf die nächste Geschichte mit den 10 Wörtern von uns Zuschauern.
********rlin Frau
4.012 Beiträge
...goldrichtig als "Gute-Nacht-Geschichte". Gute Nacht John-Boy. *zwinker*

*gutenacht* *heia2*
*****169 Frau
6.194 Beiträge
Zitat von ****012:
Und durch den Türspalt erspähe ich eine magentafarbene Silhouette mit Elefantenohren.
*fernglas* ... *neid2*

@****012 du weißt nur zu genau *neck* uns Leser an der Leine zu führen *floet*
Buchstaben, meisterlich aufgereiht und zu Perlenketten geformt, damit sie sich um uns schlingen und unsere Gedanken fesseln.*spitze*

Herzlichen Dank dir für diesen feinen, zauberhaften Dreiteiler *hutab*





... nun muss ich aber dringend weg, den kleinen Dicken im magentafarbenen Plüsch suchen *fernglas* ... vielleicht hat er sich ja in einem der Kochbücher versteckt *holmes*

*undwech*

*********zier Mann
1.026 Beiträge
Zitat von ****012:
Denn es könnte eine richtig lukrative Zusammenarbeit werden. Falls es mir gelingt, den Verlag von meinen zweifellos genialen Ideen zu überzeugen.

Endlich eine zündende Idee. Ich versichere Dir, werte Kea, wäre ich der Lektor dieses glücklichen Verlages, hättest Du das Haus nicht ohne einen fetten Vorschuss verlassen. Zudem wäre ich schon dabei, der Rechtsabteilung einen langjährigen, hoch dotierten Autorenverlag abzunötigen.

Nun zwingst Du mich, meinen bisherigen hochtrabenden Kommentaren einen weiteren hinzuzufügen, denn wieder einmal hat Deine fantasievolle Schreibkunst mich für ein Viertelstündchen aus meinem gemütlichen Ledersessel gesaugt, um mich, vermutlich als langlebige Seifenblase, mitten im Geschehen abzusetzen. Meinen warmen Dank also, für dieses voyeuristische Vergnügen, von dem ich hoffe, es wird mir keine unzüchtigen Träume bescheren.

Mit einem Wort: Klasse!
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****012 Frau
517 Beiträge
Einladung
Am Montag, 14.02. 2022, um 20 Uhr startet eine neue Ausgabe der „Leselust“:

https://www.joyclub.de/event/1238611.leselust_mit_den_vorleseratten.html

Diesmal mit erotischen Leckerbissen zum Zuhören und Genießen von @****orn, @****rni und @****na2.
Und natürlich habe ich auch wieder eine neue Geschichte aus den Wörtern gestrickt, die das Publikum beim letzten Livestream vorgeschlagen hat: „Vipera“. 🐍

Seid gespannt und meldet Euch an!
.
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****012 Frau
517 Beiträge
Die neuen Publikums-Wörter...
... aus der Januar-Leselust hatten es mal wieder in sich:

Kaffeemühle
Teufelsblick
Küchentisch
Siegelring
Gelenkbus
Zahnkelle
Zuckerstange
Bootsverleih
Bärtiger Barde
Patenschaft
Junghexe
Aufsitzrasenmäher

Was steckt da wohl für eine Geschichte drin? *nachdenk*

Lasst Euch überraschen... *zwinker*
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****012 Frau
517 Beiträge
Vipera (1/3)
„Sattel deinen Besen, Elisa!“
Die Angesprochene sah von ihrem Bildschirm auf und hob fragend die Augenbrauen. „Was haben sie dir denn heute in den Kaffee gerührt, Tom?“
Eigentlich sollte sie sich ja gar nicht mehr wundern. Diese ganze Zeitungsredaktion war eine Hochburg des absurden Geredes. Und Tom führte das hausinterne Ranking in dieser Disziplin mit weitem Abstand an. Kein Wunder, dass er es zum Ressortleiter gebracht hatte. Seine heutige Begrüßung wirkte allerdings selbst für seine Verhältnisse ein paar Meter neben der Spur.

„Soll ich einen Arzt rufen, oder kommst du klar?“, erkundigte sie sich mit gespielter Besorgnis.
Er grinste nur. „Vielleicht braust du mir später einen Heiltrank. Aber erst, wenn du im Stadtmuseum angerufen hast. Da kannst du dir von Experten erklären lassen, wie man das macht. Ich möchte nicht aus Versehen vergiftet werden.“
Elisa rollte mit den Augen. „Das wäre ja auch zu schade! Gibt’s sonst noch Gründe für einen Anruf im Stadtmuseum?“
Tom nickte. „Irgendwelche Freaks haben da letzte Nacht eingebrochen. Klingt ein bisschen rätselhaft und deshalb interessant. Wenn ich es richtig verstehe, geht es um Hexensex.“
„Ach! Und dafür bin ich Expertin, oder was?“
Er enthielt sich vorsichtshalber einer Antwort. „Schau mal, ob du daraus eine Geschichte stricken kannst. Die Pressemitteilung habe ich dir gemailt. Bis später!“ Er segelte aus der Tür.

Hexensex! Kopfschüttelnd holte sich Elisa einen Kaffee und setzte sich wieder an ihren Rechner. Sie konnte sich durchaus denken, worauf ihr Chef anspielte. Erst am Wochenende hatte sie sich die Sonderausstellung angesehen, die das Stadtmuseum seit Neuestem präsentierte. Es ging um die Geschichte der magischen Zirkel in Brandenburg. Aus irgendwelchen Gründen schien diese verwunschen wirkende Landschaft aus Seen und Wäldern abstruses Gedankengut zu fördern. Jedenfalls hatten sich Männer und Frauen vom Mittelalter bis weit in die Neuzeit hinein immer wieder zu geheimen Gesellschaften zusammengeschlossen, um teils recht abenteuerlichen erotischen Riten zu frönen.

Sie lächelte, als ein paar frivole Szenen durch ihren Kopf geisterten: Ineinander verschlungene Körper an nächtlichen Feuern. Verführerische Frauen, die ihre Opfer in eine Welt aus Wasser, Nebelschwaden und raschelndem Schilf zu locken versuchten – mit ungewissem Ausgang. Faszinierende Männer, denen ein Blick genügte, um ihre Gespielinnen auf die Knie zu zwingen. Rücken, die sich an raue Baumstämme pressten und Geilheit, die auf Schierlingsblätter tropfte… Oh ja: Die Historiker hatten es geschafft, diese versunkene Welt verdammt lebendig wirken zu lassen! So lebendig, dass die Bilder Elisa nach dem Ausstellungsbesuch bis in den Schlaf begleitet hatten.

In ihren Träumen hatte sie in ihrer Küche gesessen und mit der alten Kaffeemühle ihrer Großmutter ein paar magische Wurzeln zermahlen. Sie hatte noch genau den würzigen, leicht bitteren Geruch in der Nase, der aus dem trockenen, safrangelben Pulver aufgestiegen war. Mit der absurden Selbstverständlichkeit aller Träumer hatte sie es auf ihre Schenkel gestäubt und mit der Fingerspitze eine kompliziert verschlungene Schlange hinein gezeichnet. Das Symbol des Vipera-Zirkels, dessen Umtriebe die Ausstellung mit besonders lustvoller Detailliertheit beschrieben hatte.

Was dann passiert war, konnte man sich ja denken. Ihr angeregt schlummerndes Gehirn war sich nicht zu schade gewesen, einen schattenhaften Hexenmeister neben die Spülmaschine zu zaubern. Einen Mann, der das besaß, was die Menschen früherer Jahrhunderte den „Teufelsblick“ genannt hatten: Ein silbrig lodernder Ring um seine Iris verlieh seinen Augen einen beunruhigenden Schimmer. Doch ihr Traum-Ich hatte sich davon keineswegs verunsichert, sondern eher beflügelt gefühlt. Sie spürte noch die energische Bewegung, mit der dieser nächtliche Besucher sie gegen den Küchentisch gedrängt hatte. Den willkommenen Moment, in dem sie den Boden unter den Füßen verloren und ihre Beine um seine Hüften geschlungen hatte. So kurz davor, die Kontrolle zu verlieren. So gierig und bereit, sich in die nachtschwarzen Versprechen zu werfen…

Elisa schnaubte selbstironisch. Es war elf Uhr vormittags und ganz sicher nicht der Moment, um sich in erotischen Hirngespinsten zu verlieren. Sie hatte schließlich zu arbeiten! Entschlossen nippte sie an ihrem Kaffee und wünschte einen Augenblick später, sie hätte es nicht getan. Das Gebräu trug eindeutig Toms Handschrift. Es schmeckte, als sei es durchaus als Zutat für Hexenflugsalben geeignet. Wenn man riskieren wollte, dass die Damen nach wenigen Sekunden in der Luft eine gepflegte Bruchlandung hinlegten. Sie schüttelte sich und versuchte, sich auf die bevorstehende Recherche zu konzentrieren.

Zwei Stunden später hatte sie mit der Pressestelle der Polizei und mehreren Experten vom Museum telefoniert und war um eine Menge Informationen reicher. Die Diebe hatten ohne erkennbare Schwierigkeiten das Sicherheitssystem des Gebäudes ausgehebelt und so gut wie keine Spuren hinterlassen. Profis offenbar. Zumal ein paar Gelegenheitsdiebe mit dieser Art von Beute wohl auch wenig anzufangen wüssten.

Nachdenklich klickte sich Elisa durch die Fotos der entwendeten Ausstellungsstücke. Gut, die jahrhundertealten Bücher und Schriftstücke waren zweifellos kostbar. Einige enthielten sogar saftige erotische Schilderungen samt unzüchtiger Illustrationen, für die es vielleicht einen speziellen Markt gab. Und auch für Schmuckstücke wie den goldenen Siegelring mit dem eingravierten Vipera-Symbol fanden sich zweifellos Interessenten. Aber welcher Dieb, der seine Sinne beisammen hatte, klaute eine in Alkohol eingelegte Kreuzotter? Oder ein paar Alraunen-Wurzeln? Solche Tiere und Pflanzen hatten in den Riten der magischen Zirkel eine wichtige Rolle gespielt. Aber was bei Shakespeares drei Hexen sollte jemand heutzutage damit wollen?

Fragen über Fragen, auf die sie heute keine Antwort mehr finden würde. Aber es half nichts, der aktuelle Artikel musste fertig werden. Also machte sie sich ans Tippen und fabrizierte einen soliden Bericht über die Ausstellung, den Diebstahl und die bisher bekannten Einzelheiten.
Doch als sie den Text zum Druck freigegeben hatte, war sie nicht wirklich zufrieden. Denn sie hatte das Gefühl, dass hinter diesem Museumsfall mehr steckte, als es auf den ersten Blick schien. Vielleicht sogar Stoff genug für eine große Geschichte in der Wochenend-Ausgabe? Man müsste nur die Verbindung finden zwischen den historischen Hexen und den modernen Verbrechern.

Sie lächelte vor sich hin. Ob es sich um eine erotische Verbindung handelte? Wollte irgendjemand das Diebesgut nutzen, um die alten Riten wieder lebendig werden zu lassen? Faszinierend genug war die Sache ja. Und sie selbst war bestimmt nicht die Einzige, bei der die Ausstellung interessante Fantasien geweckt hatte. Sie erinnerte sich noch gut an eine Besucherin mit kastanienroten Locken, die sehr lange vor den Schautafeln stehengeblieben war. Hatte sie sich nicht sogar Notizen gemacht? Hm. Ob das etwas zu bedeuten hatte?

Nachdenklich klackerte Elisa mit einem Stift auf die Tischplatte. Sie sah die schlanke Gestalt in ihrem nachtblauen Mantel und den eleganten Schnürstiefeln noch deutlich vor sich. Denn später, als sie mit dem Bus nach Hause gefahren war, hatte sie die Frau noch einmal gesehen. Als der Gelenkbus mit Schwung in die Kurve gegangen war, hatte die Fremde die Bewegung mit einer leichtfüßigen Eleganz ausbalanciert. Und ihr dabei mit einem rätselhaften Lächeln direkt in die Augen gesehen. Ihr Blick war von einer seltsamen Intensität gewesen. Fast hatte es so ausgesehen, als schimmere ein silberner Ring um die Iris. Pure Einbildung natürlich. Obwohl…


… Fortsetzung folgt …

© Kea Ritter, Februar 2022

**********pioGJ Mann
788 Beiträge
Die Geschichte „Vipera“ gefällt mir so gut, dass ich mir eine Fortsetzung über die drei ersten Teile hinaus wünsche.
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****012 Frau
517 Beiträge
Vipera (2/3)
Elisa starrte auf das Blatt Papier, auf dem sie traumverloren herumgekritzelt hatte. Sie hatte immer ein Talent fürs Zeichnen gehabt. Doch nun war sie selbst überrascht, wie lebendig sie die Züge der Unbekannten eingefangen hatte. Rasch machte sie ein Foto von ihrem Werk und mailte es an das Ausstellungsteam des Museums. Vielleicht war die Dame dort ja bekannt?

Die Antwort flatterte am nächsten Tag kurz vor Feierabend in ihr Mail-Postfach. Und weckte in Elisa das dringende Bedürfnis, ihre Stirn auf die Tischplatte krachen zu lassen. Oh ja, die Museumsleute kannten die Frau. Schließlich hatten sie ihr sogar einen eigenen Teil der Ausstellung gewidmet. Elisa öffnete das Bild im Anhang der Mail. Kein Zweifel, sie war es: Anna von Berus, eine der Mitbegründerinnen des Vipera-Zirkels. Verrucht, geheimnisumwittert, einflussreich. Man munkelte sogar, dass die Kreuzotter ihren wissenschaftlichen Namen Vipera berus ihr zu Ehren bekommen hatte. Aber das war natürlich Spekulation.
Elisa schüttelte den Kopf über sich selbst. Ihre Erinnerung musste das historische Portrait aus der Ausstellung mit den Zügen der faszinierenden Fremden aus dem Bus vermischt haben. Was für Streiche einem das Gedächtnis spielen konnte! Erschöpft rieb sie sich die Augen und fuhr ihren Computer herunter. Schluss für heute!

Wie anstrengend der Tag tatsächlich gewesen war, zeigte sich am nächsten Morgen. Irgendwie hatte es das Weckerklingeln nicht geschafft, in ihr traumvernebeltes Hirn vorzudringen. Und so begann der Tag ohne Frühstück und mit einem Sturmlauf die Treppe hinunter. Wenn sie nicht im Rekordtempo ins Büro kam, würde ihr Tagesablauf komplett aus den Fugen geraten.

„Guten Morgen!“, rief sie dem Handwerker im Flur zu. Er erwiderte murmelnd ihren Gruß, drehte sich aber nicht um. Seine Firma war seit zwei Tagen dabei, den Eingangsbereich des Mietshauses neu zu fliesen. Soeben hatte er sich einen neuen Abschnitt vorgenommen und trug mit einer Zahnkelle den Kleber auf. Im Vorbeieilen nahm Elisa das gleichmäßige Streifenmuster wahr, das er mit den Zacken des Werkzeugs in den Mörtel gekämmt hatte. Und sah, wie sein Arm zu einem eleganten Schwung ausholte und die Geometrie durchbrach. Zweimal… dreimal… Sie war schon auf halbem Weg in die Redaktion, als ihr Hirn den flüchtigen Eindruck entschlüsselt hatte. Litt sie an Halluzinationen? Oder hatte dieser Fliesenleger gerade den dreifach verschlungenen Körper einer Schlange in den Mörtel gezeichnet?

„Glaubst du, ich verliere allmählich den Verstand?“
Tom grinste, als sie nach einem hektischen Arbeitstag in sein Büro platzte und ihn als erstes mit dieser Frage konfrontierte. Doch als sie ihm von ihren Erlebnissen berichtete, wurde er ernst.
„Erst die Frau im Bus, die aussieht wie Anna von Berus“, knurrte Elisa. „Und jetzt dieser Handwerker. Das ist doch alles kein Zufall!“
Ihr Chef schüttelte den Kopf. „Es sieht fast so aus, als wolle dich jemand mit der Nase auf diese Hexengeschichte stoßen“, überlegte er. „Fragt sich bloß: Warum?“
„Nehmen wir mal an, jemand will den Vipera-Zirkel wieder aufleben lassen. Irgendwelche Spinner, die sich für moderne Hexenmeister halten…“
„… und für ihre Orgien eingelegte Schlangen aus dem Stadtmuseum brauchen?“ Tom hob skeptisch die Augenbrauen.
Sie lachte. „Hm. Na ja… klingt ein bisschen skurril, zugegeben. Aber vielleicht ging es ihnen ja eher um die historischen Bücher mit den Beschreibungen der Rituale. Und um den Siegelring und die anderen Schmuckstücke. Damit ihre Hexensabbats auch richtig authentisch werden. Was weiß ich, was in solchen Leuten vorgeht.“
„Aber was wollen diese Freizeit-Magier dann von dir?“
„Vielleicht suchen sie ja neue Mitglieder für ihren Verein. Oder Förderer mit Geld und Einfluss. Alles nachvollziehbare Gründe, um in die Medien zu wollen.“
„Aber andererseits müssen sie ja damit rechnen, dass du ihnen auf die Schliche kommst und zur Polizei gehst. Und dann sind sie wegen des Einbruchs dran.“ Toms Miene verfinsterte sich. „Vielleicht ist es eine Falle.“
„Wie meinst du das?“
„Na, sie haben es doch perfekt geschafft, deine Neugier zu wecken. Vielleicht befürchten sie, dass du bei deinen Recherchen mehr herausfinden könntest, als ihnen lieb ist. Also suchen sie Kontakt zu dir. Um dich irgendwie zum Schweigen zu bringen.“
„Jetzt hör aber auf!“ Elisa verdrehte die Augen. „Du glaubst nicht im Ernst, dass eine Bande von Zauberlehrlingen und Erotikfreaks mir etwas antun will?“
„Ok, wenn du es so ausdrückst, klingt es schon ein bisschen unrealistisch“, gab er zu. „Aber sei trotzdem vorsichtig, ja? Bis nächste Woche!“
„Klar, mach ich. Schönes Wochenende, Tom!“

Der leichtherzige Tonfall, mit dem sie sich verabschiedet hatte, konnte sie selbst nicht ganz überzeugen. Während des gesamten Heimwegs kreisten Elisas Gedanken hartnäckig um ungelöste Rätsel und obskure Gefahren. Kein Zweifel: Die Fremden wussten nicht nur, dass sie für die Zeitung arbeitete und sich für den Fall interessierte. Sie kannten auch ihre Adresse.
Entsprechend nervös schloss sie die Tür zum Hausflur auf. Doch der Mörtel, der vielleicht eine Schlange beherbergt hatte, war unter einem ordentlichen Schachbrettmuster aus schwarzen und weißen Fliesen verschwunden. Elisa war erleichtert.

Dieses Gefühl hielt allerdings nur bis zu dem Moment, in dem sie ihren Briefkasten öffnete. Denn zwischen Rechnungen und Werbeprospekten lag ein kleines, längliches Päckchen. Und auf dessen Rückseite prangte ein blutrotes Siegel mit dem Relief einer dreifach gewundenen Schlange. Was zum Teufel…? Unschlüssig starrte Elisa ihren Fund an, als könne sie ihn zum Reden bringen. Oder dazu, sich freundlicherweise in Luft aufzulösen. Nichts von beidem geschah. Also trug sie ihn so vorsichtig in ihre Wohnung, als könne er jeden Moment explodieren.

Mit spitzen Fingern wickelte sie das Papier ab, das sich als Teil einer Landkarte entpuppte. In der Mitte war die große, blaue Wasserfläche des Federsees zu erkennen, über die jemand mit elegant geschwungenen Buchstaben das Wort „Frühlingsvollmond“ geschrieben hatte. Und als sie das Papier vollends auseinanderfaltete, kam ein Stück dunkles, poliertes Holz an einem Lederband zutage. Ein Amulett, kunstvoll geschnitzt in Form des Buchstabens V. Seine beiden Schenkel bestanden aus schuppigen Körpern, die sich umeinander wanden wie die Stränge einer Zuckerstange. V wie Vipera.
Elisa ließ sich auf einen Stuhl fallen und atmete tief durch. Keine Frage: Dies war eine Einladung. Eine Herausforderung. Und sie würde sie annehmen. Morgen. In der Nacht des Frühlingsvollmonds. Was sollte schon passieren?

Keine 24 Stunden später spann ihre Fantasie schon fleißig an Antworten auf diese Frage. Bevorzugt an solchen mit Gänsehautfaktor. Am hellen Tag einen Bootsverleih anzusteuern und ein Kanu für eine Wochenend-Tour rund um den Federsee zu mieten, war natürlich kein bisschen unheimlich gewesen. Im Gegenteil: Sie hatte den Ausflug in dieses Wasserlabyrinth anfangs sehr genossen. Man konnte hier tagelang unterwegs sein, über Bäche und Kanäle von einem See zum nächsten paddeln. Das reinste Idyll.

Doch als der Nachmittag voranschritt, schlug die Stimmung um. Erste Nebelschwaden tanzten auf feuchten Wiesen und schlichen um die knorrigen Stämme der Erlen. Es sah aus, als verschleiere die Landschaft ihr Gesicht. Die ewig schnatternden Wasservögel schienen ein plötzliches Schweigegelübde abgelegt zu haben. Und das Flüstern des Schilfs klang irgendwie höhnisch. Ob sie umkehren sollte? Gerade jetzt, wo sie den Federsee bald…


… Fortsetzung folgt …

© Kea Ritter, Februar 2022

*****169 Frau
6.194 Beiträge
*wow* Einfach traumhaft fesselnd *hutab*

Sprachlos bin ... mir fehlen wirklich schlicht die Worte, liebe @****012 *spitze* ... *bravo*
*********Easy Paar
22.749 Beiträge
Oh nein... Mittendrin einfach aufzuhören... Du Pööse....

Wir warten aber.... *mrgreen*...
Es ist immer wieder erstaunlich, egal mit welcher Geschichte, Du die Menschen fesseln kannst. *wow*
Ich bin soooooo gespannt......
**********pioGJ Mann
788 Beiträge
Wie hypnotisiert stürzen sich die Lesenden freudig in den Bann der Vipera.
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****012 Frau
517 Beiträge
Ich danke Euch allen für Eure zauberhaften Kommentare! Es ist so schön zu lesen, wie Ihr mitfiebert. *love4*

Dann wollen wir doch mal schauen, was in dieser nebelumspielten Hexenwelt noch passiert. Es fehlen ja auch noch wichtige Wörter... unter anderem der "Aufsitzrasenmäher" *lol*

Viel Spaß!
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****012 Frau
517 Beiträge
Vipera (3/3)
Die Stimme, die das Wasser zu ihr trug, traf sie mitten zwischen die Beine. Es war eine tiefe, dunkle Männerstimme, die mit feinstem Schleifpapier über ihre Trommelfelle zu fahren schien. Sie sang in einer unbekannten Sprache, die klang wie aus einer anderen Zeit. Und doch war ihre Botschaft mühelos zu verstehen. Sie wisperte von den Geheimnissen der Wollust. Von Ausschweifungen, die kein Maß kannten. Sie flatterte in keuchenden Atemzügen, knurrte von Ekstase. Mal streichelte sie mit provozierender Sanftheit, mal fuhr sie akustisch die Krallen aus. Es war eine Barden-Stimme, die Bedenken in tropfende Lust verwandeln konnte. Und die Elisas Boot durch den trügerischen Nebel zu leiten schien, ohne dass sie etwas dafür tun musste.

Mit einem Knirschen landete das Kanu an einem dämmrigen Ufer, an dem ein großes Feuer brannte. Seine Flammen tanzten mit den Nebelschleiern und tauchten ein Grüppchen Menschen in dunklen Kapuzenumhängen in ein unwirkliches Licht. Unwillkürlich schloss Elisa ihre Finger um das Amulett um ihren Hals.

„Herzlich willkommen!“, sagte eine großgewachsene Frau mit angenehm weicher Stimme. „Schön, dass Du da bist.“ Mit einer eleganten Bewegung schob sie sich die Kapuze vom Kopf und gab eine kastanienfarbene Lockenmähne frei.
Elisa kletterte aus ihrem Boot und starrte sie an, als sei vor ihren Augen soeben ein Alien gelandet. „Anna von Berus?!“, platzte sie heraus.

Die Fremde lachte. „Na ja, nicht ganz. So alt bin ich nun auch noch nicht. Mein Name ist Katharina. Anna war meine Urahnin.“
„Unser aller Vorbild“, ergänzte der bärtige Barde, der sich als Ruben vorstellte. „Und deins ja hoffentlich bald auch.“ Ein süffisantes Lächeln spielte um seine Lippen.
Elisa runzelte irritiert die Stirn. „Wieso meins?“
„Wir haben dich aus einem bestimmten Grund hierher gebeten“, erklärte Katharina, und in ihren Augen funkelte es. „Es geht um das Ritual, mit dem der Vipera-Zirkel das Ende des Winters gefeiert hat. Der alten Tradition zufolge braucht man dazu sieben Menschen." Sie wies in die Runde. „Wie du siehst, sind wir aber nur sechs. Und da du dich ja für das Thema zu interessieren scheinst, haben wir dich eingeladen. Komm, Vipera nova, setz dich ans Feuer.“

Etwas zögerlich folgte Elisa der Einladung und ließ sich im Kreis der exzentrischen Schlangenbeschwörer nieder. Gastfreundlich streckte ihr Katharina einen silbernen Trinkpokal entgegen. Die Bewegung bauschte ihren Umhang und zeigte die helle Haut ihrer Beine. War sie nackt darunter? Und was war mit den anderen? So diskret wie möglich musterte Elisa das Grüppchen, konnte die Frage aber nicht eindeutig beantworten. Sie nahm den Becher entgegen und schnupperte vorsichtig daran. Wein, sonst nichts. Und kein schlechter offenbar.

„Auf die Magie!“ Katharinas Tonfall hatte tatsächlich etwas Beschwörendes. Und das Murmeln der anderen schien aus uralten Zeiten zu kommen.
Als Elisas Stimme in die Worte der Fremden einstimmte, kroch ihr eine Gänsehaut über den Rücken. Es war ein merkwürdig angenehmes Gefühl. Doch sie hatte noch immer keine Vorstellung davon, auf was sie sich hier eingelassen hatte.

„Was für ein Ritual ist das denn?“, fragte sie vorsichtig. Falls es hier um das Verzehren von Tollkirschen, Spinnenbeinen oder anderen dubiosen Hexen-Substanzen ging, würde sie sich gleich wieder verabschieden.
Katharina zwinkerte ihr zu. „Ich denke, es wird dir gefallen. Wir wussten lange auch nicht so genau, was dabei vor sich ging. Aber dank gewisser neuer Quellen…“ Sie lächelte maliziös, und es konnte keinen Zweifel daran geben, dass sie auf den Museumseinbruch anspielte.

„Äh, schon gut, Katharina“, ging Ruben dazwischen. „Das tut ja nichts zur Sache. Das Ritual ist jedenfalls äußerst faszinierend.“ In seinen Augen spiegelte sich das Feuer. Schwer zu sagen, ob da ein silbriger Ring um die Iris schillerte. „Es feiert das alljährliche Erwachen der Schlangen aus der Winterstarre. Die Lebendigkeit, die wieder in ihre ausgekühlten Körper zurückkehrt.“ Er senkte die Stimme noch ein paar Nuancen tiefer. „Sie werden wieder stark, geschmeidig, vielleicht auch ein bisschen gefährlich. Aber dazu brauchen sie Wärme. Und die bereitzustellen, ist die Aufgabe unseres Zirkels.“

Diese Vorlage konnte Elisa nicht ungenutzt lassen. „Ihr betreibt eine Art Heizpilz für Reptilien?!“
Der Barde grinste. „Könnte man sagen.“ Es machte ihm offenbar nicht das Geringste aus, die Patenschaft für die neue Junghexe zu übernehmen und für sie den Erklärbär zu spielen. „Ein sehr umweltfreundlicher Heizpilz übrigens. Läuft mit reiner Bio-Energie.“ Er rückte ein Stück näher an sie heran.

Tatsächlich schien eine angenehme Wärme von ihm auszugehen. Elisa konnte sich plötzlich sehr gut vorstellen, sich in dieser Wärme zu räkeln. Vor allem, als er mit leiser, aber herausfordernder Stimme erneut zu singen begann. Es war eine Melodie aus Mondlicht und Schilfgeflüster. Nebelhände schienen nach Elisa zu greifen und ihr langsam die Jacke abzustreifen. Dann den Pullover, die Hose… alles.

Die Frühlingsnacht war kühl. Doch Rubens Stimme tanzte um das Feuer, spielte mit den Flammen. Und leckte mit warmen Zungen über ihre Haut. Lockend mit dem Unbekannten. Jeder Ton ein sprühender Funke. Sie hatte plötzlich keinen Zweifel mehr daran, dass die Energie dieser Nacht jede beliebige Anzahl von Schlangen aus dem Tiefschlaf reißen würde. Ihre eigene Sinnlichkeit war jedenfalls geweckt. Sie pulsierte in ihrem Inneren wie ein lebendiges Wesen. Hungrig. Gierig. Bereit für die Jagd. Ihre Haut glühte unter zarten Berührungen. Dann unter handfesteren. Wem die Hände gehörten, konnte sie schon bald nicht mehr unterscheiden. Ihr Körper bäumte sich auf. Und ließ sich in die Nacht fallen.

Wer mit ihr spielte und wer sie umschlang? An wem sie sich rieb und wen sie leckte? Wer in sie eindrang und wen sie ritt: Wer wusste das schon! Es war ein Genuss aus tausend Aromen. Denn Rubens Stimme blieb bei ihr. Und führte sie in eine andere Welt.

War es das, was man Magie nannte? Sie lächelte vor sich hin. Die Dunkelheit war dem Morgen gewichen, die Frühlingssonne hatte die Nebelschwaden fortgeleckt. Und mit ihnen die Gefährten der Nacht. Elisa war allein am Ufer gewesen, als sie erwachte. Doch ihr Körper zeigte ein paar deutliche Spuren der vergangenen Exzesse. Zu real für Traumgespinste. Ganz zu schweigen von den Bildern, die sich in ihr Gedächtnis gebrannt hatten.

Auf dem Rückweg genoss sie jeden Paddelschlag, das ruhige Dahingleiten ihres Kajaks. Sie fühlte sich, als sei auch sie aus der Starre der kalten Jahreszeit erwacht. Bereit, das Leben wieder zu feiern.
War die Welt nicht schon ein bisschen grüner geworden? Auf der Wiese am Bootsverleih zog sogar schon ein Mann auf einem Aufsitzrasenmäher seine Bahnen durch saftiges, hohes Gras. Ein typisches Spätfrühlingsbild… im März?! Elisa stockte der Atem, und die Härchen in ihrem Nacken richteten sich auf.

Wie lange war sie fort gewesen?

ENDE

© Kea Ritter, Februar 2022

.
Auweia......So viele Gelüste, Genüsse über eine so lange Zeit?
*****169 Frau
6.194 Beiträge
Zitat von ****012:
Es war eine tiefe, dunkle Männerstimme, die mit feinstem Schleifpapier über ihre Trommelfelle zu fahren schien.
*wow* was für Bilder, die du für uns zeichnest *abgedreht*
Faszinierend, fesselnd uuuund

Zitat von ****012:
„Ihr betreibt eine Art Heizpilz für Reptilien?!“
*rotfl* einfach zu gut *haumichwech*


*anbet* Was für eine herrlich-verführerische Triologie, Meisterin @****012 *hexe*

*spitze* *bravo* *hutab*
*****002 Paar
1.330 Beiträge
Ich sag nur klasse 👍
*********zier Mann
1.026 Beiträge
Einfach toll, wie Du innerhalb weniger Tage solch eine Geschichte aus dem Hut zauberst. Du verstehst es, uns immer wieder zu begeistern. Danke dafür. *g*
**********pioGJ Mann
788 Beiträge
Vor Ekstase in Raum und Zeit verloren…


Leider wurde Teil 3 als FSK 18 eingestuft.
Ich frage mich allerdings warum.
So bitte ich die Moderation um Erläuterung.
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