Passend dazu meine Gedanken mal kreativer umgesetzt:
Botschaft an die Bevölkerung Terras
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मैं तुम्हें शुभकामनाएँ भेजता हूँ!
ฉันส่งคำทักทายถึงคุณ!
我向你致以問候!
ご挨拶を送ります!
인사드립니다!
أرسل لك تحياتي
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ﬔﯔ ש ԪⱭꜼꝺϢΨ
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Σας στέλνω χαιρετισμούς!
Шлю вам привет!
Posílám vam pozdravy!
Anfonaf gyfarchion atoch!
Ég bið að heilsa ykkur!
I am sending greetings to you!
Ich sende Grüße an euch!
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Bewohner von Terra – genannt Menschen – ich habe euch etwas zu sagen.
Ich lebe schon seit vielen eurer Umläufe um euer Zentralgestirn unter euch. Ich wurde in einen Körper transferiert, der genau so aufgebaut ist wie eurer. Geboren von euresgleichen, um nicht unter euch aufzufallen.
Selbst ich wusste seit ich hier bin, nichts von meiner Mission, euch zu beobachten, unter euch zu leben, von euch zu lernen und euch kennenzulernen.
Eure Schrift zu lernen war dabei vergleichsmäßig leicht. Im Gegensatz zu eurer Sprache selbst. Nicht mal, dass ihr so viele verschiedene Sprachen sprecht, stellt ein Problem dar. Die Worte zu lernen ist leicht, diese richtig zusammenzusetzen, erweist sich unter Umständen als schwierig.
Das eigentliche fast unlösbare Problem ist ein anderes. Bei mir und meinem Volk und auch bei allen anderen Völkern, die unerkannt unter euch leben, hat jedes Wort genau eine Bedeutung und jede Bedeutung hat genau ein Wort.
Ich gehe davon aus, dass nicht nur Bewohner meiner Welt unter euch leben, sondern auch andere Außerweltliche, welche soweit ich mitbekommen habe, dieselben oder ähnliche Schwierigkeiten mit der Kommunikation mit euch haben wie ich. Euer Begriff, mit dem ihr versucht, unsereins einzuordnen, ist „Autisten“. Zudem leben unter euch noch eine Vielzahl anderer Geschöpfe, welche anders als ihr sind, aber denselben Ursprung haben wie ihr.
Ich habe mit den mir hier zur Verfügung stehenden Mitteln versucht, die Abstammung aller eurer Formen bis zu ihrem Ursprung zurückzuverfolgen.
Dabei stellte ich eines fest: Seit mehr als zehntausend Umläufen zerstört ihr die Vielfalt, die euch umgibt. Und nicht nur das: Ihr bekämpft andere Spezies und darüber hinaus eure eigene Art.
Dabei habe ich ein erschreckendes Muster erkannt: Ihr habt Angst vor allem, was anders ist. Und alles, was nicht wie ihr ist, wird entweder angepasst oder vernichtet. Alles, was euch scheinbar nützt, fördert ihr, alles, was euch scheinbar schadet, rottet ihr aus.
Angefangen bei den Tieren der Eiszeit bis zu uralten Arten, wie Walen oder Elefanten. Sogar vor euren nächsten Verwandten auf Terra macht ihr nicht halt. Vor allem die Arten, die euch im Intellekt ähnlich sind.
Um Zusammenhalt unter euch zu gewährleisten, erscheint es mir, dass ihr dazu ein Feindbild braucht. Und nachdem ihr eure natürlichen Feinde, wie große Raubtiere aus der Eiszeit ausgerottet hattet, hattet ihr neben den anderen großen Tieren nur noch euresgleichen dafür zur Verfügung. Und dabei scheint es einfach, sich Außenseiter oder Andersdenkende als Zielscheibe zu suchen.
Unter euch scheint meiner Wahrnehmung nach zu gelten: Wer sich nicht anpassen kann und wer anders ist, wird bekämpft. Zu euren Anfängen wurden Außenseiter, weil sie für euer Überleben nicht nützlich waren, entweder getötet oder von der Gemeinschaft ausgeschlossen. Es wurde sogar in jüngerer Vergangenheit versucht, diese auszumerzen, wegzusperren oder unter Zwang anzupassen.
Auch jetzt in einer Zeit, in der ihr von „Toleranz“ und „Vielfalt“ sprecht, was erst einmal gut klingt, ist es nicht anders.
Meine Denkweise war schon zu fremd für euch, als ich zur Welt kam. Als ich heran wuchs, verstärkten sich diese Unterschiede, obwohl ich alles getan hatte, wie ihr zu sein.
Dieser Körper ist genauso ungeeignet für mich wie dieses Gehirn. Ich habe Schwierigkeiten, die Bewegungen zu koordinieren, meine Umgebung zu erfassen und zu verarbeiten, sowie meine Gedanken für euch verständlich zu machen und eure Kommunikation richtig zu verstehen.
Es ist nahezu unmöglich für mich, eine so komplizierte Sprache zu erlernen. Und eure Fehlertoleranz reicht vielleicht für einige eure Mitgeschöpfe – genannt Tiere, Pilze und Pflanzen – aber nur für die, die euch nützen oder die ihr hübsch findet. Nicht jedoch für all die anderen.
Ich habe Gefühle! Teilweise sogar dieselben wie ihr. Ich kenne Angst – sehr gut sogar. Ich kenne ╥┼╖ – Das nächstliegende Wort in eurer Sprache ist Trauer, nur dass ich sie anders zeige. Ich kenne sogar Frohsinn – auch den zeige ich anders als ihr.
Im Umgang mit eurer Spezies überwiegt leider Trauer und Angst. Dazu kommt Ärger. Ärger, weil ich den Eindruck erhalte, meine Bemühungen reichen nicht. Angst, wieder etwas falsch zu machen und Trauer, weil ich versuche, mich verständlich zu machen, aber meine Aussagen scheinbar grundsätzlich negiert und negativiert werden.
Darüber hinaus etwas was ihr „Verwirrung“ nennen würdet. Diese ist zu komplex, als das meine Worte reichen würden, euch den Grund zu erklären. Betrifft vor allem eure Interaktionen.
Ich kenne das Wort „Botschafter“. Ich weiß auch, was diese unter euren Völkern für eine Funktion haben. Eine ähnliche, wie die Geschöpfe innehaben, welche ihr in euren Zoos haltet oder in euren Behausungen.
Mir fehlt eine Art Botschafter, beziehungsweise der bessere Umgang von euch für meinesgleichen. Auch ich habe für euch eine Art „Botschafterfunktion“. Ich zeige euch anhand eurer Reaktion auf meine Fremdartigkeit, wie schwer euch Toleranz und Respekt vor dem Unbekannten und Andersartigen immer noch fällt.
Als ich mitbekommen habe, wie ihr als Form mit euren Mitgeschöpfen, mit meinesgleichen in der Gesamtheit und auch mit mir selbst umgegangen seid, habe ich wahrgenommen, dass es euch wahrscheinlich nicht nur an Toleranz und Verständnis fehlt, sondern auch an Mitgefühl für andere.
Das löst bei mir die schon genannten Gefühle Angst, Trauer und Ärger aus. Die zu einer ╤╧╩╪ und ╝╬╛╝ führten. Die Übersetzungsoptionen nennen diese Begriffe: „Traumata“ und „schwere Depression“.
Fehler im Umgang mit euch wurden von eurer Seite schon seit meines Heranwachsens mit lautem Geschrei, bösen Worten, die ich nicht übersetzen konnte, aber deren Wirkung war wie ein langsam tötendes Gift eines Wesens, welches nur einmal zuschnappen musste, um mich nachhaltig zu schädigen. Dazu kamen körperliche Übergriffe, Ekelgefühle eurerseits, als sei ich schimmlige, stinkende Nahrung und rigorose Ablehnung.
Und das, während ich beobachten musste, wie ihr mit allen, die euch besser passen, umgeht, während ihr nicht einmal die Versuche meinerseits honoriert, mit euch Kontakt aufzubauen.
Ich fühle mich dabei immer unwohl, denn neben den anderen Grundbedürfnissen, wie Nahrung, Flüssigkeit, Ruhe und einen Raum für mich, habe ich das Bedürfnis nach Nähe und nach Kontakt. Auch nach Partnerschaft, Vereinigung und Fortpflanzung. Auch wenn das auf euch anders wirkt.
Auch ich reagiere ähnlich wie ihr auf äußere Eindrücke: Sind diese negativ, dann ziehe ich mich zurück. Sind diese positiv, nähere ich mich.
Ihr könnt nicht erwarten, dass ein Wesen sich euch nähert, wenn ihr ihm immer wieder Schaden zufügt. Ihr könnt nicht erwarten, dass es dann noch Frohsinn imitiert.
Solchen Erwartungen zu entsprechen neben den Schwierigkeiten, überhaupt diese ganzen Eindrücke zu filtern und noch den Versuchen, mit euch zu kommunizieren und zu interagieren, lösen bei mir Stress und Erschöpfung und zunehmend Frust aus.
Wie soll ich euch denn richtig kennenlernen, wenn mir meist nur eine abweisende Seite gezeigt wird? Was denkt ihr denn, was das feindselige Verhalten von den meisten von euch bei mir auslöst? Ich wollte nicht nur überleben, sondern leben.
Dazu kommt eines: Über die lange Zeit, in der ich unter euch existiere, habe ich eine persönliche Entwicklung durchlaufen, die – je älter ich wurde – immer unumkehrbarer wurde. Durch Erfahrungen, Umfeld, Umgebung und dem Umgang mit mir ausgelöst.
Dabei habe ich eines wahrgenommen: Mich jetzt noch zu verbiegen und zu verändern, führt niemals zu etwas Gutem. Weder Verbote, eure laute und zu schnelle Sprache, noch unauffällige Manipulationsversuche, noch giftige Bisse eurerseits als Reaktion auf Verletzungen eurerseits, die durch Fehler meinerseits verursacht werden, noch durch körperliche Gewalt.
Damit eines klar ist: Ich bin keines eurer Jungen mehr. Ich bin auch keines der Wesen, die ihr „Hund“ nennt, den man belohnt, wenn er etwas richtig macht oder den man vielleicht noch bestraft, wenn er etwas falsch macht. (Ein Verfahren, welches eure Spezies schon lange nicht mehr bei euren anderen Mitgeschöpfen anwendet. Da verwendet man nur das Belohnungsprinzip. Das zusätzliche Bestrafungsprinzip nutzt ihr hauptsächlich nur für eure eigene Art.) In dem Kontext bin ich eher mit euren Katzen, Nagetieren, Vögeln, Reptilien oder auch mit Insekten zu vergleichen. Nur komplexer und fremdartiger. Anders gesagt: Ich habe ein Bewusstsein und eigene Vorstellungen vom Miteinander. Teilweise spiegele ich eure eigene Spezies und euer Verhalten wider. Hervorgerufen durch den ständigen Umgang mit euch und den Eindruck, den ihr mir vermittelt habt. Und das wiederum scheint ihr nicht zu vertragen.
Ich stelle eurer Spezies eine Frage: Was gibt euch in der Gesamtheit oder Gemeinschaft das Recht, über andere urteilen und zu bestimmen und was „richtig“ oder „falsch“ zu sein hat und was gibt euch als Gesamtheit oder Gemeinschaft das Recht, andere schlecht zu reden, sie auszuschließen oder ihnen darüber hinaus noch Schäden zuzufügen, ihnen den Raum wegzunehmen, sie zu schlagen, sie zu verletzen oder gar zu vernichten, nur weil diese anders aussehen, anders denken, anders reden, anders handeln, sich anders verhalten als ihr es gewohnt seid oder als ihr es verlangt?
Wieso stellt ihr so viele unlogische, sich teilweise selbst widersprechende Regeln füreinander auf, die ihr selbst nicht immer einhaltet, aber fordert, dass ich dies tue?
Wieso glaubt ihr, dass es richtig ist, denjenigen mit Ablehnung und Verletzungen zu begegnen, die eigentlich auf eure Hilfe, euer Verständnis, euer Mitgefühl und eure Nähe angewiesen sind? Dass ihr die noch zusätzlich schädigt, die bereits leiden. Nur, weil sie euch lästig oder unbequem sind?
Jeder von euch hat nur das Recht, über sich selbst zu entscheiden. So wie ich über mich selbst entscheide. Nicht mehr und nicht weniger.
Wieso glauben so viele von euch, sich ständig über die anderen zu erheben, um dann auf die vermeintlich Schwachen loszugehen?
Zu oft stellte ich fest, dass die meisten von euch mit zweierlei Maß messen.
Verlangt ihr etwa von mir, dass ich mich für euch komplett ändere? Mich für euch und eure Bedürfnisse anpasse? Mich selber aus den Augen verliere? Und ihr dafür alles machen könnt, was ihr wollt ohne Rücksicht auf mich oder andere?
Ich kann euch maximal entgegenkommen. Nicht mehr, nicht weniger. Wenn ihr damit auch zufrieden wärt, dann schlage ich euch vor, dass ihr vielleicht am besten bei euch selber anfangt. Kommt mir entgegen, stellt euch darauf ein, dass ich anders als ihr kommuniziere, hört erst einmal richtig zu und (vor)verurteilt nicht gleich, gebt mir Zeit, lasst mir Raum, lernt mit Fehlern anderer besser umzugehen, unterstellt nicht gleich Opferdenken, Jammerei, Angriffe und Boswillen, fragt erst einmal in Ruhe nach und respektiert vor allem die Andersartigkeit eurer Mitgeschöpfe. Gebt mir und auch anderen die Achtung ihrer Gefühle, Bedürfnisse und Äußerungen, die ihr selber haben möchtet. In euren Familien könnten schließlich ebenfalls Wesen wie ich leben.
Ist die Vielfalt durch andere Geschöpfe erst einmal weg, weil ihr sie kaputt macht, kommt sie nie wieder und ihr merkt erst, was ihr verloren habt, wenn sie nicht mehr da sind. Das betrifft auch mich und all die anderen Spezies, die unerkannt unter dem Sammelbegriff „Autisten“ unter euch leben... Existieren... Dahinvegetieren...
So lange ihr mir den Eindruck vermittelt, dass meine Artgenossen und mich schlechter gestellt und behandelt werden, als euresgleichen oder manche eurer Mitgeschöpfe, die ihr als „positiv“, „niedlich“ oder „nützlich“ anseht, schränke ich den Kontakt zu euch zwangsläufig ein. Als Reaktion auf euer Verhalten und dass eure Spezies meist nur das Schlechte in mir und anderen Autisten seht.
Zusammengefasst habe ich im Umgang mit euch eins von Anfang an immer gewusst: Ich brauche keine Vorwürfe, keinen Druck – egal ob subtil, emotional, psychisch, keine ständigen Ermahnungen, keine ungefragten Ratschläge und Rückmeldungen, keine ständige Dauerbeschallung mit Informationen und Reizen, keine sich ständig ändernden, teils unlogischen und auch widersprechenden Regeln und Vorschriften, keine Lügen, falschen Versprechungen oder Floskeln, keine Oberflächlichkeiten und Smalltalk, keine lauten, vehementen oder dominanten Verhaltensmuster eurerseits, keinen Streit, kein Nachhaken und Nachtreten, nachdem ich längst genug hatte, keine vorschnellen Verurteilungen meiner Person oder Unterstellungen, keine zu schnelle Dynamik in der Interaktion, keine verletzenden, spöttischen, abwertenden Äußerungen eurerseits... Und schon gar keine Gewalt, Arroganz, Ignoranz oder Ungeduld. Generell keine Herabstufung meiner Bemühungen und meines Daseins von eurer Seite aus.
Was ich eigentlich brauchte, waren Freiräume, um mich überhaupt einmal zu entfalten, dass mir jemand einfach nur richtig zuhört, erst einmal nachfragt, Zeit, meine Eindrücke auch zu verarbeiten, Respekt, Verständnis und vor allem Mitgefühl.
Wir, die ihr Autisten nennt, sind genau so schützens- und liebenswert und haben auch viele tolle Eigenschaften – wie alles andere, das auf Terra lebt! Wenn ihr es denn zulassen und (an)erkennen würdet und uns nicht eure Denkweise aufzwingt oder uns wie euren Abfall behandelt...
Meine Botschaft an euch war im Übrigen von Anfang an klar und einfach gewesen: „Lasst uns Freunde sein!“
Ende der Übertragung
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