„„Ich will jetzt nicht zynisch klingen, aber meiner Meinung nach gilt man automatisch als geistig minder gemittelt, wenn man erwähnt, dass man auf einer Förderschule (früher Sonderschule).
Meiner Erfahrung nach spielt es dann überhaupt keine Rolle mehr, was man schon alles erreicht hat, weil stets das Wort "Förderschule" im Raum steht. Das ist auch der Grund warum nur bestimmte Menschen von meinem Studium wissen, weil ich keine Lust auf Fragen habe wie "Bist du sicher, dass du das schaffst?" oder "Ach Kind, mach dir keine Illusionen!"
Am schlimmsten fand ich, dass gerade viele Typen dachten, dass ich bestenfalls für einen schnellen Fick gut genug bin, aber niemals für eine intellektuelle Konversation. Richtig angewidert hat mich stets der Gedanke, dass die Männer immer an meine Schwester denken, während diese mich ficken. Deswegen habe ich bestimmten Männern auch den Sex strikt verweigert.
Meiner Meinung nach wird Absolventen von der Förderschule nicht nur die gesellschaftliche Teilhabe, sondern auch die Entfaltung der eigenen Sexualität verweigert, besonders wegen dieser Redewendung "Dumm fickt gut".
Da bist du nicht alleine, mich hat man auch auf diesen sonderschulischen Abgang festgenagelt. Obwohl ich später mich durch das Studium bis zum Bildungsmanager hochgearbeitet habe ( Qualifikation eines Rektor) ist der Schuldienst für mich verwehrt. Was für ein Schwachsinn, aber finanzieren darf man das ja vorher.
Zum Glück muss ich den 1. Bildungsweg nicht mehr auf dem Lebenslauf erwähnen, aber trotzdem habe ich das Gefühl, dass man lieber zugeben darf, dass man im Knast war als auf einer Förderschule.
Eine ehemalige Mitschülerin hat folgenden Satz zu meiner Tochter gesagt, weil meine Kleine auf der Förderschule ist: "Mein Papa hat gesagt, wenn ich nicht fleißig in der Schule bin, dann muss ich auch auf die Schule für dumme Kinder."
Da gab es auch eine Situation, wo meine Kleine und ihre Freundin vom Spielebus, der einmal die Woche kommt, weggeekelt wurden, weil die Regelschulkinder der Meinung sind, dass Kinder von der Schule für Dumme nichts beim Spielebus zu suchen haben.
Zu meiner Zeit war das auch so, dass Kinder von der Sonderschule gefälligst im Bus dort zu sitzen haben, wo die Dummen hingehören. In der 11. Klasse im Jahrespraktikum hatte ich auch eine Chefin, die mir zu verstehen gab, dass ich nur Abschaum von der Sonderschule bin.
Nur mein Mann behandelt mich auf Augenhöhe und er hatte schon sein Abitur bevor ich meinen Hauptschulabschluss 10A hatte, hat mich stets in meiner Schullaufbahn unterstützt und jetzt im Studium hält er mir auch den Rücken frei, wo es möglich ist. Auch in der Sexualität gibt er mir das Gefühl, dass ich viel zu bieten habe.
Ich muss stets an meinen Politiklehrer denken, denn ich in der 11. und 12. Klasse hatte, weil ich glaube, dass er ganz genau wusste auf welcher Schule ich war, es aber bewusst für sich behalten hat, damit ich nicht zur Zielscheibe seiner Kollegen und Kolleginnen werde. Er war zwar sehr streng, aber hat auch Anerkennung geschenkt, wenn man etwas erreichen wollte.