Hey,
@********_Sin ...!
Mir kommen drei Gedanken in Bezug auf deine Frage...
Erstens:
Wenn ich mir anschaue, wie anstrengend und auslaugend unser hierzulande derzeit noch vorherrschendes Familienmodell für die allermeisten Paare ist, wie viel Liebe und Lust von Alltagsorga überschüttet bis erschlagen werden und wie nachvollziehbar überlastet die allermeisten Eltern sind, die ich kenne, dann wäre es vielleicht in der Tat eine kluge Idee, wenn wir öfter mal fragen würden:
"Was, ihr wollt Kinder...?! Habt ihr euch das auch wirklich gut überlegt...?!"
Zweitens:
Es gibt ein Sprichwort, das besagt: "Um ein Kind zu erziehen, braucht man ein Dorf." Ich persönlich glaube, da ist viel dran! Wenn aber in einem Lande alle Leute schon damit ausgelastet sind, ihren eigenen Kindern zuzuhören, Obst zu schneiden, hinterherzuräumen, vorzulesen, bei den Hausaufgaben zu helfen, Wunden zu versorgen, Tipps zu geben, die Wäsche zu waschen, Dinge beizubringen und und und... - dann bleiben einfach keine anderen Menschen über, denen man diese Kinder mal für ein paar Stunden oder auch über Nacht übergeben und überlassen kann...
Fast jede gute Kindergeschichte enthält diesen verrückten "Onkel" oder diese verrückte "Tante", also eine erwachsene Person neben den Eltern, die immer mal wieder auftaucht und den Held:innen der Geschichte Beistand leistet oder wichtige Impulse mit auf den Weg gibt. Diese verrückten "Onkels oder Tanten" brauchen wir Eltern auch in der realen Welt. Damit wir zwischendurch aufladen und uns erholen können, um hinterher, mit frischer Kraft und voller Liebe unseren Nachwuchs wieder in die Arme zu schließen!
Auch diese Erkenntnis ist offensichtlich bislang noch nicht in unserer Leit(d)kultur angekommen...
Drittens:
Jede Rechtfertigung ist eine verbale Verteidigung.
Das Ziel einer Rechtfertigung ist immer, den Gegenüber von etwas ganz Bestimmten zu überzeugen.
Es ist daher kein Wunder, dass eine Rechtfertigung sich meist für beide Seiten (die sprechende ebenso wie die hörende) ziemlich anstrengend und ermüdend anfühlt.
Etwas vollkommen Anderes ist eine Erklärung. Wenn ich einer Person etwas erkläre, dann ist es nämlich zunächst einmal zweitrangig, ob diese Person meinen Worten folgt oder nicht.
So lange ich selbst mir in einer Sache vollkommen sicher bin und mich nicht abhängig fühle vom Verständnis oder Wohlwollen der anderen Person, kann ich mich einfach erklären. Fühle ich mich in meinem Standpunkt oder meiner Entscheidung jedoch nicht sicher oder aber fühle ich mich emotional abhängig von der Meinung der anderen Person über mich, werde ich vermutlich schnell ins Rechtfertigen rutschen.
Kürzer gesagt:
Lass die anderen doch ruhig fragen. Und wenn sie es tun, dann erkläre nüchtern und sachlich deine eigene Perspektive, deine Erfahrungen oder Beweggründe. Und dann, so als wärt ihr gar nicht in einem Streit, sondern in einem angeregten Dialog, frage: "Kann du das nachvollziehen...?!" Und dann sei du selbst ebenso neugierig auf die Sicht deines Gegenübers, wie du dir wünscht, dass er oder sie auf deine Haltung ist.
Ich glaube einfach, hinter diesen Fragen steht in aller Regel gar nicht der Wunsch, zu verletzen, sondern schlicht und einfach Unverständnis oder Unglaube. Da fehlt also im Grunde nichts als ein bisschen Information. Wenn du die schlüssig und nachvollziehbar einstreuen kannst, werden die Fragen schließlich aufhören.
Wenn das Thema allerdings heimlich (oder offen) stellvertretend steht für einen grundlegenden Kampf um die "richtige" oder "falsche" Art, sein Leben zu leben, dann lässt sich dieser Kampf unkompliziert über Jahre bis Jahrzehnte ausdehnen.