Geht es anderen auch so, wie geht ihr damit um?
Das erste mal, dass ich mich mit einem Kinderwunsch bzw dem Fehlen dieses Wunsches auseinandergesetzt habe, war, als ich ungefähr mein 13. Lebensjahr erreicht habe und meinen ersten richtigen Sexualkundeunterricht hinter mir hatte. Ich empfand es als zutiefst abstoßend und zugegebenermaßen unfair, dass ich diejenige sein müsste, die ihren Körper 'hergeben' würde. Auch war mir der Gedanke fremd, Mutter zu sein. Generell konnte ich mit dem üblichen Familienbild nur wenig anfangen. Das alles war natürlich nicht ganz ausgegoren, da war bestimmt auch einfach Trotz und Unreife dabei und trotzdem, die Dinge mögen sich zwar zum Teil geändert haben und meine Ansichten sind jetzt differenzierter, dennoch finde ich, dass meine Gefühle damals ihren Wert hatten.
Mutter möchte ich noch immer nicht sein, aber ich kann den Wunsch nachvollziehen. In meiner sozialen Blase habe ich nie das Gefühl bekommen, dass ich mich ernsthaft für meine Entscheidung rechtfertigen müsste. Als Teenager hab ich mir den ein oder anderen nervigen Spruch anhören müssen, aber jetzt in meinen 20ern passiert mir das extrem selten, dass ich mal die Frage nach dem 'Warum' beantworten muss. Das ist sicherlich auch eine Generationsfrage, denn immer mehr junge Menschen entscheiden sich bewusst gegen das Kinderkriegen, vor allem in den großen Städten ist das gar nicht mal so selten.
Und auch die jungen Mütter in meinem Umfeld sagen mir oft, dass es wohl bei dem einen bleiben wird und dass sie es zu jetzt 100% verstehen, warum ich keine Mutter sein will. So sieht für mich gelebter, gegenseitiger Respekt für andere Lebensentscheidungen aus.
Nur ein Erlebnis mit Anfang 20 bleibt mir bis heute im Kopf: Das war im zweiten Unijahr, eine gute Kommilitonin und Freundin wurde Tante und dementsprechend zeigte sie in den ersten Wochen stolz Babyfotos herum. Sie wusste, dass ich nicht euphorisch darauf reagieren würde, ich kann nun mal nichts damit anfangen, vor allem mit Fotos, sie hat es akzeptiert und daher nur den anderen gezeigt. Da saß ich nun mal kurz vor Unterrichtsbeginn mit einem Kumpel zusammen und wir beobachteten amüsiert das Geschehe vor uns: Freundin zeigte mal wieder Fotos herum und alle 'uhen' und 'ahen' und es sah einfach nur komisch und bescheuert aus, aber auf eine liebevolle Art und Weise. Eine andere Kommilitonin fand unser Verhalten wohl nicht so doll und fuhr uns recht aggressiv an, nannte den Kumpel einen Dulli, der es halt nicht verstehen kann und zu mir sagte sie, dass sie mich ernst nehmen könne, wenn ich anfangen würde, Babys süß zu finden. Hä? Mir lag Böses auf der Zunge, aber dann dachte ich mir, dass es das nicht Wert ist und habe die Klappe gehalten.
Und das rate ich auch jedem anderen: Sich einfach nicht darauf einlassen. Ich sehe es nicht ein, warum ich mit anderen, vor allem mit Menschen, die ich nicht kenne, über den Zustand meines Uterus reden müsste. 'Das geht dich nichts an' ist eine solide Antwort, zur Not sich einfach physisch entfernen.